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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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i.
Briefe aus Stuttgart.

Eine große Tagesftage verschlingt gegenwärtig bei uns alle übrigen: Damen
und Staatsmänner, Fuhrleute und Journalisten, der Abgeordnete wie der Kaufmann,
Alle besprechen nur Ein Thema. Dabei wenden sich viele Blicke nach Belgien, und
in unserm "schwäbischen Winkel", um Laube'S ungezogenen Ausdruck zu gebrauchen,
ist seit langen Jahren nicht so viel von dem schönen Lande die Rede gewesen, wel¬
sches Sie bewohnen, als eben jetzt. Wir wollen auch unsere Eisenbahnen, und ab¬
gesehen von dieser kleinen.Befriedigung der Eigenliebe, haben uns allerdings die
großen projectirten oder bereits unternommenen und ausgeführten Bauten in den
Nachbarländern, in die Nothwendigkeit versetzt, K°" xr<>, in"l Fr<- zum Werke zu
schreiten, und die viel besungene schwäbische Alb steht jetzt westlich in Gefahr, durch¬
bohrt zu werden. Freilich hat Würtemberg in seinem ganzen Umfange kaum vier
Quadratmeilen, welche zu den Ländern gezählt werden könnten, "wo nicht Berge
sind", allein macht das unsere Bahnen theurer, so werden sie dafiir um so roman¬
tischer werden. Wer weiß, ob sich nicht das Innere der alten historischen Berge
dabei dem profanen Auge erschließen wird? Und während schon nach dem Träne
der beantragten " Centralbahn " die Lokomotive ihre Wolkcnsäule dem ehrwürdigen
"Hobcnstciufcn" zuwirbcln soll, fügt es sich vielleicht auch im Laufe der Zeit, daß
ein Tunnel uns in das Herz des "Hohenzoller" führt, und wir, gefestigt in deutsche
Einheit, seine Gnomen die Lieder von 1313 und 1315 hören lassen. Wenn ich
aber oben von Belgien sprach, wie jetzt Alles bei uns, so fühlen Sie wohl, daß es,
für, jetzt, nicht die historische Erinnerung ist, welche unsere Blicke dahin lenke, son¬
dern höchst positive, praktische Interessen. Wir wollen von Belgien Eisenbahnen
bauen und verwalten lernen, und ich verspreche Ihnen für das nächste Jahr, ja
für den bevorstehenden Sommer schon, schwäbische Techniker, Canzleimänner und


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i.
Briefe aus Stuttgart.

Eine große Tagesftage verschlingt gegenwärtig bei uns alle übrigen: Damen
und Staatsmänner, Fuhrleute und Journalisten, der Abgeordnete wie der Kaufmann,
Alle besprechen nur Ein Thema. Dabei wenden sich viele Blicke nach Belgien, und
in unserm „schwäbischen Winkel", um Laube'S ungezogenen Ausdruck zu gebrauchen,
ist seit langen Jahren nicht so viel von dem schönen Lande die Rede gewesen, wel¬
sches Sie bewohnen, als eben jetzt. Wir wollen auch unsere Eisenbahnen, und ab¬
gesehen von dieser kleinen.Befriedigung der Eigenliebe, haben uns allerdings die
großen projectirten oder bereits unternommenen und ausgeführten Bauten in den
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schreiten, und die viel besungene schwäbische Alb steht jetzt westlich in Gefahr, durch¬
bohrt zu werden. Freilich hat Würtemberg in seinem ganzen Umfange kaum vier
Quadratmeilen, welche zu den Ländern gezählt werden könnten, »wo nicht Berge
sind«, allein macht das unsere Bahnen theurer, so werden sie dafiir um so roman¬
tischer werden. Wer weiß, ob sich nicht das Innere der alten historischen Berge
dabei dem profanen Auge erschließen wird? Und während schon nach dem Träne
der beantragten » Centralbahn " die Lokomotive ihre Wolkcnsäule dem ehrwürdigen
"Hobcnstciufcn" zuwirbcln soll, fügt es sich vielleicht auch im Laufe der Zeit, daß
ein Tunnel uns in das Herz des »Hohenzoller» führt, und wir, gefestigt in deutsche
Einheit, seine Gnomen die Lieder von 1313 und 1315 hören lassen. Wenn ich
aber oben von Belgien sprach, wie jetzt Alles bei uns, so fühlen Sie wohl, daß es,
für, jetzt, nicht die historische Erinnerung ist, welche unsere Blicke dahin lenke, son¬
dern höchst positive, praktische Interessen. Wir wollen von Belgien Eisenbahnen
bauen und verwalten lernen, und ich verspreche Ihnen für das nächste Jahr, ja
für den bevorstehenden Sommer schon, schwäbische Techniker, Canzleimänner und


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[0387] Tagebu es» i. Briefe aus Stuttgart. Eine große Tagesftage verschlingt gegenwärtig bei uns alle übrigen: Damen und Staatsmänner, Fuhrleute und Journalisten, der Abgeordnete wie der Kaufmann, Alle besprechen nur Ein Thema. Dabei wenden sich viele Blicke nach Belgien, und in unserm „schwäbischen Winkel", um Laube'S ungezogenen Ausdruck zu gebrauchen, ist seit langen Jahren nicht so viel von dem schönen Lande die Rede gewesen, wel¬ sches Sie bewohnen, als eben jetzt. Wir wollen auch unsere Eisenbahnen, und ab¬ gesehen von dieser kleinen.Befriedigung der Eigenliebe, haben uns allerdings die großen projectirten oder bereits unternommenen und ausgeführten Bauten in den Nachbarländern, in die Nothwendigkeit versetzt, K°» xr<>, in»l Fr<- zum Werke zu schreiten, und die viel besungene schwäbische Alb steht jetzt westlich in Gefahr, durch¬ bohrt zu werden. Freilich hat Würtemberg in seinem ganzen Umfange kaum vier Quadratmeilen, welche zu den Ländern gezählt werden könnten, »wo nicht Berge sind«, allein macht das unsere Bahnen theurer, so werden sie dafiir um so roman¬ tischer werden. Wer weiß, ob sich nicht das Innere der alten historischen Berge dabei dem profanen Auge erschließen wird? Und während schon nach dem Träne der beantragten » Centralbahn " die Lokomotive ihre Wolkcnsäule dem ehrwürdigen "Hobcnstciufcn" zuwirbcln soll, fügt es sich vielleicht auch im Laufe der Zeit, daß ein Tunnel uns in das Herz des »Hohenzoller» führt, und wir, gefestigt in deutsche Einheit, seine Gnomen die Lieder von 1313 und 1315 hören lassen. Wenn ich aber oben von Belgien sprach, wie jetzt Alles bei uns, so fühlen Sie wohl, daß es, für, jetzt, nicht die historische Erinnerung ist, welche unsere Blicke dahin lenke, son¬ dern höchst positive, praktische Interessen. Wir wollen von Belgien Eisenbahnen bauen und verwalten lernen, und ich verspreche Ihnen für das nächste Jahr, ja für den bevorstehenden Sommer schon, schwäbische Techniker, Canzleimänner und 62

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/387>, abgerufen am 22.12.2024.