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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

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An Ludwig Philipp")



Wenn jahrelang die kühne Heldenhand
Dem dunklen Schicksal kämpfend widerstand,
Wenn schon vom Ziele träumt der Menschcnwitz,
Da aus der heitern Höhe schlägt ein Blitz!
Die dunkle Truhe schaust Du gramerfüllt,
Die Deines Erstgebornen Staub umhüllt,
Und mancher Funke, der sich kaum verbarg,
Kann bald entlodern über diesem Sarg.
Mit Staunen sah man Dich, der oft genug,
Wie Keiner sonst, die schwersten Loose trug.
Die Todespfeile schwirrten jederzeit
An Deiner Schläfe hin -- Du warst gefeit!
Den Neid der Fürsten und des Volkes Wuth,
Der Zwietracht grimmig angeschürte Glut,
Des Hasses Flüche wie deö Kampfes Joch,
Sie alle trugst Du, und Du standest doch!
Vom höchsten Stamme wärest Du gezeugt,
Doch diese Zeit hat manchen Stamm gebeugt.
Halbjüngling warst Du noch, da zaubervoll
Der jungen Freiheit Stegcsruf erscholl;
Die Jubelkunde von der neuen Zeit
Und von gesunkner Fürstenherrlichkeit,
Die hohe Lehre, der Ihr dienen müßt, --
Dir kam sie an des Vaters Blutgerüst!


*) Beim Tode des französischen Thronerben.
An Ludwig Philipp")



Wenn jahrelang die kühne Heldenhand
Dem dunklen Schicksal kämpfend widerstand,
Wenn schon vom Ziele träumt der Menschcnwitz,
Da aus der heitern Höhe schlägt ein Blitz!
Die dunkle Truhe schaust Du gramerfüllt,
Die Deines Erstgebornen Staub umhüllt,
Und mancher Funke, der sich kaum verbarg,
Kann bald entlodern über diesem Sarg.
Mit Staunen sah man Dich, der oft genug,
Wie Keiner sonst, die schwersten Loose trug.
Die Todespfeile schwirrten jederzeit
An Deiner Schläfe hin — Du warst gefeit!
Den Neid der Fürsten und des Volkes Wuth,
Der Zwietracht grimmig angeschürte Glut,
Des Hasses Flüche wie deö Kampfes Joch,
Sie alle trugst Du, und Du standest doch!
Vom höchsten Stamme wärest Du gezeugt,
Doch diese Zeit hat manchen Stamm gebeugt.
Halbjüngling warst Du noch, da zaubervoll
Der jungen Freiheit Stegcsruf erscholl;
Die Jubelkunde von der neuen Zeit
Und von gesunkner Fürstenherrlichkeit,
Die hohe Lehre, der Ihr dienen müßt, —
Dir kam sie an des Vaters Blutgerüst!


*) Beim Tode des französischen Thronerben.
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[0200] An Ludwig Philipp") Wenn jahrelang die kühne Heldenhand Dem dunklen Schicksal kämpfend widerstand, Wenn schon vom Ziele träumt der Menschcnwitz, Da aus der heitern Höhe schlägt ein Blitz! Die dunkle Truhe schaust Du gramerfüllt, Die Deines Erstgebornen Staub umhüllt, Und mancher Funke, der sich kaum verbarg, Kann bald entlodern über diesem Sarg. Mit Staunen sah man Dich, der oft genug, Wie Keiner sonst, die schwersten Loose trug. Die Todespfeile schwirrten jederzeit An Deiner Schläfe hin — Du warst gefeit! Den Neid der Fürsten und des Volkes Wuth, Der Zwietracht grimmig angeschürte Glut, Des Hasses Flüche wie deö Kampfes Joch, Sie alle trugst Du, und Du standest doch! Vom höchsten Stamme wärest Du gezeugt, Doch diese Zeit hat manchen Stamm gebeugt. Halbjüngling warst Du noch, da zaubervoll Der jungen Freiheit Stegcsruf erscholl; Die Jubelkunde von der neuen Zeit Und von gesunkner Fürstenherrlichkeit, Die hohe Lehre, der Ihr dienen müßt, — Dir kam sie an des Vaters Blutgerüst! *) Beim Tode des französischen Thronerben.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/200>, abgerufen am 26.06.2024.