Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790.die Vorschrift der Natur erfüllen. Dasselbe Organ welches am Stengel als Blatt sich aus- gedehnt und eine höchst manigfaltige Gestalt angenommen hat, zieht sich nun im Kelche zusammen, dehnt sich in Blumenblatte wieder aus, zieht sich in den Geschlechtswerkzeugen zusammen, um sich als Frucht zum leztenmal auszudehnen. §. 116. Diese Wirkung der Natur ist zugleich mit §. 117. Auf gleiche Weise wirkt bey der Bildung der die Vorſchrift der Natur erfüllen. Daſſelbe Organ welches am Stengel als Blatt ſich aus- gedehnt und eine höchſt manigfaltige Geſtalt angenommen hat, zieht ſich nun im Kelche zuſammen, dehnt ſich in Blumenblatte wieder aus, zieht ſich in den Geſchlechtſwerkzeugen zuſammen, um ſich als Frucht zum leztenmal auszudehnen. §. 116. Dieſe Wirkung der Natur iſt zugleich mit §. 117. Auf gleiche Weiſe wirkt bey der Bildung der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0097" n="82"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/> die Vorſchrift der Natur erfüllen. Daſſelbe<lb/> Organ welches am Stengel als Blatt ſich aus-<lb/> gedehnt und eine höchſt manigfaltige Geſtalt<lb/> angenommen hat, zieht ſich nun im Kelche<lb/> zuſammen, dehnt ſich in Blumenblatte wieder<lb/> aus, zieht ſich in den Geſchlechtſwerkzeugen<lb/> zuſammen, um ſich als Frucht zum leztenmal<lb/> auszudehnen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c">§. 116.</hi> </head><lb/> <p>Dieſe Wirkung der Natur iſt zugleich mit<lb/> einer andern verbunden, mit der <hi rendition="#i">Verſammlung<lb/> verſchiedener Organe um ein Centrum</hi> nach gewiſsen<lb/> Zahlen und Maſsen, welche jedoch bey manchen<lb/> Blumen oft unter gewiſsen Umſtänden weit<lb/> überſchritten und vielfach verändert werden.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c">§. 117.</hi> </head><lb/> <p>Auf gleiche Weiſe wirkt bey der <hi rendition="#i">Bildung</hi> der<lb/> Blüthen und Früchte <hi rendition="#i">eine Anaſtomoſe</hi> mit, wodurch<lb/> die nahe an einander gedrängten, höchſt feinen<lb/> Theile der Fructification, entweder auf die<lb/> Zeit ihrer ganzen Dauer, oder auch nur auf<lb/> einen Theil derſelben innigſt verbunden werden.</p> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [82/0097]
die Vorſchrift der Natur erfüllen. Daſſelbe
Organ welches am Stengel als Blatt ſich aus-
gedehnt und eine höchſt manigfaltige Geſtalt
angenommen hat, zieht ſich nun im Kelche
zuſammen, dehnt ſich in Blumenblatte wieder
aus, zieht ſich in den Geſchlechtſwerkzeugen
zuſammen, um ſich als Frucht zum leztenmal
auszudehnen.
§. 116.
Dieſe Wirkung der Natur iſt zugleich mit
einer andern verbunden, mit der Verſammlung
verſchiedener Organe um ein Centrum nach gewiſsen
Zahlen und Maſsen, welche jedoch bey manchen
Blumen oft unter gewiſsen Umſtänden weit
überſchritten und vielfach verändert werden.
§. 117.
Auf gleiche Weiſe wirkt bey der Bildung der
Blüthen und Früchte eine Anaſtomoſe mit, wodurch
die nahe an einander gedrängten, höchſt feinen
Theile der Fructification, entweder auf die
Zeit ihrer ganzen Dauer, oder auch nur auf
einen Theil derſelben innigſt verbunden werden.
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