§. 50. Von dem Justinianeischen Rechte oder Corpore iuris civilis, dessen Begrif und Theilen überhaupt.
Den zweiten Haupttheil des römischen Rechts macht das Justmianeische Recht aus, welches die im Cor- pore iuris ciuilis enthaltene, und zur Zeit des Kaisers Justinian in den römisch-griechischen Kaiserthum gül- tig gewesenen Rechte in sich begreift. Zu diesem Justi- nianeischen Rechte gehören also theils dieienigen Samm- lungen der römischen Gesetze, welche auf Befehl des Kaisers Justinian vom Tribonian und seinen Ge- hülfen sind verfertiger worden, nehmlich die Institu- tionen, Pandecten, und der Codex; theils die denenselben bengefügte eigene Verordnungen dieses Kai- sers, als die Novellen und die sogenannten 13 Edic- te des K. Justinian. Den Inbegrif dieser verschie- denen Sammlungen des Justinianeischen Rechts nennet man corpvs ivris civilis; nelcher Nahme weder vom Justinian noch von denen so genannten Glossatoren des römischen Rechts herrührt, sondern erst in neuern Zeiten entstanden ist, als man anfing, die Justinianeischen Ge- sezsammlungen zusammenzudrucken, die man anfangs nur einzeln und besonders zu ediren pflegte. Dionysius Gothofredus, der sich durch seine Ausgaben des römischen Rechtskörpers bekannt genug gemacht hat, soll den Nahmen Corpus iuris civilis zuerst gebraucht haben; er edirte unter dieser Aufschrift die Justi- nianeischen Gesetzsammlungen zu Lyon 1583. 4. 17).
Wir
cum praefatione Io. Gottl.heineccii Leyden 1738. und 1739. fol: Der dritte aber cum praefat. Pet.wesse- lingii 1741. herausgekommen ist.
17) S. des Herrn Canzlers koch Diss. de ordine Legum in Pandectis. Giessae 1784. §. 1. Not. b.
1. Buch. 2. Tit.
§. 50. Von dem Juſtinianeiſchen Rechte oder Corpore iuris civilis, deſſen Begrif und Theilen uͤberhaupt.
Den zweiten Haupttheil des roͤmiſchen Rechts macht das Juſtmianeiſche Recht aus, welches die im Cor- pore iuris ciuilis enthaltene, und zur Zeit des Kaiſers Juſtinian in den roͤmiſch-griechiſchen Kaiſerthum guͤl- tig geweſenen Rechte in ſich begreift. Zu dieſem Juſti- nianeiſchen Rechte gehoͤren alſo theils dieienigen Samm- lungen der roͤmiſchen Geſetze, welche auf Befehl des Kaiſers Juſtinian vom Tribonian und ſeinen Ge- huͤlfen ſind verfertiger worden, nehmlich die Inſtitu- tionen, Pandecten, und der Codex; theils die denenſelben bengefuͤgte eigene Verordnungen dieſes Kai- ſers, als die Novellen und die ſogenannten 13 Edic- te des K. Juſtinian. Den Inbegrif dieſer verſchie- denen Sammlungen des Juſtinianeiſchen Rechts nennet man corpvs ivris civilis; nelcher Nahme weder vom Juſtinian noch von denen ſo genannten Gloſſatoren des roͤmiſchen Rechts herruͤhrt, ſondern erſt in neuern Zeiten entſtanden iſt, als man anfing, die Juſtinianeiſchen Ge- ſezſammlungen zuſammenzudrucken, die man anfangs nur einzeln und beſonders zu ediren pflegte. Dionyſius Gothofredus, der ſich durch ſeine Ausgaben des roͤmiſchen Rechtskoͤrpers bekannt genug gemacht hat, ſoll den Nahmen Corpus iuris civilis zuerſt gebraucht haben; er edirte unter dieſer Aufſchrift die Juſti- nianeiſchen Geſetzſammlungen zu Lyon 1583. 4. 17).
Wir
cum praefatione Io. Gottl.heineccii Leyden 1738. und 1739. fol: Der dritte aber cum praefat. Pet.wesse- lingii 1741. herausgekommen iſt.
17) S. des Herrn Canzlers koch Diſſ. de ordine Legum in Pandectis. Gieſſae 1784. §. 1. Not. b.
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1. Buch. 2. Tit.
§. 50.
Von dem Juſtinianeiſchen Rechte oder Corpore iuris
civilis, deſſen Begrif und Theilen uͤberhaupt.
Den zweiten Haupttheil des roͤmiſchen Rechts macht
das Juſtmianeiſche Recht aus, welches die im Cor-
pore iuris ciuilis enthaltene, und zur Zeit des Kaiſers
Juſtinian in den roͤmiſch-griechiſchen Kaiſerthum guͤl-
tig geweſenen Rechte in ſich begreift. Zu dieſem Juſti-
nianeiſchen Rechte gehoͤren alſo theils dieienigen Samm-
lungen der roͤmiſchen Geſetze, welche auf Befehl des
Kaiſers Juſtinian vom Tribonian und ſeinen Ge-
huͤlfen ſind verfertiger worden, nehmlich die Inſtitu-
tionen, Pandecten, und der Codex; theils die
denenſelben bengefuͤgte eigene Verordnungen dieſes Kai-
ſers, als die Novellen und die ſogenannten 13 Edic-
te des K. Juſtinian. Den Inbegrif dieſer verſchie-
denen Sammlungen des Juſtinianeiſchen Rechts nennet
man corpvs ivris civilis; nelcher Nahme weder vom
Juſtinian noch von denen ſo genannten Gloſſatoren des
roͤmiſchen Rechts herruͤhrt, ſondern erſt in neuern Zeiten
entſtanden iſt, als man anfing, die Juſtinianeiſchen Ge-
ſezſammlungen zuſammenzudrucken, die man anfangs nur
einzeln und beſonders zu ediren pflegte. Dionyſius
Gothofredus, der ſich durch ſeine Ausgaben des
roͤmiſchen Rechtskoͤrpers bekannt genug gemacht hat,
ſoll den Nahmen Corpus iuris civilis zuerſt gebraucht
haben; er edirte unter dieſer Aufſchrift die Juſti-
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Wir
16)
17) S. des Herrn Canzlers koch Diſſ. de ordine
Legum in Pandectis. Gieſſae 1784. §. 1. Not. b.
16) cum praefatione Io. Gottl. heineccii Leyden 1738. und
1739. fol: Der dritte aber cum praefat. Pet. wesse-
lingii 1741. herausgekommen iſt.
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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/324>, abgerufen am 02.03.2025.
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