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Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.

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Wie kommt's dass man an jedem Orte
So viel Gutes, so viel Dummes hört?
Die Jüngsten wiederholen der Aeltesten Worte,
Und glauben dass es ihnen angehört.

Lass dich nur in keiner Zeit
Zum Widerspruch verleiten,
Weise fallen in Unwissenheit
Wenn sie mit Unwissenden streiten.

"Warum ist Wahrheit fern und weit?
Birgt sich hinab in tiefste Gründe?"
Niemand verstehet zur rechten Zeit! --
Wenn man zur rechten Zeit verstünde;
So wäre Wahrheit nah und breit,
Und wäre lieblich und gelinde.


Wie kommt’s daſs man an jedem Orte
So viel Gutes, so viel Dummes hört?
Die Jüngsten wiederholen der Aeltesten Worte,
Und glauben daſs es ihnen angehört.

Laſs dich nur in keiner Zeit
Zum Widerspruch verleiten,
Weise fallen in Unwissenheit
Wenn sie mit Unwissenden streiten.

„Warum ist Wahrheit fern und weit?
Birgt sich hinab in tiefste Gründe?“
Niemand verstehet zur rechten Zeit! —
Wenn man zur rechten Zeit verstünde;
So wäre Wahrheit nah und breit,
Und wäre lieblich und gelinde.

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[105/0115] Wie kommt’s daſs man an jedem Orte So viel Gutes, so viel Dummes hört? Die Jüngsten wiederholen der Aeltesten Worte, Und glauben daſs es ihnen angehört. Laſs dich nur in keiner Zeit Zum Widerspruch verleiten, Weise fallen in Unwissenheit Wenn sie mit Unwissenden streiten. „Warum ist Wahrheit fern und weit? Birgt sich hinab in tiefste Gründe?“ Niemand verstehet zur rechten Zeit! — Wenn man zur rechten Zeit verstünde; So wäre Wahrheit nah und breit, Und wäre lieblich und gelinde.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/115>, abgerufen am 21.11.2024.