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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

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i.
Brief aus Paris.

Da" Testament de" Herzogs von Orleans. -- Die Wahlen. -- Zwölf Stimmen
und zwölf Stamme. -- Guizot'S goldcnstrahlcnde Sonne. -- Jeremias auf den
Trümmern von Paris. -- Ein Supplement zu Aristophanes' Fröschen. -- Ein
moderner Achill, aber mit unvcrwnndendcr Zuna,e. -- Ccrflieer und Meyerbeer.--
Ker<I)!"!ri eupil". -- Heinrich von EichcnfelS und der Graf von Pari". --
ZuknnstS-Politik der französischen Juden. -- Cremicnr und seine Damascenerklinge.
-- Geistreiche BcrtheidiguugSmcthodc, nicht ->d iullixuato, sondern ub iuäiAu".

Der Herzog von Orleans hat Frankreich ein reiches Testament zurückge¬
lassen. Zwar werden Sie in den französischen Journalen vergebens die einzel¬
nen Punkte desselben suchen; denn die Franzosen haben es nicht verstanden:
wir Deutschen aber verstehen es. "Nur ein Mal raffte sich der Herzog aus
seiner Agonie auf," -- werden Sie in allen Berichten über seinen Tod fin¬
den -- "er schien sprechen zu wollen, verfiel aber sogleich in ein Delirium und
stammelte einige deutsche Worte- "macht die Thür zu, es ist draußen Feuer." *)
Die letzten Worte des französischen Thronerben waren deutsch: der ahnende
Geist der Geschichte gab hier einen wunderbaren Fingerzeig für die Zukunft.
Welche Ereignisse, welche ungeheuere Weltveränderung der Tod des ältesten
Sohnes Louis Philipp's herbeiführen kann, weiß Jedermann. Wird Frank¬
reich seine letzten Worte sich zu Herzen nehmen? Da draußen steht der junge
Herzog von Bordeaux, umgeben von seinen Partisanen, die triumphirende und
hoffende Blicke mit den Legitimisten wechseln; Rußland sucht einen neuen



') Siehe SiSclc vom ti. Juli.
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T a g e b u eh.



i.
Brief aus Paris.

Da» Testament de» Herzogs von Orleans. — Die Wahlen. — Zwölf Stimmen
und zwölf Stamme. — Guizot'S goldcnstrahlcnde Sonne. — Jeremias auf den
Trümmern von Paris. — Ein Supplement zu Aristophanes' Fröschen. — Ein
moderner Achill, aber mit unvcrwnndendcr Zuna,e. — Ccrflieer und Meyerbeer.—
Ker<I)!»!ri eupil». — Heinrich von EichcnfelS und der Graf von Pari». —
ZuknnstS-Politik der französischen Juden. — Cremicnr und seine Damascenerklinge.
— Geistreiche BcrtheidiguugSmcthodc, nicht ->d iullixuato, sondern ub iuäiAu».

Der Herzog von Orleans hat Frankreich ein reiches Testament zurückge¬
lassen. Zwar werden Sie in den französischen Journalen vergebens die einzel¬
nen Punkte desselben suchen; denn die Franzosen haben es nicht verstanden:
wir Deutschen aber verstehen es. „Nur ein Mal raffte sich der Herzog aus
seiner Agonie auf," — werden Sie in allen Berichten über seinen Tod fin¬
den — „er schien sprechen zu wollen, verfiel aber sogleich in ein Delirium und
stammelte einige deutsche Worte- „macht die Thür zu, es ist draußen Feuer." *)
Die letzten Worte des französischen Thronerben waren deutsch: der ahnende
Geist der Geschichte gab hier einen wunderbaren Fingerzeig für die Zukunft.
Welche Ereignisse, welche ungeheuere Weltveränderung der Tod des ältesten
Sohnes Louis Philipp's herbeiführen kann, weiß Jedermann. Wird Frank¬
reich seine letzten Worte sich zu Herzen nehmen? Da draußen steht der junge
Herzog von Bordeaux, umgeben von seinen Partisanen, die triumphirende und
hoffende Blicke mit den Legitimisten wechseln; Rußland sucht einen neuen



') Siehe SiSclc vom ti. Juli.
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[0153] T a g e b u eh. i. Brief aus Paris. Da» Testament de» Herzogs von Orleans. — Die Wahlen. — Zwölf Stimmen und zwölf Stamme. — Guizot'S goldcnstrahlcnde Sonne. — Jeremias auf den Trümmern von Paris. — Ein Supplement zu Aristophanes' Fröschen. — Ein moderner Achill, aber mit unvcrwnndendcr Zuna,e. — Ccrflieer und Meyerbeer.— Ker<I)!»!ri eupil». — Heinrich von EichcnfelS und der Graf von Pari». — ZuknnstS-Politik der französischen Juden. — Cremicnr und seine Damascenerklinge. — Geistreiche BcrtheidiguugSmcthodc, nicht ->d iullixuato, sondern ub iuäiAu». Der Herzog von Orleans hat Frankreich ein reiches Testament zurückge¬ lassen. Zwar werden Sie in den französischen Journalen vergebens die einzel¬ nen Punkte desselben suchen; denn die Franzosen haben es nicht verstanden: wir Deutschen aber verstehen es. „Nur ein Mal raffte sich der Herzog aus seiner Agonie auf," — werden Sie in allen Berichten über seinen Tod fin¬ den — „er schien sprechen zu wollen, verfiel aber sogleich in ein Delirium und stammelte einige deutsche Worte- „macht die Thür zu, es ist draußen Feuer." *) Die letzten Worte des französischen Thronerben waren deutsch: der ahnende Geist der Geschichte gab hier einen wunderbaren Fingerzeig für die Zukunft. Welche Ereignisse, welche ungeheuere Weltveränderung der Tod des ältesten Sohnes Louis Philipp's herbeiführen kann, weiß Jedermann. Wird Frank¬ reich seine letzten Worte sich zu Herzen nehmen? Da draußen steht der junge Herzog von Bordeaux, umgeben von seinen Partisanen, die triumphirende und hoffende Blicke mit den Legitimisten wechseln; Rußland sucht einen neuen ') Siehe SiSclc vom ti. Juli. 10

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/153>, abgerufen am 26.06.2024.