Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

Bild:
<< vorherige Seite
K -r i t i s.es e B r i' e. f e.
Von V-. F. G. Kühne.



An den Redakteur der Grenzbaten.
it.

Sie verlangen, ich solle Ihnen die Schöpfungen des jüngsten
Deutschlands in Rech' und Glied vorführen. Ich bin kein Freund von
Uebersichten, mit deren Allgemeinheiten sich das bequeme Publikum gern
hinhilst und begnügt. Steht man doch selbst in Reih' und Glied und
erkennt als den Befehlshaber, der das Ganze übersähe, nur den un¬
sichtbaren Vorkämpfer des Zeitalters, den Athem des Geistes an, der Alle
durchdringt. Wehe nun dem, der sich herausfordert, eigenwillig, dela-
ta'alises; sein Geschäft, das er abseits hinter der Linie betreiben will,'
bringt ihn jedenfalls in > üblen Gen'es. Emzelnheüen und Einzelne muß
man sich herausholen, ^ will man zum Bewußtsein kommen; der Ge-
schjchischreiber der ganzen Epoche gehört gewiß nicht dieser Epoche sel¬
ber air. > " '.

Ich hole mir Marggraff heraus; ich will zunächst ein ihm ein
Exempel statuiren; seine mehr zähe als energische Kraft ist immer von
eigerithümlicher Art. Aber ich will hier ein ihm auch nur das Einzelne
besprechen.'' Wohinrs ihn als Dramatiker treibt, mag er erst mit fei¬
nem neuesten Drama, das auf italienischem Grund und Boden spielt,
darthun'.' - ' ' ' >' '

Marggraff hat sich mit seinein neuen biographischen Roman,
Johannes Mackel, die Poesie des' Häßlichen zum Thema ge¬
stellt.-' Dies verdien.- absonderliche Beleuchtung. '-- Das körperlich Un¬
schöne galt immer für M' Element,' dessen Behandlung' höchst schwierig'


26
K -r i t i s.es e B r i' e. f e.
Von V-. F. G. Kühne.



An den Redakteur der Grenzbaten.
it.

Sie verlangen, ich solle Ihnen die Schöpfungen des jüngsten
Deutschlands in Rech' und Glied vorführen. Ich bin kein Freund von
Uebersichten, mit deren Allgemeinheiten sich das bequeme Publikum gern
hinhilst und begnügt. Steht man doch selbst in Reih' und Glied und
erkennt als den Befehlshaber, der das Ganze übersähe, nur den un¬
sichtbaren Vorkämpfer des Zeitalters, den Athem des Geistes an, der Alle
durchdringt. Wehe nun dem, der sich herausfordert, eigenwillig, dela-
ta'alises; sein Geschäft, das er abseits hinter der Linie betreiben will,'
bringt ihn jedenfalls in > üblen Gen'es. Emzelnheüen und Einzelne muß
man sich herausholen, ^ will man zum Bewußtsein kommen; der Ge-
schjchischreiber der ganzen Epoche gehört gewiß nicht dieser Epoche sel¬
ber air. > " '.

Ich hole mir Marggraff heraus; ich will zunächst ein ihm ein
Exempel statuiren; seine mehr zähe als energische Kraft ist immer von
eigerithümlicher Art. Aber ich will hier ein ihm auch nur das Einzelne
besprechen.'' Wohinrs ihn als Dramatiker treibt, mag er erst mit fei¬
nem neuesten Drama, das auf italienischem Grund und Boden spielt,
darthun'.' - ' ' ' >' '

Marggraff hat sich mit seinein neuen biographischen Roman,
Johannes Mackel, die Poesie des' Häßlichen zum Thema ge¬
stellt.-' Dies verdien.- absonderliche Beleuchtung. '— Das körperlich Un¬
schöne galt immer für M' Element,' dessen Behandlung' höchst schwierig'


