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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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von der Idee dieser Harmonie völlig penetrirt und sie
uns im Geiste gegenwärtig fühlen.


Charakteristische Zusammenstellungen.

816.

Außer diesen rein harmonischen, aus sich selbst
entspringenden Zusammenstellungen, welche immer To-
talität mit sich führen, gibt es noch andre, welche
durch Willkühr hervorgebracht werden, und die wir
dadurch am leichtesten bezeichnen, daß sie in unserm
Farbenkreise nicht nach Diametern, sondern nach Chor-
den aufzufinden sind, und zwar zuerst dergestalt, daß
eine Mittelfarbe übersprungen wird.

817.

Wir nennen diese Zusammenstellungen charakteri-
stisch, weil sie sämmtlich etwas Bedeutendes haben,
das sich uns mit einem gewissen Ausdruck aufdringt,
aber uns nicht befriedigt, indem jedes Charakteristi-
sche nur dadurch entsteht, daß es als ein Theil aus
einem Ganzen heraustritt, mit welchem es ein Ver-
hältniß hat, ohne sich darin aufzulösen.

818.

Da wir die Farben in ihrer Entstehung, so wie
deren harmonische Verhältnisse kennen, so läßt sich er-

I. 20

von der Idee dieſer Harmonie voͤllig penetrirt und ſie
uns im Geiſte gegenwaͤrtig fuͤhlen.


Charakteriſtiſche Zuſammenſtellungen.

816.

Außer dieſen rein harmoniſchen, aus ſich ſelbſt
entſpringenden Zuſammenſtellungen, welche immer To-
talitaͤt mit ſich fuͤhren, gibt es noch andre, welche
durch Willkuͤhr hervorgebracht werden, und die wir
dadurch am leichteſten bezeichnen, daß ſie in unſerm
Farbenkreiſe nicht nach Diametern, ſondern nach Chor-
den aufzufinden ſind, und zwar zuerſt dergeſtalt, daß
eine Mittelfarbe uͤberſprungen wird.

817.

Wir nennen dieſe Zuſammenſtellungen charakteri-
ſtiſch, weil ſie ſaͤmmtlich etwas Bedeutendes haben,
das ſich uns mit einem gewiſſen Ausdruck aufdringt,
aber uns nicht befriedigt, indem jedes Charakteriſti-
ſche nur dadurch entſteht, daß es als ein Theil aus
einem Ganzen heraustritt, mit welchem es ein Ver-
haͤltniß hat, ohne ſich darin aufzuloͤſen.

818.

Da wir die Farben in ihrer Entſtehung, ſo wie
deren harmoniſche Verhaͤltniſſe kennen, ſo laͤßt ſich er-

I. 20
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[305/0359] von der Idee dieſer Harmonie voͤllig penetrirt und ſie uns im Geiſte gegenwaͤrtig fuͤhlen. Charakteriſtiſche Zuſammenſtellungen. 816. Außer dieſen rein harmoniſchen, aus ſich ſelbſt entſpringenden Zuſammenſtellungen, welche immer To- talitaͤt mit ſich fuͤhren, gibt es noch andre, welche durch Willkuͤhr hervorgebracht werden, und die wir dadurch am leichteſten bezeichnen, daß ſie in unſerm Farbenkreiſe nicht nach Diametern, ſondern nach Chor- den aufzufinden ſind, und zwar zuerſt dergeſtalt, daß eine Mittelfarbe uͤberſprungen wird. 817. Wir nennen dieſe Zuſammenſtellungen charakteri- ſtiſch, weil ſie ſaͤmmtlich etwas Bedeutendes haben, das ſich uns mit einem gewiſſen Ausdruck aufdringt, aber uns nicht befriedigt, indem jedes Charakteriſti- ſche nur dadurch entſteht, daß es als ein Theil aus einem Ganzen heraustritt, mit welchem es ein Ver- haͤltniß hat, ohne ſich darin aufzuloͤſen. 818. Da wir die Farben in ihrer Entſtehung, ſo wie deren harmoniſche Verhaͤltniſſe kennen, ſo laͤßt ſich er- I. 20

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/359>, abgerufen am 21.11.2024.