Nun stelle der Beobachter die Tafel dergestalt vor sich, daß die vorgedachten, auf der Gränze des Schwar- zen und Weißen stehenden Vierecke sich vor ihm in ei- ner horizontalen Reihe befinden, und daß zugleich der schwarze Theil oben, der weiße aber unten sey. Er betrachte durchs Prisma jene Vierecke, und er wird bemerken, daß das rothe Viereck durch den Ansatz zweyer rothen Ränder gewinnt; er wird bey genauer Aufmerksamkeit den gelben Saum auf dem rothen Bilde bemerken, und der untere gelbe Saum nach dem Wei- ßen zu wird völlig deutlich seyn.
278.
Oben an dem gelben Viereck ist der rothe Rand sehr merklich, weil das Gelbe als hell gegen das Schwarz genugsam absticht. Der gelbe Saum identificirt sich mit der gelben Fläche, nur wird solche etwas schöner dadurch; der untere Rand zeigt nur wenig Roth, weil das helle Gelb gegen das Weiße nicht genugsam ab- sticht. Der untere gelbe Saum aber ist deutlich genug.
279.
An dem blauen Viereck hingegen ist der obere rothe Rand kaum sichtbar; der gelbe Saum bringt herunter- wärts ein schmutziges Grün im Bilde hervor; der un- tere rothe Rand und der gelbe Saum zeigen sich in lebhaften Farben.
280.
Bemerkt man nun in diesen Fällen, daß das rothe Bild durch einen Ansatz auf beyden Seiten zu gewin-
277.
Nun ſtelle der Beobachter die Tafel dergeſtalt vor ſich, daß die vorgedachten, auf der Graͤnze des Schwar- zen und Weißen ſtehenden Vierecke ſich vor ihm in ei- ner horizontalen Reihe befinden, und daß zugleich der ſchwarze Theil oben, der weiße aber unten ſey. Er betrachte durchs Prisma jene Vierecke, und er wird bemerken, daß das rothe Viereck durch den Anſatz zweyer rothen Raͤnder gewinnt; er wird bey genauer Aufmerkſamkeit den gelben Saum auf dem rothen Bilde bemerken, und der untere gelbe Saum nach dem Wei- ßen zu wird voͤllig deutlich ſeyn.
278.
Oben an dem gelben Viereck iſt der rothe Rand ſehr merklich, weil das Gelbe als hell gegen das Schwarz genugſam abſticht. Der gelbe Saum identificirt ſich mit der gelben Flaͤche, nur wird ſolche etwas ſchoͤner dadurch; der untere Rand zeigt nur wenig Roth, weil das helle Gelb gegen das Weiße nicht genugſam ab- ſticht. Der untere gelbe Saum aber iſt deutlich genug.
279.
An dem blauen Viereck hingegen iſt der obere rothe Rand kaum ſichtbar; der gelbe Saum bringt herunter- waͤrts ein ſchmutziges Gruͤn im Bilde hervor; der un- tere rothe Rand und der gelbe Saum zeigen ſich in lebhaften Farben.
280.
Bemerkt man nun in dieſen Faͤllen, daß das rothe Bild durch einen Anſatz auf beyden Seiten zu gewin-
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277.
Nun ſtelle der Beobachter die Tafel dergeſtalt vor
ſich, daß die vorgedachten, auf der Graͤnze des Schwar-
zen und Weißen ſtehenden Vierecke ſich vor ihm in ei-
ner horizontalen Reihe befinden, und daß zugleich der
ſchwarze Theil oben, der weiße aber unten ſey. Er
betrachte durchs Prisma jene Vierecke, und er wird
bemerken, daß das rothe Viereck durch den Anſatz
zweyer rothen Raͤnder gewinnt; er wird bey genauer
Aufmerkſamkeit den gelben Saum auf dem rothen Bilde
bemerken, und der untere gelbe Saum nach dem Wei-
ßen zu wird voͤllig deutlich ſeyn.
278.
Oben an dem gelben Viereck iſt der rothe Rand
ſehr merklich, weil das Gelbe als hell gegen das Schwarz
genugſam abſticht. Der gelbe Saum identificirt ſich
mit der gelben Flaͤche, nur wird ſolche etwas ſchoͤner
dadurch; der untere Rand zeigt nur wenig Roth, weil
das helle Gelb gegen das Weiße nicht genugſam ab-
ſticht. Der untere gelbe Saum aber iſt deutlich genug.
279.
An dem blauen Viereck hingegen iſt der obere rothe
Rand kaum ſichtbar; der gelbe Saum bringt herunter-
waͤrts ein ſchmutziges Gruͤn im Bilde hervor; der un-
tere rothe Rand und der gelbe Saum zeigen ſich in
lebhaften Farben.
280.
Bemerkt man nun in dieſen Faͤllen, daß das rothe
Bild durch einen Anſatz auf beyden Seiten zu gewin-
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/159>, abgerufen am 22.12.2024.
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