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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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D"i Cotta'side Kunstblatt und v,-. Schoiui.

Bon der dreiköpfigen Redaktion der Cotta'schen Blätter in Stuttgart (Mor-
genblatt,. Literaturblatt, Kunstblatt,) ist ein, Haupt gefallen. Dr. Schorn, der
bisherige Redakteur, Direktor der Weimarschcn Kunstanstalt iHofratb>und Besitzer
mehrer Orden, wie die deutschen Zeitungen zu melden nicht unterlassen)' ist mit
dem Tode abgegangen. Er war ein Mann von-50 Jahren, rührig und fleißig;
früher Theolog> dann Aesthetiker, Kunstrichter und Kunsthistoriker. Bei dein allein
fehlte ihm jener Pulsschlag der Gegenwart, jene journalistische Erregtheit,die je¬
der Zeitschrift auch einer artistischen -- den Stempel des frischen augenblickli¬
chen Lebens aufdrücken muß. DaS Kunstblatt braucht der frischen Athemzüge; es
steht nicht auf jener Höhe, auf welcher andere Institute ähnlicher Art in Frank-
reich, England und selbst in Belgien sich befinden. Vergleicht man z. B. den pa¬
riser "Artistc" damit, so muß man gestehen, daß selbst, auf dem Gebiete der schö¬
nen Kunst, wo doch von Censurrückfichten nicht die Rede sein kann, die deutsche
Journalistik im Nachtrabe geht. Das Kunstblatt könnte seiner Verbreitung und
den reichen Mitteln seines Verlegers nach, nicht nur ein Führer der deutschen Künst¬
ler in Deutschland, sondern auch ein Apostel der deutschen Künstler im, Auslande
sein. Dies ist keineswegs der Fall bisher gewesen. Wir begreifen, daß Cotta
seine Redakteure nicht abdanken kann, wie man einen Commis abbaute; die Cotta'¬
sehen Institute sind mit vielen solchen unabweisbaren Mitarbeitern aus alter Erb¬
schaft gesegnet, (z. B. der einst so rüstige, nun aber zahnlose, pariser Correspon-
dent des Morgenblattes, Herr Depping) aber das Publikum ist zu der Erwartung
berechtigt, daß bei der Wahl neuer Redakteure' die Bedürfnisse der Zeit und
der deutschen Kunstintcrcsscn dein Auslande gegenüber eine gebührende Bernal-


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D«i Cotta'side Kunstblatt und v,-. Schoiui.

Bon der dreiköpfigen Redaktion der Cotta'schen Blätter in Stuttgart (Mor-
genblatt,. Literaturblatt, Kunstblatt,) ist ein, Haupt gefallen. Dr. Schorn, der
bisherige Redakteur, Direktor der Weimarschcn Kunstanstalt iHofratb>und Besitzer
mehrer Orden, wie die deutschen Zeitungen zu melden nicht unterlassen)' ist mit
dem Tode abgegangen. Er war ein Mann von-50 Jahren, rührig und fleißig;
früher Theolog> dann Aesthetiker, Kunstrichter und Kunsthistoriker. Bei dein allein
fehlte ihm jener Pulsschlag der Gegenwart, jene journalistische Erregtheit,die je¬
der Zeitschrift auch einer artistischen — den Stempel des frischen augenblickli¬
chen Lebens aufdrücken muß. DaS Kunstblatt braucht der frischen Athemzüge; es
steht nicht auf jener Höhe, auf welcher andere Institute ähnlicher Art in Frank-
reich, England und selbst in Belgien sich befinden. Vergleicht man z. B. den pa¬
riser »Artistc» damit, so muß man gestehen, daß selbst, auf dem Gebiete der schö¬
nen Kunst, wo doch von Censurrückfichten nicht die Rede sein kann, die deutsche
Journalistik im Nachtrabe geht. Das Kunstblatt könnte seiner Verbreitung und
den reichen Mitteln seines Verlegers nach, nicht nur ein Führer der deutschen Künst¬
ler in Deutschland, sondern auch ein Apostel der deutschen Künstler im, Auslande
sein. Dies ist keineswegs der Fall bisher gewesen. Wir begreifen, daß Cotta
seine Redakteure nicht abdanken kann, wie man einen Commis abbaute; die Cotta'¬
sehen Institute sind mit vielen solchen unabweisbaren Mitarbeitern aus alter Erb¬
schaft gesegnet, (z. B. der einst so rüstige, nun aber zahnlose, pariser Correspon-
dent des Morgenblattes, Herr Depping) aber das Publikum ist zu der Erwartung
berechtigt, daß bei der Wahl neuer Redakteure' die Bedürfnisse der Zeit und
der deutschen Kunstintcrcsscn dein Auslande gegenüber eine gebührende Bernal-


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[0261] Tagebu clj» D«i Cotta'side Kunstblatt und v,-. Schoiui. Bon der dreiköpfigen Redaktion der Cotta'schen Blätter in Stuttgart (Mor- genblatt,. Literaturblatt, Kunstblatt,) ist ein, Haupt gefallen. Dr. Schorn, der bisherige Redakteur, Direktor der Weimarschcn Kunstanstalt iHofratb>und Besitzer mehrer Orden, wie die deutschen Zeitungen zu melden nicht unterlassen)' ist mit dem Tode abgegangen. Er war ein Mann von-50 Jahren, rührig und fleißig; früher Theolog> dann Aesthetiker, Kunstrichter und Kunsthistoriker. Bei dein allein fehlte ihm jener Pulsschlag der Gegenwart, jene journalistische Erregtheit,die je¬ der Zeitschrift auch einer artistischen — den Stempel des frischen augenblickli¬ chen Lebens aufdrücken muß. DaS Kunstblatt braucht der frischen Athemzüge; es steht nicht auf jener Höhe, auf welcher andere Institute ähnlicher Art in Frank- reich, England und selbst in Belgien sich befinden. Vergleicht man z. B. den pa¬ riser »Artistc» damit, so muß man gestehen, daß selbst, auf dem Gebiete der schö¬ nen Kunst, wo doch von Censurrückfichten nicht die Rede sein kann, die deutsche Journalistik im Nachtrabe geht. Das Kunstblatt könnte seiner Verbreitung und den reichen Mitteln seines Verlegers nach, nicht nur ein Führer der deutschen Künst¬ ler in Deutschland, sondern auch ein Apostel der deutschen Künstler im, Auslande sein. Dies ist keineswegs der Fall bisher gewesen. Wir begreifen, daß Cotta seine Redakteure nicht abdanken kann, wie man einen Commis abbaute; die Cotta'¬ sehen Institute sind mit vielen solchen unabweisbaren Mitarbeitern aus alter Erb¬ schaft gesegnet, (z. B. der einst so rüstige, nun aber zahnlose, pariser Correspon- dent des Morgenblattes, Herr Depping) aber das Publikum ist zu der Erwartung berechtigt, daß bei der Wahl neuer Redakteure' die Bedürfnisse der Zeit und der deutschen Kunstintcrcsscn dein Auslande gegenüber eine gebührende Bernal-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/261>, abgerufen am 22.12.2024.