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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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Convexglas mit dem Concavglase zusammengenommen
zeigt die Farben nach dem Gesetz des letztern. Sind
alle drey Gläser zusammengelegt, so mag man das Son-
nenbild nach dem Focus zusammenziehen, oder sich das-
selbe hinter dem Brennpuncte ausdehnen lassen, niemals
zeigen sich farbige Ränder, und die von dem Künstler
intendirte Achromasie bewährt sich hier abermals.

349.

Da jedoch das Crownglas durchaus eine grünliche
Farbe hat, so daß besonders bey großen und starken
Objectiven etwas von einem grünlichen Schein mit un-
ter laufen, und sich daneben die geforderte Purpurfarbe
unter gewissen Umständen einstellen mag; welches uns
jedoch, bey wiederholten Versuchen mit mehreren Ob-
jectiven, nicht vorgekommen: so hat man hierzu die
wunderbarsten Erklärungen ersonnen und sich, da man
theoretisch die Unmöglichkeit achromatischer Ferngläser
zu beweisen genöthigt war, gewissermaßen gefreut, eine
solche radicale Verbesserung läugnen zu können; wovon
jedoch nur in der Geschichte dieser Erfindungen um-
ständlich gehandelt werden kann.


Convexglas mit dem Concavglaſe zuſammengenommen
zeigt die Farben nach dem Geſetz des letztern. Sind
alle drey Glaͤſer zuſammengelegt, ſo mag man das Son-
nenbild nach dem Focus zuſammenziehen, oder ſich daſ-
ſelbe hinter dem Brennpuncte ausdehnen laſſen, niemals
zeigen ſich farbige Raͤnder, und die von dem Kuͤnſtler
intendirte Achromaſie bewaͤhrt ſich hier abermals.

349.

Da jedoch das Crownglas durchaus eine gruͤnliche
Farbe hat, ſo daß beſonders bey großen und ſtarken
Objectiven etwas von einem gruͤnlichen Schein mit un-
ter laufen, und ſich daneben die geforderte Purpurfarbe
unter gewiſſen Umſtaͤnden einſtellen mag; welches uns
jedoch, bey wiederholten Verſuchen mit mehreren Ob-
jectiven, nicht vorgekommen: ſo hat man hierzu die
wunderbarſten Erklaͤrungen erſonnen und ſich, da man
theoretiſch die Unmoͤglichkeit achromatiſcher Fernglaͤſer
zu beweiſen genoͤthigt war, gewiſſermaßen gefreut, eine
ſolche radicale Verbeſſerung laͤugnen zu koͤnnen; wovon
jedoch nur in der Geſchichte dieſer Erfindungen um-
ſtaͤndlich gehandelt werden kann.


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[135/0189] Convexglas mit dem Concavglaſe zuſammengenommen zeigt die Farben nach dem Geſetz des letztern. Sind alle drey Glaͤſer zuſammengelegt, ſo mag man das Son- nenbild nach dem Focus zuſammenziehen, oder ſich daſ- ſelbe hinter dem Brennpuncte ausdehnen laſſen, niemals zeigen ſich farbige Raͤnder, und die von dem Kuͤnſtler intendirte Achromaſie bewaͤhrt ſich hier abermals. 349. Da jedoch das Crownglas durchaus eine gruͤnliche Farbe hat, ſo daß beſonders bey großen und ſtarken Objectiven etwas von einem gruͤnlichen Schein mit un- ter laufen, und ſich daneben die geforderte Purpurfarbe unter gewiſſen Umſtaͤnden einſtellen mag; welches uns jedoch, bey wiederholten Verſuchen mit mehreren Ob- jectiven, nicht vorgekommen: ſo hat man hierzu die wunderbarſten Erklaͤrungen erſonnen und ſich, da man theoretiſch die Unmoͤglichkeit achromatiſcher Fernglaͤſer zu beweiſen genoͤthigt war, gewiſſermaßen gefreut, eine ſolche radicale Verbeſſerung laͤugnen zu koͤnnen; wovon jedoch nur in der Geſchichte dieſer Erfindungen um- ſtaͤndlich gehandelt werden kann.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/189>, abgerufen am 22.12.2024.