Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 57.

Im höchsten Grad der Verwandlung findet
man dieses Organ, z. B. bey dem Aconitum
und der Nigella, wo man aber doch mit geringer
Aufmerksamkeit ihre Blattähnlichkeit bemerken
wird; besonders wachsen sie bey der Nigella
leicht wieder in Blätter aus, und die Blume
wird durch die Umwandlung der Necktarien
gefüllt. Bey dem Aconito wird man mit einiger
aufmerksamen Beschauung die Aehnlichkeit der
Necktarien und des gewölbten Blattes, unter
welchen sie verdeckt stehen, erkennen.

§. 58.

Haben wir nun oben gesagt; dass die Neck-
tarien Annäherungen der Kronenblätter zu den
Staubgefässen seyen, so können wir bey dieser
Gelegenheit über die unregelmässigen Blumen
einige Bemerkungen machen. So könnten z. E.
die fünf äussern Blätter des Melianthus als wahre
Kronenblätter aufgeführt, die fünf innern aber als
eine Nebenkrone, aus sechs Necktarien bestehend,
beschrieben werden, wovon das obere sich der


§. 57.

Im höchſten Grad der Verwandlung findet
man dieſes Organ, z. B. bey dem Aconitum
und der Nigella, wo man aber doch mit geringer
Aufmerkſamkeit ihre Blattähnlichkeit bemerken
wird; beſonders wachſen ſie bey der Nigella
leicht wieder in Blätter aus, und die Blume
wird durch die Umwandlung der Necktarien
gefüllt. Bey dem Aconito wird man mit einiger
aufmerkſamen Beſchauung die Aehnlichkeit der
Necktarien und des gewölbten Blattes, unter
welchen ſie verdeckt ſtehen, erkennen.

§. 58.

Haben wir nun oben geſagt; daſs die Neck-
tarien Annäherungen der Kronenblätter zu den
Staubgefäſsen ſeyen, ſo können wir bey dieſer
Gelegenheit über die unregelmäſsigen Blumen
einige Bemerkungen machen. So könnten z. E.
die fünf äuſsern Blätter des Melianthus als wahre
Kronenblätter aufgeführt, die fünf innern aber als
eine Nebenkrone, aus ſechs Necktarien beſtehend,
beſchrieben werden, wovon das obere ſich der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0053" n="38"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#c">§. 57.</hi> </head><lb/>
          <p>Im höch&#x017F;ten Grad der Verwandlung findet<lb/>
man die&#x017F;es Organ, z. B. bey dem Aconitum<lb/>
und der Nigella, wo man aber doch mit geringer<lb/>
Aufmerk&#x017F;amkeit ihre Blattähnlichkeit bemerken<lb/>
wird; be&#x017F;onders wach&#x017F;en &#x017F;ie bey der Nigella<lb/>
leicht wieder in Blätter aus, und die Blume<lb/>
wird durch die Umwandlung der Necktarien<lb/>
gefüllt. Bey dem Aconito wird man mit einiger<lb/>
aufmerk&#x017F;amen Be&#x017F;chauung die Aehnlichkeit der<lb/>
Necktarien und des gewölbten Blattes, unter<lb/>
welchen &#x017F;ie verdeckt &#x017F;tehen, erkennen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#c">§. 58.</hi> </head><lb/>
          <p>Haben wir nun oben ge&#x017F;agt; da&#x017F;s die Neck-<lb/>
tarien Annäherungen der Kronenblätter zu den<lb/>
Staubgefä&#x017F;sen &#x017F;eyen, &#x017F;o können wir bey die&#x017F;er<lb/>
Gelegenheit über die unregelmä&#x017F;sigen Blumen<lb/>
einige Bemerkungen machen. So könnten z. E.<lb/>
die fünf äu&#x017F;sern Blätter des Melianthus als wahre<lb/>
Kronenblätter aufgeführt, die fünf innern aber als<lb/>
eine Nebenkrone, aus &#x017F;echs Necktarien be&#x017F;tehend,<lb/>
be&#x017F;chrieben werden, wovon das obere &#x017F;ich der<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0053] §. 57. Im höchſten Grad der Verwandlung findet man dieſes Organ, z. B. bey dem Aconitum und der Nigella, wo man aber doch mit geringer Aufmerkſamkeit ihre Blattähnlichkeit bemerken wird; beſonders wachſen ſie bey der Nigella leicht wieder in Blätter aus, und die Blume wird durch die Umwandlung der Necktarien gefüllt. Bey dem Aconito wird man mit einiger aufmerkſamen Beſchauung die Aehnlichkeit der Necktarien und des gewölbten Blattes, unter welchen ſie verdeckt ſtehen, erkennen. §. 58. Haben wir nun oben geſagt; daſs die Neck- tarien Annäherungen der Kronenblätter zu den Staubgefäſsen ſeyen, ſo können wir bey dieſer Gelegenheit über die unregelmäſsigen Blumen einige Bemerkungen machen. So könnten z. E. die fünf äuſsern Blätter des Melianthus als wahre Kronenblätter aufgeführt, die fünf innern aber als eine Nebenkrone, aus ſechs Necktarien beſtehend, beſchrieben werden, wovon das obere ſich der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Es existieren zwei Drucke des "Versuchs" von 1790… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_metamorphose_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_metamorphose_1790/53
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, 1790, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_metamorphose_1790/53>, abgerufen am 21.11.2024.