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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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dung der Retina. Die Purpurfarbe, welche die vom
Schnee Geblendeten erblicken, gehört hieher, so wie die
ungemein schöne grüne Farbe dunkler Gegenstände, nach-
dem man auf ein weißes Papier in der Sonne lange
hingesehen. Wie es sich näher damit verhalte, werden
diejenigen künftig untersuchen, deren jugendliche Augen,
um der Wissenschaft willen, noch etwas auszustehen
fähig sind.

46.

Hieher gehören gleichfalls die schwarzen Buchsta-
ben, die im Abendlichte roth erscheinen. Vielleicht ge-
hört auch die Geschichte hieher, daß sich Blutstropfen
auf dem Tische zeigten, an den sich Heinrich der Vierte
von Frankreich mit dem Herzog von Guise, um Wür-
fel zu spielen, gesetzt hatte.


V.
Farbige Bilder.

47.

Wir wurden die physiologischen Farben zuerst beym
Abklingen farbloser blendender Bilder, so wie auch bey
abklingenden allgemeinen farblosen Blendungen gewahr.
Nun finden wir analoge Erscheinungen, wenn dem Au-
ge eine schon specificirte Farbe geboten wird, wobey
uns alles, was wir bisher erfahren haben, immer ge-
genwärtig bleiben muß.

dung der Retina. Die Purpurfarbe, welche die vom
Schnee Geblendeten erblicken, gehoͤrt hieher, ſo wie die
ungemein ſchoͤne gruͤne Farbe dunkler Gegenſtaͤnde, nach-
dem man auf ein weißes Papier in der Sonne lange
hingeſehen. Wie es ſich naͤher damit verhalte, werden
diejenigen kuͤnftig unterſuchen, deren jugendliche Augen,
um der Wiſſenſchaft willen, noch etwas auszuſtehen
faͤhig ſind.

46.

Hieher gehoͤren gleichfalls die ſchwarzen Buchſta-
ben, die im Abendlichte roth erſcheinen. Vielleicht ge-
hoͤrt auch die Geſchichte hieher, daß ſich Blutstropfen
auf dem Tiſche zeigten, an den ſich Heinrich der Vierte
von Frankreich mit dem Herzog von Guiſe, um Wuͤr-
fel zu ſpielen, geſetzt hatte.


V.
Farbige Bilder.

47.

Wir wurden die phyſiologiſchen Farben zuerſt beym
Abklingen farbloſer blendender Bilder, ſo wie auch bey
abklingenden allgemeinen farbloſen Blendungen gewahr.
Nun finden wir analoge Erſcheinungen, wenn dem Au-
ge eine ſchon ſpecificirte Farbe geboten wird, wobey
uns alles, was wir bisher erfahren haben, immer ge-
genwaͤrtig bleiben muß.

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[18/0072] dung der Retina. Die Purpurfarbe, welche die vom Schnee Geblendeten erblicken, gehoͤrt hieher, ſo wie die ungemein ſchoͤne gruͤne Farbe dunkler Gegenſtaͤnde, nach- dem man auf ein weißes Papier in der Sonne lange hingeſehen. Wie es ſich naͤher damit verhalte, werden diejenigen kuͤnftig unterſuchen, deren jugendliche Augen, um der Wiſſenſchaft willen, noch etwas auszuſtehen faͤhig ſind. 46. Hieher gehoͤren gleichfalls die ſchwarzen Buchſta- ben, die im Abendlichte roth erſcheinen. Vielleicht ge- hoͤrt auch die Geſchichte hieher, daß ſich Blutstropfen auf dem Tiſche zeigten, an den ſich Heinrich der Vierte von Frankreich mit dem Herzog von Guiſe, um Wuͤr- fel zu ſpielen, geſetzt hatte. V. Farbige Bilder. 47. Wir wurden die phyſiologiſchen Farben zuerſt beym Abklingen farbloſer blendender Bilder, ſo wie auch bey abklingenden allgemeinen farbloſen Blendungen gewahr. Nun finden wir analoge Erſcheinungen, wenn dem Au- ge eine ſchon ſpecificirte Farbe geboten wird, wobey uns alles, was wir bisher erfahren haben, immer ge- genwaͤrtig bleiben muß.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/72>, abgerufen am 21.11.2024.