Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.Aus Ottiliens Tagebuch. "Eine Bemerkung des jungen Künstlers "Der Baukünstler vor allen hat hierin Aus Ottiliens Tagebuch. „Eine Bemerkung des jungen Kuͤnſtlers „Der Baukuͤnſtler vor allen hat hierin <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0045" n="42"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Aus<lb/> Ottiliens Tagebuch</hi>.<lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>„Eine Bemerkung des jungen Kuͤnſtlers<lb/> muß ich aufzeichnen: wie am Handwerker<lb/> ſo am bildenden Kuͤnſtler kann man auf das<lb/> deutlichſte gewahr werden, daß der Menſch<lb/> ſich das am wenigſten zuzueignen vermag was<lb/> ihm ganz eigens angehoͤrt. Seine Werke<lb/> verlaſſen ihn, ſo wie die Voͤgel das Neſt<lb/> worin ſie ausgebruͤtet worden.“</p><lb/> <p>„Der Baukuͤnſtler vor allen hat hierin<lb/> das wunderlichſte Schickſal. Wie oft wendet<lb/> er ſeinen ganzen Geiſt, ſeine ganze Neigung<lb/> auf, um Raͤume hervorzubringen, von denen<lb/> er ſich ſelbſt ausſchließen muß. Die koͤ¬<lb/> niglichen Saͤle ſind ihm ihre Pracht ſchuldig,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [42/0045]
Aus
Ottiliens Tagebuch.
„Eine Bemerkung des jungen Kuͤnſtlers
muß ich aufzeichnen: wie am Handwerker
ſo am bildenden Kuͤnſtler kann man auf das
deutlichſte gewahr werden, daß der Menſch
ſich das am wenigſten zuzueignen vermag was
ihm ganz eigens angehoͤrt. Seine Werke
verlaſſen ihn, ſo wie die Voͤgel das Neſt
worin ſie ausgebruͤtet worden.“
„Der Baukuͤnſtler vor allen hat hierin
das wunderlichſte Schickſal. Wie oft wendet
er ſeinen ganzen Geiſt, ſeine ganze Neigung
auf, um Raͤume hervorzubringen, von denen
er ſich ſelbſt ausſchließen muß. Die koͤ¬
niglichen Saͤle ſind ihm ihre Pracht ſchuldig,
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