Das Schauspiel dauerte sehr lange. Die alte Barbara trat einigemal ans Fenster und horchte, ob die Kutschen nicht rasseln wollten. Sie erwartete Marianen, ihre schöne Gebie¬ terin, die heute im Nachspiele, als junger Officier gekleidet, das Publikum entzückte, mit größerer Ungedult, als sonst, wenn sie ihr nur ein mäßiges Abendessen vorzusetzen hatte; diesmal sollte sie mit einem Packet überrascht werden, das Norberg, ein junger reicher Kaufmann, durch den Postwagen ge¬ schickt hatte, um zu zeigen, daß er auch in der Entfernung seiner Geliebten gedenke.
A 2
Erſtes Capitel.
Das Schauſpiel dauerte ſehr lange. Die alte Barbara trat einigemal ans Fenſter und horchte, ob die Kutſchen nicht raſſeln wollten. Sie erwartete Marianen, ihre ſchöne Gebie¬ terin, die heute im Nachſpiele, als junger Officier gekleidet, das Publikum entzückte, mit größerer Ungedult, als ſonſt, wenn ſie ihr nur ein mäßiges Abendeſſen vorzuſetzen hatte; diesmal ſollte ſie mit einem Packet überraſcht werden, das Norberg, ein junger reicher Kaufmann, durch den Poſtwagen ge¬ ſchickt hatte, um zu zeigen, daß er auch in der Entfernung ſeiner Geliebten gedenke.
A 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0011"n="[3]"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head><hirendition="#g">Erſtes Capitel.</hi><lb/></head><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">D</hi>as Schauſpiel dauerte ſehr lange. Die<lb/>
alte Barbara trat einigemal ans Fenſter und<lb/>
horchte, ob die Kutſchen nicht raſſeln wollten.<lb/>
Sie erwartete Marianen, ihre ſchöne Gebie¬<lb/>
terin, die heute im Nachſpiele, als junger<lb/>
Officier gekleidet, das Publikum entzückte,<lb/>
mit größerer Ungedult, als ſonſt, wenn ſie<lb/>
ihr nur ein mäßiges Abendeſſen vorzuſetzen<lb/>
hatte; diesmal ſollte ſie mit einem Packet<lb/>
überraſcht werden, das Norberg, ein junger<lb/>
reicher Kaufmann, durch den Poſtwagen ge¬<lb/>ſchickt hatte, um zu zeigen, daß er auch in<lb/>
der Entfernung ſeiner Geliebten gedenke.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">A 2<lb/></fw></div></div></div></body></text></TEI>
[[3]/0011]
Erſtes Capitel.
Das Schauſpiel dauerte ſehr lange. Die
alte Barbara trat einigemal ans Fenſter und
horchte, ob die Kutſchen nicht raſſeln wollten.
Sie erwartete Marianen, ihre ſchöne Gebie¬
terin, die heute im Nachſpiele, als junger
Officier gekleidet, das Publikum entzückte,
mit größerer Ungedult, als ſonſt, wenn ſie
ihr nur ein mäßiges Abendeſſen vorzuſetzen
hatte; diesmal ſollte ſie mit einem Packet
überraſcht werden, das Norberg, ein junger
reicher Kaufmann, durch den Poſtwagen ge¬
ſchickt hatte, um zu zeigen, daß er auch in
der Entfernung ſeiner Geliebten gedenke.
A 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/11>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.