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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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461.

Ganz vergeblicherweise knüpft er daher gegenwärti-
gen Versuch an den fünften des ersten Theils und an
dasjenige was bey Gelegenheit der vierten Proposition
gesagt worden: denn eigentlich nimmt er sein gewöhn-
lich Spectrum, läßt es aufs Papier fallen, auf wel-
chem der Umriß gezeichnet ist, und zieht alsdann an
der Gränze jeder Farbe Querlinien, um den Raum
den eine jede einnimmt, und die Verhältnisse der
Distanzen von einander zu messen.

462.

Nachdem er also im Vorhergehenden viele Zeit
und Papier verdorben, um gegen die Natur zu bewei-
sen, daß das Spectrum aus unendlichen in einander
greifenden Farben-Cirkeln bestehe; so lassen sich nun
auf einmal Querlinien ziehen durch die Gränzen, wo
eine die andere berührt, eine von der andern zu un-
terscheiden ist.

463.

Wie nun bey dem Verfasser Wahrheit und Irr-
thum innig mit einander verbunden sind, weswegen
sein Amalgama sich um so schwerer beurtheilen läßt; so
tritt auch hier das Wahre, daß die Farben im perpendi-
cularen Spectrum sich ziemlich mit horizontalen Stri-
chen bezeichnen lassen, zum erstenmal auf; allein der
Irrthum, daß diese Farben unter sich ein feststehendes
Maßverhältniß haben, wird zugleich mit eingeführt

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461.

Ganz vergeblicherweiſe knuͤpft er daher gegenwaͤrti-
gen Verſuch an den fuͤnften des erſten Theils und an
dasjenige was bey Gelegenheit der vierten Propoſition
geſagt worden: denn eigentlich nimmt er ſein gewoͤhn-
lich Spectrum, laͤßt es aufs Papier fallen, auf wel-
chem der Umriß gezeichnet iſt, und zieht alsdann an
der Graͤnze jeder Farbe Querlinien, um den Raum
den eine jede einnimmt, und die Verhaͤltniſſe der
Diſtanzen von einander zu meſſen.

462.

Nachdem er alſo im Vorhergehenden viele Zeit
und Papier verdorben, um gegen die Natur zu bewei-
ſen, daß das Spectrum aus unendlichen in einander
greifenden Farben-Cirkeln beſtehe; ſo laſſen ſich nun
auf einmal Querlinien ziehen durch die Graͤnzen, wo
eine die andere beruͤhrt, eine von der andern zu un-
terſcheiden iſt.

463.

Wie nun bey dem Verfaſſer Wahrheit und Irr-
thum innig mit einander verbunden ſind, weswegen
ſein Amalgama ſich um ſo ſchwerer beurtheilen laͤßt; ſo
tritt auch hier das Wahre, daß die Farben im perpendi-
cularen Spectrum ſich ziemlich mit horizontalen Stri-
chen bezeichnen laſſen, zum erſtenmal auf; allein der
Irrthum, daß dieſe Farben unter ſich ein feſtſtehendes
Maßverhaͤltniß haben, wird zugleich mit eingefuͤhrt

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[563/0617] 461. Ganz vergeblicherweiſe knuͤpft er daher gegenwaͤrti- gen Verſuch an den fuͤnften des erſten Theils und an dasjenige was bey Gelegenheit der vierten Propoſition geſagt worden: denn eigentlich nimmt er ſein gewoͤhn- lich Spectrum, laͤßt es aufs Papier fallen, auf wel- chem der Umriß gezeichnet iſt, und zieht alsdann an der Graͤnze jeder Farbe Querlinien, um den Raum den eine jede einnimmt, und die Verhaͤltniſſe der Diſtanzen von einander zu meſſen. 462. Nachdem er alſo im Vorhergehenden viele Zeit und Papier verdorben, um gegen die Natur zu bewei- ſen, daß das Spectrum aus unendlichen in einander greifenden Farben-Cirkeln beſtehe; ſo laſſen ſich nun auf einmal Querlinien ziehen durch die Graͤnzen, wo eine die andere beruͤhrt, eine von der andern zu un- terſcheiden iſt. 463. Wie nun bey dem Verfaſſer Wahrheit und Irr- thum innig mit einander verbunden ſind, weswegen ſein Amalgama ſich um ſo ſchwerer beurtheilen laͤßt; ſo tritt auch hier das Wahre, daß die Farben im perpendi- cularen Spectrum ſich ziemlich mit horizontalen Stri- chen bezeichnen laſſen, zum erſtenmal auf; allein der Irrthum, daß dieſe Farben unter ſich ein feſtſtehendes Maßverhaͤltniß haben, wird zugleich mit eingefuͤhrt 36 *

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/617>, abgerufen am 21.11.2024.