kommt uns von begränzten Körpern, und die Sonne, welche unsre meisten objectiven prismatischen Erschei- nungen hervorbringt, ist ja selbst nur ein kleines be- gränzt leuchtendes Bild.
307.
Indessen können wie jede größere Oeffnung, durch welche die Sonne durchscheint, jedes größere Mittel, wodurch das Sonnenlicht aufgefangen und aus seiner Richtung gebracht wird, schon in sofern als unbegränzt ansehen, indem wir bloß die Mitte der Flächen, nicht aber ihre Gränzen betrachten.
308. (197.)
Man stelle ein großes Wasserprisma in die Sonne, und ein heller Raum wird sich in die Höhe gebrochen an einer entgegengesetzten Tafel zeigen und die Mitte dieses erleuchteten Raumes farblos seyn. Eben dasselbe erreicht man, wenn man mit Glasprismen, welche Winkel von wenigen Graden haben, den Versuch an- stellt. Ja diese Erscheinung zeigt sich selbst bey Glas- prismen, deren brechender Winkel sechzig Grad ist, wenn man nur die Tafel nahe genug heran bringt.
XXII. Bedingungen der Farbenerscheinung.
309. (198.)
Wenn nun gedachter erleuchteter Raum zwar ge- brochen, von der Stelle gerückt, aber nicht gefärbt er-
kommt uns von begraͤnzten Koͤrpern, und die Sonne, welche unſre meiſten objectiven prismatiſchen Erſchei- nungen hervorbringt, iſt ja ſelbſt nur ein kleines be- graͤnzt leuchtendes Bild.
307.
Indeſſen koͤnnen wie jede groͤßere Oeffnung, durch welche die Sonne durchſcheint, jedes groͤßere Mittel, wodurch das Sonnenlicht aufgefangen und aus ſeiner Richtung gebracht wird, ſchon in ſofern als unbegraͤnzt anſehen, indem wir bloß die Mitte der Flaͤchen, nicht aber ihre Graͤnzen betrachten.
308. (197.)
Man ſtelle ein großes Waſſerprisma in die Sonne, und ein heller Raum wird ſich in die Hoͤhe gebrochen an einer entgegengeſetzten Tafel zeigen und die Mitte dieſes erleuchteten Raumes farblos ſeyn. Eben daſſelbe erreicht man, wenn man mit Glasprismen, welche Winkel von wenigen Graden haben, den Verſuch an- ſtellt. Ja dieſe Erſcheinung zeigt ſich ſelbſt bey Glas- prismen, deren brechender Winkel ſechzig Grad iſt, wenn man nur die Tafel nahe genug heran bringt.
XXII. Bedingungen der Farbenerſcheinung.
309. (198.)
Wenn nun gedachter erleuchteter Raum zwar ge- brochen, von der Stelle geruͤckt, aber nicht gefaͤrbt er-
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kommt uns von begraͤnzten Koͤrpern, und die Sonne,
welche unſre meiſten objectiven prismatiſchen Erſchei-
nungen hervorbringt, iſt ja ſelbſt nur ein kleines be-
graͤnzt leuchtendes Bild.
307.
Indeſſen koͤnnen wie jede groͤßere Oeffnung, durch
welche die Sonne durchſcheint, jedes groͤßere Mittel,
wodurch das Sonnenlicht aufgefangen und aus ſeiner
Richtung gebracht wird, ſchon in ſofern als unbegraͤnzt
anſehen, indem wir bloß die Mitte der Flaͤchen, nicht
aber ihre Graͤnzen betrachten.
308. (197.)
Man ſtelle ein großes Waſſerprisma in die Sonne,
und ein heller Raum wird ſich in die Hoͤhe gebrochen
an einer entgegengeſetzten Tafel zeigen und die Mitte
dieſes erleuchteten Raumes farblos ſeyn. Eben daſſelbe
erreicht man, wenn man mit Glasprismen, welche
Winkel von wenigen Graden haben, den Verſuch an-
ſtellt. Ja dieſe Erſcheinung zeigt ſich ſelbſt bey Glas-
prismen, deren brechender Winkel ſechzig Grad iſt,
wenn man nur die Tafel nahe genug heran bringt.
XXII.
Bedingungen der Farbenerſcheinung.
309. (198.)
Wenn nun gedachter erleuchteter Raum zwar ge-
brochen, von der Stelle geruͤckt, aber nicht gefaͤrbt er-
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/171>, abgerufen am 21.11.2024.
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