Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 1. Leipzig, 1774.Und ob das Vermessenheit ist oder Gefühl des am 16. Juli. Ach wie mir das durch alle Adern läuft, wenn wenn
Und ob das Vermeſſenheit iſt oder Gefuͤhl des am 16. Juli. Ach wie mir das durch alle Adern laͤuft, wenn wenn
<TEI> <text> <body> <div type="diaryEntry"> <pb facs="#f0066" n="66"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Und ob das Vermeſſenheit iſt oder Gefuͤhl des<lb/> wahren Verhaͤltniſſes: Jch kenne den Menſchen<lb/> nicht, von dem ich etwas in Lottens Herzen fuͤrch-<lb/> tete. Und doch — wenn ſie von ihrem Braͤuti-<lb/> gam ſpricht mit all der Waͤrme, all der Liebe, da<lb/> iſt mir’s wie einem, der all ſeiner Ehren und Wuͤr-<lb/> den entſezt, und dem der Degen abgenommen wird.</p><lb/> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="diaryEntry"> <dateline> <hi rendition="#et">am 16. Juli.</hi> </dateline><lb/> <p><hi rendition="#in">A</hi>ch wie mir das durch alle Adern laͤuft, wenn<lb/> mein Finger unverſehns den ihrigen beruͤhrt,<lb/> wenn unſere Fuͤſſe ſich unter dem Tiſche begegnen.<lb/> Jch ziehe zuruͤck wie vom Feuer, und eine gehei-<lb/> me Kraft zieht mich wieder vorwaͤrts, mir wirds<lb/> ſo ſchwindlich vor allen Sinnen. O und ihre Un-<lb/> ſchuld, ihre unbefangene Seele fuͤhlt nicht, wie ſehr<lb/> mich die kleinen Vertraulichkeiten peinigen. Wenn<lb/> ſie gar im Geſpraͤch ihre Hand auf die meinige legt,<lb/> und im Jntereſſe der Unterredung naͤher zu mir<lb/> ruͤckt, daß der himmliſche Athem ihres Mundes<lb/> meine Lippen reichen kann. — Jch glaube zu<lb/> verſinken wie vom Wetter geruͤhrt. Und Wilhelm,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wenn</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [66/0066]
Und ob das Vermeſſenheit iſt oder Gefuͤhl des
wahren Verhaͤltniſſes: Jch kenne den Menſchen
nicht, von dem ich etwas in Lottens Herzen fuͤrch-
tete. Und doch — wenn ſie von ihrem Braͤuti-
gam ſpricht mit all der Waͤrme, all der Liebe, da
iſt mir’s wie einem, der all ſeiner Ehren und Wuͤr-
den entſezt, und dem der Degen abgenommen wird.
am 16. Juli.
Ach wie mir das durch alle Adern laͤuft, wenn
mein Finger unverſehns den ihrigen beruͤhrt,
wenn unſere Fuͤſſe ſich unter dem Tiſche begegnen.
Jch ziehe zuruͤck wie vom Feuer, und eine gehei-
me Kraft zieht mich wieder vorwaͤrts, mir wirds
ſo ſchwindlich vor allen Sinnen. O und ihre Un-
ſchuld, ihre unbefangene Seele fuͤhlt nicht, wie ſehr
mich die kleinen Vertraulichkeiten peinigen. Wenn
ſie gar im Geſpraͤch ihre Hand auf die meinige legt,
und im Jntereſſe der Unterredung naͤher zu mir
ruͤckt, daß der himmliſche Athem ihres Mundes
meine Lippen reichen kann. — Jch glaube zu
verſinken wie vom Wetter geruͤhrt. Und Wilhelm,
wenn
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |