Was zu seiner Abreise nöthig war, hatten Vater und Mutter besorgt, nur einige Klei¬ nigkeiten, die an der Equipage fehlten, ver¬ zögerten seinen Aufbruch um einige Tage. Wilhelm benutzte diese Zeit, um an Maria¬ nen einen Brief zu schreiben, wodurch er die Angelegenheit endlich zur Sprache bringen wollte, über welche sie sich mit ihm zu un¬ terhalten bisher immer vermieden hatte. Folgendermaßen lautete der Brief:
"Unter der lieben Hülle der Nacht, die mich sonst in deinen Armen bedeckte, sitze ich und denke und schreibe an dich, und was ich sinne und treibe, ist nur um dei¬ netwillen. O Mariane! mir, dem glück¬ lichsten unter den Männern, ist es wie
Sechszehntes Capitel.
Was zu ſeiner Abreiſe nöthig war, hatten Vater und Mutter beſorgt, nur einige Klei¬ nigkeiten, die an der Equipage fehlten, ver¬ zögerten ſeinen Aufbruch um einige Tage. Wilhelm benutzte dieſe Zeit, um an Maria¬ nen einen Brief zu ſchreiben, wodurch er die Angelegenheit endlich zur Sprache bringen wollte, über welche ſie ſich mit ihm zu un¬ terhalten bisher immer vermieden hatte. Folgendermaßen lautete der Brief:
„Unter der lieben Hülle der Nacht, die mich ſonſt in deinen Armen bedeckte, ſitze ich und denke und ſchreibe an dich, und was ich ſinne und treibe, iſt nur um dei¬ netwillen. O Mariane! mir, dem glück¬ lichſten unter den Männern, iſt es wie
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0160"n="152"/></div><divn="3"><head><hirendition="#g">Sechszehntes Capitel</hi>.<lb/></head><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">W</hi>as zu ſeiner Abreiſe nöthig war, hatten<lb/>
Vater und Mutter beſorgt, nur einige Klei¬<lb/>
nigkeiten, die an der Equipage fehlten, ver¬<lb/>
zögerten ſeinen Aufbruch um einige Tage.<lb/>
Wilhelm benutzte dieſe Zeit, um an Maria¬<lb/>
nen einen Brief zu ſchreiben, wodurch er die<lb/>
Angelegenheit endlich zur Sprache bringen<lb/>
wollte, über welche ſie ſich mit ihm zu un¬<lb/>
terhalten bisher immer vermieden hatte.<lb/>
Folgendermaßen lautete der Brief:</p><lb/><floatingTextrendition="#et"><body><divtype="letter"><p>„Unter der lieben Hülle der Nacht, die<lb/>
mich ſonſt in deinen Armen bedeckte, ſitze<lb/>
ich und denke und ſchreibe an dich, und<lb/>
was ich ſinne und treibe, iſt nur um dei¬<lb/>
netwillen. O Mariane! mir, dem glück¬<lb/>
lichſten unter den Männern, iſt es wie<lb/></p></div></body></floatingText></div></div></div></body></text></TEI>
[152/0160]
Sechszehntes Capitel.
Was zu ſeiner Abreiſe nöthig war, hatten
Vater und Mutter beſorgt, nur einige Klei¬
nigkeiten, die an der Equipage fehlten, ver¬
zögerten ſeinen Aufbruch um einige Tage.
Wilhelm benutzte dieſe Zeit, um an Maria¬
nen einen Brief zu ſchreiben, wodurch er die
Angelegenheit endlich zur Sprache bringen
wollte, über welche ſie ſich mit ihm zu un¬
terhalten bisher immer vermieden hatte.
Folgendermaßen lautete der Brief:
„Unter der lieben Hülle der Nacht, die
mich ſonſt in deinen Armen bedeckte, ſitze
ich und denke und ſchreibe an dich, und
was ich ſinne und treibe, iſt nur um dei¬
netwillen. O Mariane! mir, dem glück¬
lichſten unter den Männern, iſt es wie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/160>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.