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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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leiten; daher denn der Schüler jede Bestimmung ein-
zeln lernen und sich ein beynahe todtes Positives ein-
prägen muß. Die weitere Ausführung dieses Angedeu-
teten stünde hier nicht am rechten Orte.


LI.
Pflanzen.

617.

Man kann die Farben organischer Körper über-
haupt als eine höhere chemische Operation ansehen,
weswegen sie auch die Alten durch das Wort Kochung
(pepsis) ausgedrückt haben. Alle Elementarfarben
sowohl als die gemischten und abgeleiteten kommen auf
der Oberfläche organischer Naturen vor; dahingegen
das Innere, man kann nicht sagen, unfärbig, doch
eigentlich mißfärbig erscheint, wenn es zu Tage ge-
bracht wird. Da wir bald an einem andern Orte von
unsern Ansichten über organische Natur einiges mitzu-
theilen denken; so stehe nur dasjenige hier, was frü-
her mit der Farbenlehre in Verbindung gebracht war,
indessen wir zu jenen besondern Zwecken das weitre
vorbereiten. Von den Pflanzen sey also zuerst ge-
sprochen.

618.

Die Saamen, Bulben, Wurzeln und was über-
haupt vom Lichte ausgeschlossen ist, oder unmittelbar

leiten; daher denn der Schuͤler jede Beſtimmung ein-
zeln lernen und ſich ein beynahe todtes Poſitives ein-
praͤgen muß. Die weitere Ausfuͤhrung dieſes Angedeu-
teten ſtuͤnde hier nicht am rechten Orte.


LI.
Pflanzen.

617.

Man kann die Farben organiſcher Koͤrper uͤber-
haupt als eine hoͤhere chemiſche Operation anſehen,
weswegen ſie auch die Alten durch das Wort Kochung
(πέψις) ausgedruͤckt haben. Alle Elementarfarben
ſowohl als die gemiſchten und abgeleiteten kommen auf
der Oberflaͤche organiſcher Naturen vor; dahingegen
das Innere, man kann nicht ſagen, unfaͤrbig, doch
eigentlich mißfaͤrbig erſcheint, wenn es zu Tage ge-
bracht wird. Da wir bald an einem andern Orte von
unſern Anſichten uͤber organiſche Natur einiges mitzu-
theilen denken; ſo ſtehe nur dasjenige hier, was fruͤ-
her mit der Farbenlehre in Verbindung gebracht war,
indeſſen wir zu jenen beſondern Zwecken das weitre
vorbereiten. Von den Pflanzen ſey alſo zuerſt ge-
ſprochen.

618.

Die Saamen, Bulben, Wurzeln und was uͤber-
haupt vom Lichte ausgeſchloſſen iſt, oder unmittelbar

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[230/0284] leiten; daher denn der Schuͤler jede Beſtimmung ein- zeln lernen und ſich ein beynahe todtes Poſitives ein- praͤgen muß. Die weitere Ausfuͤhrung dieſes Angedeu- teten ſtuͤnde hier nicht am rechten Orte. LI. Pflanzen. 617. Man kann die Farben organiſcher Koͤrper uͤber- haupt als eine hoͤhere chemiſche Operation anſehen, weswegen ſie auch die Alten durch das Wort Kochung (πέψις) ausgedruͤckt haben. Alle Elementarfarben ſowohl als die gemiſchten und abgeleiteten kommen auf der Oberflaͤche organiſcher Naturen vor; dahingegen das Innere, man kann nicht ſagen, unfaͤrbig, doch eigentlich mißfaͤrbig erſcheint, wenn es zu Tage ge- bracht wird. Da wir bald an einem andern Orte von unſern Anſichten uͤber organiſche Natur einiges mitzu- theilen denken; ſo ſtehe nur dasjenige hier, was fruͤ- her mit der Farbenlehre in Verbindung gebracht war, indeſſen wir zu jenen beſondern Zwecken das weitre vorbereiten. Von den Pflanzen ſey alſo zuerſt ge- ſprochen. 618. Die Saamen, Bulben, Wurzeln und was uͤber- haupt vom Lichte ausgeſchloſſen iſt, oder unmittelbar

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/284>, abgerufen am 22.12.2024.