"Das farbige Licht besteht aus soviel Kreisen als Farben darin sind, wovon der eine roth, der andre orangegelb u. s. w. der letzte violett ist, und die in einander in den farbigen Streifen zusammenfließen. Jeder dieser Kreise ist das Bild der Sonne, das von solchem Lichte, dessen Brechbarkeit verschieden ist, auch nicht an Einen Ort fallen kann. Weil aber diese Kreise so groß sind, daß sie nur deswegen in einander zusamenfließen, so kann man sie dadurch kleiner ma- chen, daß man ein erhobenes Glas zwischen das Prisma und das Loch im Fensterladen hält; dann stellt sich jedes einfache Licht in Gestalt kleiner runder Scheiben einzeln vor, in einer Reihe über einander, 75 Fig. a. ist das rothe, b. das violette Licht."
In gedachter Figur nun sind die sieben Lichter als sieben Cirkelchen ganz rein und ruhig über einander gesetzt, eben als wenn sie doch irgend Jemand einmal so gesehen hätte; die verbindenden Strichelchen sind weggelassen, welche Newton denselben klüglich doch im- mer beygegeben. Und so steht diese Figur ganz sicher zwischen andern mathematischen Linearzeichnungen und Abbildungen mancher zuverlässigen Erfahrung, und so hat sie sich durch alle Lichtenbergische Ausgaben erhalten.
247.
Daß wir über dieses elfte Experiment schneller als über die andern weggehen, dazu bewegt uns außer ob; gemeldeten Ursachen auch noch folgende. Newton ver-
„Das farbige Licht beſteht aus ſoviel Kreiſen als Farben darin ſind, wovon der eine roth, der andre orangegelb u. ſ. w. der letzte violett iſt, und die in einander in den farbigen Streifen zuſammenfließen. Jeder dieſer Kreiſe iſt das Bild der Sonne, das von ſolchem Lichte, deſſen Brechbarkeit verſchieden iſt, auch nicht an Einen Ort fallen kann. Weil aber dieſe Kreiſe ſo groß ſind, daß ſie nur deswegen in einander zuſamenfließen, ſo kann man ſie dadurch kleiner ma- chen, daß man ein erhobenes Glas zwiſchen das Prisma und das Loch im Fenſterladen haͤlt; dann ſtellt ſich jedes einfache Licht in Geſtalt kleiner runder Scheiben einzeln vor, in einer Reihe uͤber einander, 75 Fig. a. iſt das rothe, b. das violette Licht.“
In gedachter Figur nun ſind die ſieben Lichter als ſieben Cirkelchen ganz rein und ruhig uͤber einander geſetzt, eben als wenn ſie doch irgend Jemand einmal ſo geſehen haͤtte; die verbindenden Strichelchen ſind weggelaſſen, welche Newton denſelben kluͤglich doch im- mer beygegeben. Und ſo ſteht dieſe Figur ganz ſicher zwiſchen andern mathematiſchen Linearzeichnungen und Abbildungen mancher zuverlaͤſſigen Erfahrung, und ſo hat ſie ſich durch alle Lichtenbergiſche Ausgaben erhalten.
247.
Daß wir uͤber dieſes elfte Experiment ſchneller als uͤber die andern weggehen, dazu bewegt uns außer ob; gemeldeten Urſachen auch noch folgende. Newton ver-
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„Das farbige Licht beſteht aus ſoviel Kreiſen als
Farben darin ſind, wovon der eine roth, der andre
orangegelb u. ſ. w. der letzte violett iſt, und die in
einander in den farbigen Streifen zuſammenfließen.
Jeder dieſer Kreiſe iſt das Bild der Sonne, das von
ſolchem Lichte, deſſen Brechbarkeit verſchieden iſt, auch
nicht an Einen Ort fallen kann. Weil aber dieſe
Kreiſe ſo groß ſind, daß ſie nur deswegen in einander
zuſamenfließen, ſo kann man ſie dadurch kleiner ma-
chen, daß man ein erhobenes Glas zwiſchen das Prisma
und das Loch im Fenſterladen haͤlt; dann ſtellt ſich
jedes einfache Licht in Geſtalt kleiner runder Scheiben
einzeln vor, in einer Reihe uͤber einander, 75 Fig. a.
iſt das rothe, b. das violette Licht.“
In gedachter Figur nun ſind die ſieben Lichter als
ſieben Cirkelchen ganz rein und ruhig uͤber einander
geſetzt, eben als wenn ſie doch irgend Jemand einmal
ſo geſehen haͤtte; die verbindenden Strichelchen ſind
weggelaſſen, welche Newton denſelben kluͤglich doch im-
mer beygegeben. Und ſo ſteht dieſe Figur ganz ſicher
zwiſchen andern mathematiſchen Linearzeichnungen und
Abbildungen mancher zuverlaͤſſigen Erfahrung, und ſo
hat ſie ſich durch alle Lichtenbergiſche Ausgaben erhalten.
247.
Daß wir uͤber dieſes elfte Experiment ſchneller als
uͤber die andern weggehen, dazu bewegt uns außer ob;
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/547>, abgerufen am 21.11.2024.
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