Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.Hebräer. Naive Dichtkunst ist bey jeder Nation Da wir von orientalischer Poesie spre- Erinnern wir uns nun lebhaft jener Zeit Hebräer. Naive Dichtkunst ist bey jeder Nation Da wir von orientalischer Poesie spre- Erinnern wir uns nun lebhaft jener Zeit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0258" n="248"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Hebräer</hi></hi>.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Naive Dichtkunst ist bey jeder Nation<lb/> die erste, sie liegt allen folgenden zum<lb/> Grunde; je frischer, je naturgemäſser sie<lb/> hervortritt, desto glücklicher entwickeln sich<lb/> die nachherigen Epochen.</p><lb/> <p>Da wir von orientalischer Poesie spre-<lb/> chen, so wird nothwendig der Bibel, als der<lb/> ältesten Sammlung, zu gedenken. Ein gro-<lb/> ſser Theil des alten Testaments ist mit er-<lb/> höhter Gesinnung, ist enthusiastisch ge-<lb/> schrieben und gehört dem Felde der Dicht-<lb/> kunst an.</p><lb/> <p>Erinnern wir uns nun lebhaft jener Zeit<lb/> wo <hi rendition="#g">Herder</hi> und <hi rendition="#g">Eichhorn</hi> uns hierüber<lb/> persönlich aufklärten, so gedenken wir ei-<lb/> nes hohen Genusses, dem reinen orientali-<lb/> schen Sonnenaufgang zu vergleichen. Was<lb/> solche Männer uns verliehen und hinterlas-<lb/> sen darf nur angedeutet werden, und man<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [248/0258]
Hebräer.
Naive Dichtkunst ist bey jeder Nation
die erste, sie liegt allen folgenden zum
Grunde; je frischer, je naturgemäſser sie
hervortritt, desto glücklicher entwickeln sich
die nachherigen Epochen.
Da wir von orientalischer Poesie spre-
chen, so wird nothwendig der Bibel, als der
ältesten Sammlung, zu gedenken. Ein gro-
ſser Theil des alten Testaments ist mit er-
höhter Gesinnung, ist enthusiastisch ge-
schrieben und gehört dem Felde der Dicht-
kunst an.
Erinnern wir uns nun lebhaft jener Zeit
wo Herder und Eichhorn uns hierüber
persönlich aufklärten, so gedenken wir ei-
nes hohen Genusses, dem reinen orientali-
schen Sonnenaufgang zu vergleichen. Was
solche Männer uns verliehen und hinterlas-
sen darf nur angedeutet werden, und man
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