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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783.

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wie Zucker aus. Sie kamen kaum mit dem
Leben davon.

Womit spielst du denn da, Gustchen,
fragte der Vater? "I! mit schönen Gold-
pfennigen." Es waren gelbe Zahlpfennige.
Dem Kinde, das den Werth einer Sache noch
nicht versteht, ist es einerley: es spielt mit
Zahlpfennigen, oder mit Goldstücken, wenn
sie nur gelb aussehen, wie Gold. Ist aber
der bloße gelbe Schein, oder die Farbe das,
was das Gold zum Golde macht? Nein! nicht
der Schein, sondern der innere Werth. Da-
her pflegt man auch im Sprüchwort zu sagen:
Es ist nicht alles Gold, was glänzt, oder
wie Gold aussieht
.

So ist es mit vielen Dingen in der Natur.
Wenn du in der Allee stehst, Fritze, und
siehst herunter, so läßt es, als ob sie unten
spitz zusammenliefe. Wenn du oben vom Thur-

me

wie Zucker aus. Sie kamen kaum mit dem
Leben davon.

Womit ſpielſt du denn da, Guſtchen,
fragte der Vater? „I! mit ſchoͤnen Gold-
pfennigen.“ Es waren gelbe Zahlpfennige.
Dem Kinde, das den Werth einer Sache noch
nicht verſteht, iſt es einerley: es ſpielt mit
Zahlpfennigen, oder mit Goldſtuͤcken, wenn
ſie nur gelb ausſehen, wie Gold. Iſt aber
der bloße gelbe Schein, oder die Farbe das,
was das Gold zum Golde macht? Nein! nicht
der Schein, ſondern der innere Werth. Da-
her pflegt man auch im Spruͤchwort zu ſagen:
Es iſt nicht alles Gold, was glaͤnzt, oder
wie Gold ausſieht
.

So iſt es mit vielen Dingen in der Natur.
Wenn du in der Allee ſtehſt, Fritze, und
ſiehſt herunter, ſo laͤßt es, als ob ſie unten
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[46/0068] wie Zucker aus. Sie kamen kaum mit dem Leben davon. Womit ſpielſt du denn da, Guſtchen, fragte der Vater? „I! mit ſchoͤnen Gold- pfennigen.“ Es waren gelbe Zahlpfennige. Dem Kinde, das den Werth einer Sache noch nicht verſteht, iſt es einerley: es ſpielt mit Zahlpfennigen, oder mit Goldſtuͤcken, wenn ſie nur gelb ausſehen, wie Gold. Iſt aber der bloße gelbe Schein, oder die Farbe das, was das Gold zum Golde macht? Nein! nicht der Schein, ſondern der innere Werth. Da- her pflegt man auch im Spruͤchwort zu ſagen: Es iſt nicht alles Gold, was glaͤnzt, oder wie Gold ausſieht. So iſt es mit vielen Dingen in der Natur. Wenn du in der Allee ſtehſt, Fritze, und ſiehſt herunter, ſo laͤßt es, als ob ſie unten ſpitz zuſammenliefe. Wenn du oben vom Thur- me

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Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/68>, abgerufen am 26.04.2024.