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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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von Traditionen, mit der alten Rüstkammer ungeschick-
ter Vorrichtungen sich in Glauben und Demuth begnügt
zu haben.


Johannes Rizzetti

Ein Venetianer und aufmerksamer Liebhaber der
Dioptrik, faßte ein ganz richtiges Apercu gegen New-
ton und fühlte, wie natürlich, einen großen Reiz an-
dern seine Entdeckung mitzutheilen und einleuchtend
zu machen. Er verbreitete seine Meynung durch Briefe
und reisende Freunde, fand aber überall Gegner. In
Deutschland wurden seine Argumente in die Acta Eru-
ditorum
eingerückt. Professor Georg Friedrich Richter
in Leipzig setzte sich dagegen; in England experimen-
tirte und argumentirte Desaguliers gegen ihn; in Frank-
reich Gauger; in Italien die Bologneser Societät.

Er gab zuerst ein Diarium einer Reise durch Ita-
lien vor dem Jahre 1724 mit Nachträgen heraus, wo-
von man einen Auszug in die Acta Eruditorum setzte.
(Supplemente derselben Tom. 8. p. 127.)

Bey Gelegenheit daß Rizzetti die Frage aufwirft,
wie es möglich sey, daß man die Gegenstände mit blo-
ßen Augen farblos sähe, wenn es mit der von New-
ton bemerkten und erklärten farbigen Aberration seine

von Traditionen, mit der alten Ruͤſtkammer ungeſchick-
ter Vorrichtungen ſich in Glauben und Demuth begnuͤgt
zu haben.


Johannes Rizzetti

Ein Venetianer und aufmerkſamer Liebhaber der
Dioptrik, faßte ein ganz richtiges Aperçu gegen New-
ton und fuͤhlte, wie natuͤrlich, einen großen Reiz an-
dern ſeine Entdeckung mitzutheilen und einleuchtend
zu machen. Er verbreitete ſeine Meynung durch Briefe
und reiſende Freunde, fand aber uͤberall Gegner. In
Deutſchland wurden ſeine Argumente in die Acta Eru-
ditorum
eingeruͤckt. Profeſſor Georg Friedrich Richter
in Leipzig ſetzte ſich dagegen; in England experimen-
tirte und argumentirte Desaguliers gegen ihn; in Frank-
reich Gauger; in Italien die Bologneſer Societaͤt.

Er gab zuerſt ein Diarium einer Reiſe durch Ita-
lien vor dem Jahre 1724 mit Nachtraͤgen heraus, wo-
von man einen Auszug in die Acta Eruditorum ſetzte.
(Supplemente derſelben Tom. 8. p. 127.)

Bey Gelegenheit daß Rizzetti die Frage aufwirft,
wie es moͤglich ſey, daß man die Gegenſtaͤnde mit blo-
ßen Augen farblos ſaͤhe, wenn es mit der von New-
ton bemerkten und erklaͤrten farbigen Aberration ſeine

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[463/0497] von Traditionen, mit der alten Ruͤſtkammer ungeſchick- ter Vorrichtungen ſich in Glauben und Demuth begnuͤgt zu haben. Johannes Rizzetti Ein Venetianer und aufmerkſamer Liebhaber der Dioptrik, faßte ein ganz richtiges Aperçu gegen New- ton und fuͤhlte, wie natuͤrlich, einen großen Reiz an- dern ſeine Entdeckung mitzutheilen und einleuchtend zu machen. Er verbreitete ſeine Meynung durch Briefe und reiſende Freunde, fand aber uͤberall Gegner. In Deutſchland wurden ſeine Argumente in die Acta Eru- ditorum eingeruͤckt. Profeſſor Georg Friedrich Richter in Leipzig ſetzte ſich dagegen; in England experimen- tirte und argumentirte Desaguliers gegen ihn; in Frank- reich Gauger; in Italien die Bologneſer Societaͤt. Er gab zuerſt ein Diarium einer Reiſe durch Ita- lien vor dem Jahre 1724 mit Nachtraͤgen heraus, wo- von man einen Auszug in die Acta Eruditorum ſetzte. (Supplemente derſelben Tom. 8. p. 127.) Bey Gelegenheit daß Rizzetti die Frage aufwirft, wie es moͤglich ſey, daß man die Gegenſtaͤnde mit blo- ßen Augen farblos ſaͤhe, wenn es mit der von New- ton bemerkten und erklaͤrten farbigen Aberration ſeine

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/497>, abgerufen am 21.11.2024.