Eine der Bedingungen, unter denen Wil¬ helm sich aufs Theater begab, war von Ser¬ lo nicht ohne Einschränkung zugestanden worden. Jener verlangte, daß Hamlet ganz und unzerstückt aufgeführt werden sollte, und dieser ließ sich das wunderliche Begeh¬ ren in so fern gefallen, als es möglich seyn würde. Nun hatten sie hierüber bisher man¬ chen Streit gehabt; denn was möglich oder nicht möglich sey, und was man von dem Stücke weglassen könne, ohne es zu zerstück¬ ken, darüber waren beyde sehr verschiedener Meynung.
Wilhelm befand sich noch in den glückli¬ chen Zeiten, da man nicht begreifen kann, daß an einem geliebten Mädchen, an einem verehrten Schriftsteller irgend etwas man¬
Viertes Capitel.
Eine der Bedingungen, unter denen Wil¬ helm ſich aufs Theater begab, war von Ser¬ lo nicht ohne Einſchränkung zugeſtanden worden. Jener verlangte, daß Hamlet ganz und unzerſtückt aufgeführt werden ſollte, und dieſer ließ ſich das wunderliche Begeh¬ ren in ſo fern gefallen, als es möglich ſeyn würde. Nun hatten ſie hierüber bisher man¬ chen Streit gehabt; denn was möglich oder nicht möglich ſey, und was man von dem Stücke weglaſſen könne, ohne es zu zerſtück¬ ken, darüber waren beyde ſehr verſchiedener Meynung.
Wilhelm befand ſich noch in den glückli¬ chen Zeiten, da man nicht begreifen kann, daß an einem geliebten Mädchen, an einem verehrten Schriftſteller irgend etwas man¬
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Viertes Capitel.
Eine der Bedingungen, unter denen Wil¬
helm ſich aufs Theater begab, war von Ser¬
lo nicht ohne Einſchränkung zugeſtanden
worden. Jener verlangte, daß Hamlet ganz
und unzerſtückt aufgeführt werden ſollte,
und dieſer ließ ſich das wunderliche Begeh¬
ren in ſo fern gefallen, als es möglich ſeyn
würde. Nun hatten ſie hierüber bisher man¬
chen Streit gehabt; denn was möglich oder
nicht möglich ſey, und was man von dem
Stücke weglaſſen könne, ohne es zu zerſtück¬
ken, darüber waren beyde ſehr verſchiedener
Meynung.
Wilhelm befand ſich noch in den glückli¬
chen Zeiten, da man nicht begreifen kann,
daß an einem geliebten Mädchen, an einem
verehrten Schriftſteller irgend etwas man¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/44>, abgerufen am 21.11.2024.
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