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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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De adoptionibus, emancipationibus etc.
§. 154.
Von Arrogation der Unmündigen.

Unmündige konnten vor den Zeiten des K. Anto-
ninus Pius
auf keine Weise arrogirt werden 45). Die
Ursache hiervon war, weil die Arrogation sowohl die per-
sönliche Gegenwart des Anzunehmenden 46), als dessel-
ben ausdrückliche Willenserklärung zu ihrer Gültigkeit
erforderte 47). Nun konn[t]en Unmündige weder auf den
Volks-Comitien erscheinen, noch eine gültige Einwilli-
gung ertheilen. Man hielt es auch für unrecht und ge-
fährlich, dem Vormunde eine solche Gewalt über seinen
Pupillen zu gestatten, daß er, wie Gellius 48) sich aus-
drückt, ein caput liberum, fidei suae commissum, alie-
nae ditioni
unterwerfen könne. Jedoch verwechsele man
mit Unmündigen nicht Minderjährige (puberes, mi-
nores viginti quinque annis
). Diese konnten schon längst
vor Antoninus Pius arrogirt werden. Denn so sagt
Gellius a. a. O. adrogari non potest, nisi iam vesticeps,
das heißt, wie es Festus erklärt, pubertate verstitus.
Es war hierzu in den ältern Zeiten nicht einmal die

Ein-
45) vlpianus Fragm. Tit. VIII. §. 4.
46) L. 24. D. h. t. Neque absens, neque dissentiens arrogari
potest.
47) gellius lib. V. cap. 19. Adrogantur ii, qui, quum sui
iuris sunt, in alienam sese potestatem tradunt, eiusque rei
ipsi auctores fiunt.
Der Arrogandus wurde deshalb mit
einer gewissen Formel von dem Oberpriester befragt, welche
Cicero pro domo cap. 29. anführt. Von dieser und andern
bey einer Arrogation ehemals üblich gewesenen feyerlichen
Fragen und Antworten soll auch die Handlung selbst den Na-
men Arrogatio erhalten haben, wie aus L. 2. pr. D. h. t.
zu ersehen ist.
48) a. a. Ort.
X 5
De adoptionibus, emancipationibus etc.
§. 154.
Von Arrogation der Unmuͤndigen.

Unmuͤndige konnten vor den Zeiten des K. Anto-
ninus Pius
auf keine Weiſe arrogirt werden 45). Die
Urſache hiervon war, weil die Arrogation ſowohl die per-
ſoͤnliche Gegenwart des Anzunehmenden 46), als deſſel-
ben ausdruͤckliche Willenserklaͤrung zu ihrer Guͤltigkeit
erforderte 47). Nun konn[t]en Unmuͤndige weder auf den
Volks-Comitien erſcheinen, noch eine guͤltige Einwilli-
gung ertheilen. Man hielt es auch fuͤr unrecht und ge-
faͤhrlich, dem Vormunde eine ſolche Gewalt uͤber ſeinen
Pupillen zu geſtatten, daß er, wie Gellius 48) ſich aus-
druͤckt, ein caput liberum, fidei ſuae commiſſum, alie-
nae ditioni
unterwerfen koͤnne. Jedoch verwechſele man
mit Unmuͤndigen nicht Minderjaͤhrige (puberes, mi-
nores viginti quinque annis
). Dieſe konnten ſchon laͤngſt
vor Antoninus Pius arrogirt werden. Denn ſo ſagt
Gellius a. a. O. adrogari non poteſt, niſi iam veſticeps,
das heißt, wie es Feſtus erklaͤrt, pubertate verſtitus.
Es war hierzu in den aͤltern Zeiten nicht einmal die

Ein-
45) vlpianus Fragm. Tit. VIII. §. 4.
46) L. 24. D. h. t. Neque abſens, neque diſſentiens arrogari
poteſt.
47) gellius lib. V. cap. 19. Adrogantur ii, qui, quum ſui
iuris ſunt, in alienam ſeſe poteſtatem tradunt, eiusque rei
ipsi auctores fiunt.
Der Arrogandus wurde deshalb mit
einer gewiſſen Formel von dem Oberprieſter befragt, welche
Cicero pro domo cap. 29. anfuͤhrt. Von dieſer und andern
bey einer Arrogation ehemals uͤblich geweſenen feyerlichen
Fragen und Antworten ſoll auch die Handlung ſelbſt den Na-
men Arrogatio erhalten haben, wie aus L. 2. pr. D. h. t.
zu erſehen iſt.
48) a. a. Ort.
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[329/0343] De adoptionibus, emancipationibus etc. §. 154. Von Arrogation der Unmuͤndigen. Unmuͤndige konnten vor den Zeiten des K. Anto- ninus Pius auf keine Weiſe arrogirt werden 45). Die Urſache hiervon war, weil die Arrogation ſowohl die per- ſoͤnliche Gegenwart des Anzunehmenden 46), als deſſel- ben ausdruͤckliche Willenserklaͤrung zu ihrer Guͤltigkeit erforderte 47). Nun konnten Unmuͤndige weder auf den Volks-Comitien erſcheinen, noch eine guͤltige Einwilli- gung ertheilen. Man hielt es auch fuͤr unrecht und ge- faͤhrlich, dem Vormunde eine ſolche Gewalt uͤber ſeinen Pupillen zu geſtatten, daß er, wie Gellius 48) ſich aus- druͤckt, ein caput liberum, fidei ſuae commiſſum, alie- nae ditioni unterwerfen koͤnne. Jedoch verwechſele man mit Unmuͤndigen nicht Minderjaͤhrige (puberes, mi- nores viginti quinque annis). Dieſe konnten ſchon laͤngſt vor Antoninus Pius arrogirt werden. Denn ſo ſagt Gellius a. a. O. adrogari non poteſt, niſi iam veſticeps, das heißt, wie es Feſtus erklaͤrt, pubertate verſtitus. Es war hierzu in den aͤltern Zeiten nicht einmal die Ein- 45) vlpianus Fragm. Tit. VIII. §. 4. 46) L. 24. D. h. t. Neque abſens, neque diſſentiens arrogari poteſt. 47) gellius lib. V. cap. 19. Adrogantur ii, qui, quum ſui iuris ſunt, in alienam ſeſe poteſtatem tradunt, eiusque rei ipsi auctores fiunt. Der Arrogandus wurde deshalb mit einer gewiſſen Formel von dem Oberprieſter befragt, welche Cicero pro domo cap. 29. anfuͤhrt. Von dieſer und andern bey einer Arrogation ehemals uͤblich geweſenen feyerlichen Fragen und Antworten ſoll auch die Handlung ſelbſt den Na- men Arrogatio erhalten haben, wie aus L. 2. pr. D. h. t. zu erſehen iſt. 48) a. a. Ort. X 5

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/343>, abgerufen am 22.12.2024.