Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.burger dem allgemeinen Deutschland als Eigenthum zugefallen. -- Nicht ge¬ M c y c r b e e r. ----Personen, welche sich für gut unterrichtet ausgeben, ver¬ burger dem allgemeinen Deutschland als Eigenthum zugefallen. — Nicht ge¬ M c y c r b e e r. ----Personen, welche sich für gut unterrichtet ausgeben, ver¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0302" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/266919"/> <p xml:id="ID_796" prev="#ID_795"> burger dem allgemeinen Deutschland als Eigenthum zugefallen. — Nicht ge¬<lb/> ringes Aussehen hat hier eine! Kritik von PhilarKte Chasles über Wilhelm<lb/> von Humboldt gemacht. Gewöhnlich klagt der deutsche Konservatismus die<lb/> Franzosen wegen ihrer republikanischen Extravaganzen an; hier ist es umge¬<lb/> kehrt. Ein französischer Kritiker tadelt einen deutschen Schriftsteller und oben¬<lb/> drein einen aristokratischen wegen seiner republikanischen Sympathien. Bei<lb/> Gelegenheit der Beurtheilung der kleinen Schriften W. von Humboldt's im<lb/> Journal des Dvbats sagte unlängst Philarvte Chiles unter Anderem: „Die<lb/> ausschließliche Bewunderung dieses gelehrten, geistreichen und gründlichen For¬<lb/> schers für Lycurgus und Solon; sein Bedauern über die Unmöglichkeit, eine<lb/> Republik nach dem Muster Sparta's, Athen's oder Rom's zu errichten, seine<lb/> Khcorie zu Gunsten des Krieges, seine klassischen Bisionen, welche die Helden<lb/> des heidnischen Alterthums mit einem Heiligenschein umgeben, erscheinen uns<lb/> als ebensoviel thörichte, unschuldige Träumereien und gelehrte Phantasiebilder,<lb/> mit denen wohl Deutschland noch seine Mußestunden ausfüllen mag, für die<lb/> aber in dem praktischen Frankreich und England alle Sympathie fehlt." —<lb/> Gutes, ehrliches Deutschland I Solche Vorwürfe sind Dir wohl noch selten ge¬<lb/> macht worden. Herr Philarc-te Chllslcs gilt in Frankreich für den Schrift¬<lb/> steller, der Deutschland am Besten kennt. Rum erfahren wir's erst, was wir<lb/> eigentlich für Wöscwichter sind. Am Ende wird Frankreich sich noch gegen<lb/> uns abschließen, damit keine gefährlichen Ideen von uns hinüberkommen und<lb/> die deutsche Propaganda die friedliebenden Franzosen nicht mit ihren Rcvolu-<lb/> rionsidecn auslecke.K></p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="3"> <head> M c y c r b e e r.</head><lb/> <p xml:id="ID_797" next="#ID_798"> ----Personen, welche sich für gut unterrichtet ausgeben, ver¬<lb/> sichern, basi Meyerbeer, als er letzthin nach Paris kam, vier Partituren in<lb/> seinem Portefeuille hatte. Davon wären zwei, der Prophet und die Afri¬<lb/> kanern,, für die große Oper bestimmt, die dritte wäre eine komische Oper<lb/> in drei Akten und die vierte endlich die unvollendet hinterlassene Weber'sehe<lb/> Oper, deren Beendigung Meyerbeer übernommen. Das wären nun freilich<lb/> für die Musikfreunde sehr angenehme und erfreuliche Nachrichten; denn das<lb/> Repertoire unsrer größeren Bühnen ist sehr schwach und seit den Hugenotten<lb/> haben wir noch keine Oper von hervorragendem Verdienste gesehen. Wenn<lb/> wir daher den obigen Gerüchten einen geringere» Glauben beimessen, als wir</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0302]
burger dem allgemeinen Deutschland als Eigenthum zugefallen. — Nicht ge¬
ringes Aussehen hat hier eine! Kritik von PhilarKte Chasles über Wilhelm
von Humboldt gemacht. Gewöhnlich klagt der deutsche Konservatismus die
Franzosen wegen ihrer republikanischen Extravaganzen an; hier ist es umge¬
kehrt. Ein französischer Kritiker tadelt einen deutschen Schriftsteller und oben¬
drein einen aristokratischen wegen seiner republikanischen Sympathien. Bei
Gelegenheit der Beurtheilung der kleinen Schriften W. von Humboldt's im
Journal des Dvbats sagte unlängst Philarvte Chiles unter Anderem: „Die
ausschließliche Bewunderung dieses gelehrten, geistreichen und gründlichen For¬
schers für Lycurgus und Solon; sein Bedauern über die Unmöglichkeit, eine
Republik nach dem Muster Sparta's, Athen's oder Rom's zu errichten, seine
Khcorie zu Gunsten des Krieges, seine klassischen Bisionen, welche die Helden
des heidnischen Alterthums mit einem Heiligenschein umgeben, erscheinen uns
als ebensoviel thörichte, unschuldige Träumereien und gelehrte Phantasiebilder,
mit denen wohl Deutschland noch seine Mußestunden ausfüllen mag, für die
aber in dem praktischen Frankreich und England alle Sympathie fehlt." —
Gutes, ehrliches Deutschland I Solche Vorwürfe sind Dir wohl noch selten ge¬
macht worden. Herr Philarc-te Chllslcs gilt in Frankreich für den Schrift¬
steller, der Deutschland am Besten kennt. Rum erfahren wir's erst, was wir
eigentlich für Wöscwichter sind. Am Ende wird Frankreich sich noch gegen
uns abschließen, damit keine gefährlichen Ideen von uns hinüberkommen und
die deutsche Propaganda die friedliebenden Franzosen nicht mit ihren Rcvolu-
rionsidecn auslecke.K>
M c y c r b e e r.
----Personen, welche sich für gut unterrichtet ausgeben, ver¬
sichern, basi Meyerbeer, als er letzthin nach Paris kam, vier Partituren in
seinem Portefeuille hatte. Davon wären zwei, der Prophet und die Afri¬
kanern,, für die große Oper bestimmt, die dritte wäre eine komische Oper
in drei Akten und die vierte endlich die unvollendet hinterlassene Weber'sehe
Oper, deren Beendigung Meyerbeer übernommen. Das wären nun freilich
für die Musikfreunde sehr angenehme und erfreuliche Nachrichten; denn das
Repertoire unsrer größeren Bühnen ist sehr schwach und seit den Hugenotten
haben wir noch keine Oper von hervorragendem Verdienste gesehen. Wenn
wir daher den obigen Gerüchten einen geringere» Glauben beimessen, als wir
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