Wilhelm kam zur ersten Theaterprobe sehr zeitig und fand sich auf den Brettern allein, Das Lokal überraschte ihn, und gab ihm die wunderbarsten Erinnerungen. Die Wald- und Dorfdekoration stand genau so, als auf der Bühne seiner Vaterstadt, auch bey einer Probe, als ihm an jenem Morgen Mariane lebhaft ihre Liebe bekannte, und ihm die er¬ ste glückliche Nacht zusagte. Die Bauern¬ häuser glichen sich auf dem Theater wie auf dem Lande, die wahre Morgensonne beschien, durch einen halb offenen Fensterladen herein¬ fallend, einen Theil der Bank die neben der Thüre schlecht befestigt war, nur leider schien sie nicht wie damals auf Marianens Schooß und Busen. Er setzte sich nieder, dachte die¬ ser wunderbaren Übereinstimmung nach, und
Achtes Capitel.
Wilhelm kam zur erſten Theaterprobe ſehr zeitig und fand ſich auf den Brettern allein, Das Lokal überraſchte ihn, und gab ihm die wunderbarſten Erinnerungen. Die Wald- und Dorfdekoration ſtand genau ſo, als auf der Bühne ſeiner Vaterſtadt, auch bey einer Probe, als ihm an jenem Morgen Mariane lebhaft ihre Liebe bekannte, und ihm die er¬ ſte glückliche Nacht zuſagte. Die Bauern¬ häuſer glichen ſich auf dem Theater wie auf dem Lande, die wahre Morgenſonne beſchien, durch einen halb offenen Fenſterladen herein¬ fallend, einen Theil der Bank die neben der Thüre ſchlecht befeſtigt war, nur leider ſchien ſie nicht wie damals auf Marianens Schooß und Buſen. Er ſetzte ſich nieder, dachte die¬ ſer wunderbaren Übereinſtimmung nach, und
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Achtes Capitel.
Wilhelm kam zur erſten Theaterprobe ſehr
zeitig und fand ſich auf den Brettern allein,
Das Lokal überraſchte ihn, und gab ihm die
wunderbarſten Erinnerungen. Die Wald-
und Dorfdekoration ſtand genau ſo, als auf
der Bühne ſeiner Vaterſtadt, auch bey einer
Probe, als ihm an jenem Morgen Mariane
lebhaft ihre Liebe bekannte, und ihm die er¬
ſte glückliche Nacht zuſagte. Die Bauern¬
häuſer glichen ſich auf dem Theater wie auf
dem Lande, die wahre Morgenſonne beſchien,
durch einen halb offenen Fenſterladen herein¬
fallend, einen Theil der Bank die neben der
Thüre ſchlecht befeſtigt war, nur leider ſchien
ſie nicht wie damals auf Marianens Schooß
und Buſen. Er ſetzte ſich nieder, dachte die¬
ſer wunderbaren Übereinſtimmung nach, und
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/88>, abgerufen am 21.11.2024.
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