Eine schöne, anmuthige und lesenswürdige Historie von der unschuldig betrengten heili- gen Pfalzgräfinn Genoveva, wie es ihr in Abwesenheit ihres herzlieben Ehegemals ergangen. Cöln und Nürnberg.
Eine stille, einsame Kapelle in tiefer Waldesein- samkeit, der Poesie, der Treue und der Ergebung gebaut, um die rund umher sich eng verschlungenes Dickigt zieht, über der alte Eichen in heissem Som- mertages Brand flüsternd sich bewegen, durch deren Zweige gebrochen dann das Licht durchstreift, und ein Schattengewölke über die Wände gießt, und spielend an ihnen auf und niederzittert, während von innen halbdunkle Kühle, erfrischende Stille herrscht, und hinten in der Nische das Bild der Heiligen dämmernd und freundlich durch das Gitter blickt, in dem Wald- blumen halb welkend niederhängen, und unten auf der Steinstufe der bekannte Alte betend kniet, während Vogelschlag eindringt durch die offene Thüre, und Waldgerüche, und kühles Luftgesäusel und grüner Schein und Baches Rauschen, und Alles feyerlich und
46.
Eine ſchoͤne, anmuthige und leſenswuͤrdige Hiſtorie von der unſchuldig betrengten heili- gen Pfalzgraͤfinn Genoveva, wie es ihr in Abweſenheit ihres herzlieben Ehegemals ergangen. Coͤln und Nuͤrnberg.
Eine ſtille, einſame Kapelle in tiefer Waldesein- ſamkeit, der Poeſie, der Treue und der Ergebung gebaut, um die rund umher ſich eng verſchlungenes Dickigt zieht, über der alte Eichen in heiſſem Som- mertages Brand flüſternd ſich bewegen, durch deren Zweige gebrochen dann das Licht durchſtreift, und ein Schattengewölke über die Wände gießt, und ſpielend an ihnen auf und niederzittert, während von innen halbdunkle Kühle, erfriſchende Stille herrſcht, und hinten in der Niſche das Bild der Heiligen dämmernd und freundlich durch das Gitter blickt, in dem Wald- blumen halb welkend niederhängen, und unten auf der Steinſtufe der bekannte Alte betend kniet, während Vogelſchlag eindringt durch die offene Thüre, und Waldgerüche, und kühles Luftgeſäuſel und grüner Schein und Baches Rauſchen, und Alles feyerlich und
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0264"n="246"/><divn="2"><head>46.</head><lb/><bibl>Eine ſchoͤne, anmuthige und leſenswuͤrdige<lb/>
Hiſtorie von der unſchuldig betrengten heili-<lb/>
gen Pfalzgraͤfinn Genoveva, wie es ihr in<lb/>
Abweſenheit ihres herzlieben Ehegemals<lb/>
ergangen. Coͤln und Nuͤrnberg.</bibl><lb/><p>Eine ſtille, einſame Kapelle in tiefer Waldesein-<lb/>ſamkeit, der Poeſie, der Treue und der Ergebung<lb/>
gebaut, um die rund umher ſich eng verſchlungenes<lb/>
Dickigt zieht, über der alte Eichen in heiſſem Som-<lb/>
mertages Brand flüſternd ſich bewegen, durch deren<lb/>
Zweige gebrochen dann das Licht durchſtreift, und ein<lb/>
Schattengewölke über die Wände gießt, und ſpielend<lb/>
an ihnen auf und niederzittert, während von innen<lb/>
halbdunkle Kühle, erfriſchende Stille herrſcht, und<lb/>
hinten in der Niſche das Bild der Heiligen dämmernd<lb/>
und freundlich durch das Gitter blickt, in dem Wald-<lb/>
blumen halb welkend niederhängen, und unten auf<lb/>
der Steinſtufe der bekannte Alte betend kniet, während<lb/>
Vogelſchlag eindringt durch die offene Thüre, und<lb/>
Waldgerüche, und kühles Luftgeſäuſel und grüner<lb/>
Schein und Baches Rauſchen, und Alles feyerlich und<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[246/0264]
46.
Eine ſchoͤne, anmuthige und leſenswuͤrdige
Hiſtorie von der unſchuldig betrengten heili-
gen Pfalzgraͤfinn Genoveva, wie es ihr in
Abweſenheit ihres herzlieben Ehegemals
ergangen. Coͤln und Nuͤrnberg.
Eine ſtille, einſame Kapelle in tiefer Waldesein-
ſamkeit, der Poeſie, der Treue und der Ergebung
gebaut, um die rund umher ſich eng verſchlungenes
Dickigt zieht, über der alte Eichen in heiſſem Som-
mertages Brand flüſternd ſich bewegen, durch deren
Zweige gebrochen dann das Licht durchſtreift, und ein
Schattengewölke über die Wände gießt, und ſpielend
an ihnen auf und niederzittert, während von innen
halbdunkle Kühle, erfriſchende Stille herrſcht, und
hinten in der Niſche das Bild der Heiligen dämmernd
und freundlich durch das Gitter blickt, in dem Wald-
blumen halb welkend niederhängen, und unten auf
der Steinſtufe der bekannte Alte betend kniet, während
Vogelſchlag eindringt durch die offene Thüre, und
Waldgerüche, und kühles Luftgeſäuſel und grüner
Schein und Baches Rauſchen, und Alles feyerlich und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/264>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.