26
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0173" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267388"/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> K -r i t i s.es e   B r i' e. f e.<lb/><note type="byline"> Von V-. F. G. Kühne.</note></head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <note type="salute"> An den Redakteur der Grenzbaten.</note><lb/>
          <div n="2">
            <head> it.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_843"> Sie verlangen, ich solle Ihnen die Schöpfungen des jüngsten<lb/>
Deutschlands in Rech' und Glied vorführen. Ich bin kein Freund von<lb/>
Uebersichten, mit deren Allgemeinheiten sich das bequeme Publikum gern<lb/>
hinhilst und begnügt. Steht man doch selbst in Reih' und Glied und<lb/>
erkennt als den Befehlshaber, der das Ganze übersähe, nur den un¬<lb/>
sichtbaren Vorkämpfer des Zeitalters, den Athem des Geistes an, der Alle<lb/>
durchdringt. Wehe nun dem, der sich herausfordert, eigenwillig, dela-<lb/>
ta'alises; sein Geschäft, das er abseits hinter der Linie betreiben will,'<lb/>
bringt ihn jedenfalls in &gt; üblen Gen'es. Emzelnheüen und Einzelne muß<lb/>
man sich herausholen, ^ will man zum Bewußtsein kommen; der Ge-<lb/>
schjchischreiber der ganzen Epoche gehört gewiß nicht dieser Epoche sel¬<lb/>
ber air.    &gt;   "   '.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_844"> Ich hole mir Marggraff heraus; ich will zunächst ein ihm ein<lb/>
Exempel statuiren; seine mehr zähe als energische Kraft ist immer von<lb/>
eigerithümlicher Art. Aber ich will hier ein ihm auch nur das Einzelne<lb/>
besprechen.'' Wohinrs ihn als Dramatiker treibt, mag er erst mit fei¬<lb/>
nem neuesten Drama, das auf italienischem Grund und Boden spielt,<lb/>
darthun'.' - ' ' ' &gt;' '</p><lb/>
            <p xml:id="ID_845" next="#ID_846"> Marggraff hat sich mit seinein neuen biographischen Roman,<lb/>
Johannes Mackel, die Poesie des' Häßlichen zum Thema ge¬<lb/>
stellt.-' Dies verdien.- absonderliche Beleuchtung. '&#x2014; Das körperlich Un¬<lb/>
schöne galt immer für M' Element,' dessen Behandlung' höchst schwierig'</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> 26</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0173] K -r i t i s.es e B r i' e. f e. Von V-. F. G. Kühne. An den Redakteur der Grenzbaten. it. Sie verlangen, ich solle Ihnen die Schöpfungen des jüngsten Deutschlands in Rech' und Glied vorführen. Ich bin kein Freund von Uebersichten, mit deren Allgemeinheiten sich das bequeme Publikum gern hinhilst und begnügt. Steht man doch selbst in Reih' und Glied und erkennt als den Befehlshaber, der das Ganze übersähe, nur den un¬ sichtbaren Vorkämpfer des Zeitalters, den Athem des Geistes an, der Alle durchdringt. Wehe nun dem, der sich herausfordert, eigenwillig, dela- ta'alises; sein Geschäft, das er abseits hinter der Linie betreiben will,' bringt ihn jedenfalls in > üblen Gen'es. Emzelnheüen und Einzelne muß man sich herausholen, ^ will man zum Bewußtsein kommen; der Ge- schjchischreiber der ganzen Epoche gehört gewiß nicht dieser Epoche sel¬ ber air. > " '. Ich hole mir Marggraff heraus; ich will zunächst ein ihm ein Exempel statuiren; seine mehr zähe als energische Kraft ist immer von eigerithümlicher Art. Aber ich will hier ein ihm auch nur das Einzelne besprechen.'' Wohinrs ihn als Dramatiker treibt, mag er erst mit fei¬ nem neuesten Drama, das auf italienischem Grund und Boden spielt, darthun'.' - ' ' ' >' ' Marggraff hat sich mit seinein neuen biographischen Roman, Johannes Mackel, die Poesie des' Häßlichen zum Thema ge¬ stellt.-' Dies verdien.- absonderliche Beleuchtung. '— Das körperlich Un¬ schöne galt immer für M' Element,' dessen Behandlung' höchst schwierig' 26

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/173
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/173>, abgerufen am 27.06.2024.