in der ersten besten Epoche persischer Dicht- kunst, keine vollkommen-reine Naivetät statt finden. Die grosse Breite der Umsicht, die vom Dichter gefordert ward, das gesteigerte Wissen, die Hof- und Kriegsverhältnisse, alles verlangte grosse Besonnenheit.
Neuere, Neueste.
Nach Weise von Dschami und seiner Zeit vermischten folgende Dichter Poesie und Prosa immer mehr, so dass für alle Schreib- arten nur ein Styl angewendet wurde. Ge- schichte, Poesie, Philosophie, Canzley- und Briefstyl, alles wird auf gleiche Weise vorge- tragen und so geht es nun schon drey Jahr- hunderte fort. Ein Muster des allerneusten sind wir glücklicherweise im Stande vorzu- legen.
Als der Persische Botschafter, Mirza Aboul Hassan Khan, sich in Peters- burg befand, ersuchte man ihn um einige Zeilen seiner Handschrift. Er war freund-
in der ersten besten Epoche persischer Dicht- kunst, keine vollkommen-reine Naivetät statt finden. Die groſse Breite der Umsicht, die vom Dichter gefordert ward, das gesteigerte Wissen, die Hof- und Kriegsverhältnisse, alles verlangte groſse Besonnenheit.
Neuere, Neueste.
Nach Weise von Dschami und seiner Zeit vermischten folgende Dichter Poesie und Prosa immer mehr, so daſs für alle Schreib- arten nur ein Styl angewendet wurde. Ge- schichte, Poesie, Philosophie, Canzley- und Briefstyl, alles wird auf gleiche Weise vorge- tragen und so geht es nun schon drey Jahr- hunderte fort. Ein Muster des allerneusten sind wir glücklicherweise im Stande vorzu- legen.
Als der Persische Botschafter, Mirza Aboul Hassan Khan, sich in Peters- burg befand, ersuchte man ihn um einige Zeilen seiner Handschrift. Er war freund-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0343"n="333"/>
in der ersten besten Epoche persischer Dicht-<lb/>
kunst, keine vollkommen-reine Naivetät statt<lb/>
finden. Die groſse Breite der Umsicht, die<lb/>
vom Dichter gefordert ward, das gesteigerte<lb/>
Wissen, die Hof- und Kriegsverhältnisse,<lb/>
alles verlangte groſse Besonnenheit.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#i"><hirendition="#g">Neuere, Neueste</hi></hi>.</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Nach Weise von Dschami und seiner<lb/>
Zeit vermischten folgende Dichter Poesie<lb/>
und Prosa immer mehr, so daſs für alle Schreib-<lb/>
arten nur ein Styl angewendet wurde. Ge-<lb/>
schichte, Poesie, Philosophie, Canzley- und<lb/>
Briefstyl, alles wird auf gleiche Weise vorge-<lb/>
tragen und so geht es nun schon drey Jahr-<lb/>
hunderte fort. Ein Muster des allerneusten<lb/>
sind wir glücklicherweise im Stande vorzu-<lb/>
legen.</p><lb/><p>Als der Persische Botschafter, <hirendition="#g">Mirza<lb/>
Aboul Hassan Khan</hi>, sich in Peters-<lb/>
burg befand, ersuchte man ihn um einige<lb/>
Zeilen seiner Handschrift. Er war freund-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[333/0343]
in der ersten besten Epoche persischer Dicht-
kunst, keine vollkommen-reine Naivetät statt
finden. Die groſse Breite der Umsicht, die
vom Dichter gefordert ward, das gesteigerte
Wissen, die Hof- und Kriegsverhältnisse,
alles verlangte groſse Besonnenheit.
Neuere, Neueste.
Nach Weise von Dschami und seiner
Zeit vermischten folgende Dichter Poesie
und Prosa immer mehr, so daſs für alle Schreib-
arten nur ein Styl angewendet wurde. Ge-
schichte, Poesie, Philosophie, Canzley- und
Briefstyl, alles wird auf gleiche Weise vorge-
tragen und so geht es nun schon drey Jahr-
hunderte fort. Ein Muster des allerneusten
sind wir glücklicherweise im Stande vorzu-
legen.
Als der Persische Botschafter, Mirza
Aboul Hassan Khan, sich in Peters-
burg befand, ersuchte man ihn um einige
Zeilen seiner Handschrift. Er war freund-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/343>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.