piere noch das Licht abhielt, das von einigen Wolken her dar- auf fiel. Dann erschien das Papier, mit dem Pulver vergli- chen, so grau als das Pulver vorher.
589.
Nichts ist natürlicher! Wenn man das Papier, womit das Pulver verglichen werden soll, durch ei- nen immer mehr entschiedenen Schatten nach und nach verdunkelt, so muß es freylich immer grauer werden. Er lege doch aber das Papier neben das Pulver in die Sonne, oder streue sein Pulver auf ein weißes Pa- pier das in der Sonne liegt, und das wahre Ver- hältniß wird hervortreten.
590.
Wir übergehen, was er noch weiter vorbringt, ohne daß seine Sache dadurch gebessert würde. Zu- letzt kommt gar noch ein Freund herein, welcher auch das graue in der Sonne liegende Pulver für weiß an- spricht, wie es einem jeden, der überrascht in Dingen welche zweydeutig in die Sinne fallen, ein Zeugniß abgeben soll, gar leicht ergehen kann.
591.
Wir überschlagen gleichfalls sein triumphirendes ergo bibamus, indem für diejenigen, welche die wahre Ansicht zu fassen geneigt sind, schon im Vorhergehenden genugsam gesagt ist.
piere noch das Licht abhielt, das von einigen Wolken her dar- auf fiel. Dann erſchien das Papier, mit dem Pulver vergli- chen, ſo grau als das Pulver vorher.
589.
Nichts iſt natuͤrlicher! Wenn man das Papier, womit das Pulver verglichen werden ſoll, durch ei- nen immer mehr entſchiedenen Schatten nach und nach verdunkelt, ſo muß es freylich immer grauer werden. Er lege doch aber das Papier neben das Pulver in die Sonne, oder ſtreue ſein Pulver auf ein weißes Pa- pier das in der Sonne liegt, und das wahre Ver- haͤltniß wird hervortreten.
590.
Wir uͤbergehen, was er noch weiter vorbringt, ohne daß ſeine Sache dadurch gebeſſert wuͤrde. Zu- letzt kommt gar noch ein Freund herein, welcher auch das graue in der Sonne liegende Pulver fuͤr weiß an- ſpricht, wie es einem jeden, der uͤberraſcht in Dingen welche zweydeutig in die Sinne fallen, ein Zeugniß abgeben ſoll, gar leicht ergehen kann.
591.
Wir uͤberſchlagen gleichfalls ſein triumphirendes ergo bibamus, indem fuͤr diejenigen, welche die wahre Anſicht zu faſſen geneigt ſind, ſchon im Vorhergehenden genugſam geſagt iſt.
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piere noch das Licht abhielt, das von einigen Wolken her dar-
auf fiel. Dann erſchien das Papier, mit dem Pulver vergli-
chen, ſo grau als das Pulver vorher.
589.
Nichts iſt natuͤrlicher! Wenn man das Papier,
womit das Pulver verglichen werden ſoll, durch ei-
nen immer mehr entſchiedenen Schatten nach und nach
verdunkelt, ſo muß es freylich immer grauer werden.
Er lege doch aber das Papier neben das Pulver in
die Sonne, oder ſtreue ſein Pulver auf ein weißes Pa-
pier das in der Sonne liegt, und das wahre Ver-
haͤltniß wird hervortreten.
590.
Wir uͤbergehen, was er noch weiter vorbringt,
ohne daß ſeine Sache dadurch gebeſſert wuͤrde. Zu-
letzt kommt gar noch ein Freund herein, welcher auch
das graue in der Sonne liegende Pulver fuͤr weiß an-
ſpricht, wie es einem jeden, der uͤberraſcht in Dingen
welche zweydeutig in die Sinne fallen, ein Zeugniß
abgeben ſoll, gar leicht ergehen kann.
591.
Wir uͤberſchlagen gleichfalls ſein triumphirendes
ergo bibamus, indem fuͤr diejenigen, welche die wahre
Anſicht zu faſſen geneigt ſind, ſchon im Vorhergehenden
genugſam geſagt iſt.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 612. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/666>, abgerufen am 21.11.2024.
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