Oft genug hatte man bisher von Fräulein Therese gesprochen, oft genug ihrer im Vor¬ beygehen erwähnt, und fast jedesmal war Wilhelm im Begriff seiner neuen Freundinn zu bekennen, daß er jenem trefflichen Frauen¬ zimmer sein Herz und seine Hand angeboten habe. Ein gewisses Gefühl, das er sich nicht erklären konnte, hielt ihn zurück, er zau¬ derte so lange, bis endlich Natalie selbst, mit dem himmlischen, bescheidnen, heitern Lächeln, das man an ihr zu sehen gewohnt war, zu ihm sagte: so muß ich denn doch zuletzt das Stillschweigen brechen, und mich in Ihr Vertrauen gewaltsam eindrängen! Warum machen Sie mir ein Geheimnis, mein Freund, aus einer Angelegenheit, die
Viertes Capitel.
Oft genug hatte man bisher von Fräulein Thereſe geſprochen, oft genug ihrer im Vor¬ beygehen erwähnt, und faſt jedesmal war Wilhelm im Begriff ſeiner neuen Freundinn zu bekennen, daß er jenem trefflichen Frauen¬ zimmer ſein Herz und ſeine Hand angeboten habe. Ein gewiſſes Gefühl, das er ſich nicht erklären konnte, hielt ihn zurück, er zau¬ derte ſo lange, bis endlich Natalie ſelbſt, mit dem himmliſchen, beſcheidnen, heitern Lächeln, das man an ihr zu ſehen gewohnt war, zu ihm ſagte: ſo muß ich denn doch zuletzt das Stillſchweigen brechen, und mich in Ihr Vertrauen gewaltſam eindrängen! Warum machen Sie mir ein Geheimnis, mein Freund, aus einer Angelegenheit, die
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Viertes Capitel.
Oft genug hatte man bisher von Fräulein
Thereſe geſprochen, oft genug ihrer im Vor¬
beygehen erwähnt, und faſt jedesmal war
Wilhelm im Begriff ſeiner neuen Freundinn
zu bekennen, daß er jenem trefflichen Frauen¬
zimmer ſein Herz und ſeine Hand angeboten
habe. Ein gewiſſes Gefühl, das er ſich nicht
erklären konnte, hielt ihn zurück, er zau¬
derte ſo lange, bis endlich Natalie ſelbſt,
mit dem himmliſchen, beſcheidnen, heitern
Lächeln, das man an ihr zu ſehen gewohnt
war, zu ihm ſagte: ſo muß ich denn doch
zuletzt das Stillſchweigen brechen, und mich
in Ihr Vertrauen gewaltſam eindrängen!
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/299>, abgerufen am 21.11.2024.
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