Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

de Iustitia et Iure
aussergerichtliche oder consultatorische Rechts-
gelahrtheit anbetrift, so sind diese blos Unterabtheilun-
gen der practischen Rechtsgelehrsamkeit, von
welcher ich beym folgenden §. handeln werde; allein
keine Haupttheile der Jurisprudenz.

§. 39.
b) wahre Eintheilung der Rechtsgelahrtheit
nach Verschiedenheit 1) ihrer Quellen und 2) ih-
rer Gegenstände.

Richtiger theilt man die Rechtswissenschaft

I) nach Verschiedenheit ihrer Quellen, d. i.
der Gesetze, woraus die Rechte und Verbindlichkeiten,
welche sie in sich begreift, entstehen, in die natürliche
und positive Rechtsgelahrtheit ein, je nachdem
die zu ihr gehörige Wahrheiten von den Rechten und
Verbindlichkeiten entweder aus den natürlichen oder aus
den positiven Gesetzen entspringen. Die positive
Rechtsgelehrsamkeit
ist in Rücksicht auf Teutschland
betrachtet, nach Verschiedenheit der in Teutschland gel-
tenden Gesetze entweder die teutsche, einheimische
(germanica s. domestica) oder die fremde (peregri-
na).
Jene hat zu ihren Quellen die teutschen, diese
die in Teutschland aufgenommenen fremden Rechte, und
nach dem Unterschied derselben läßt sich die leztere wie-
der in die Römische, Kanonische und Longobar-
dische
eintheilen.

II) Nach Verschiedenheit der Gegenstände,
worauf sich die aus den Gesetzen entspringende Wahrhei-
ten von den Rechten und Verbindlichkeiten beziehen,
sind die daher entstehende Theile der Rechtsgelehrsamkeit
entweder Haupt- oder Nebentheile; das sind

solche,
R 3

de Iuſtitia et Iure
auſſergerichtliche oder conſultatoriſche Rechts-
gelahrtheit anbetrift, ſo ſind dieſe blos Unterabtheilun-
gen der practiſchen Rechtsgelehrſamkeit, von
welcher ich beym folgenden §. handeln werde; allein
keine Haupttheile der Jurisprudenz.

§. 39.
b) wahre Eintheilung der Rechtsgelahrtheit
nach Verſchiedenheit 1) ihrer Quellen und 2) ih-
rer Gegenſtaͤnde.

Richtiger theilt man die Rechtswiſſenſchaft

I) nach Verſchiedenheit ihrer Quellen, d. i.
der Geſetze, woraus die Rechte und Verbindlichkeiten,
welche ſie in ſich begreift, entſtehen, in die natuͤrliche
und poſitive Rechtsgelahrtheit ein, je nachdem
die zu ihr gehoͤrige Wahrheiten von den Rechten und
Verbindlichkeiten entweder aus den natuͤrlichen oder aus
den poſitiven Geſetzen entſpringen. Die poſitive
Rechtsgelehrſamkeit
iſt in Ruͤckſicht auf Teutſchland
betrachtet, nach Verſchiedenheit der in Teutſchland gel-
tenden Geſetze entweder die teutſche, einheimiſche
(germanica ſ. domeſtica) oder die fremde (peregri-
na).
Jene hat zu ihren Quellen die teutſchen, dieſe
die in Teutſchland aufgenommenen fremden Rechte, und
nach dem Unterſchied derſelben laͤßt ſich die leztere wie-
der in die Roͤmiſche, Kanoniſche und Longobar-
diſche
eintheilen.

II) Nach Verſchiedenheit der Gegenſtaͤnde,
worauf ſich die aus den Geſetzen entſpringende Wahrhei-
ten von den Rechten und Verbindlichkeiten beziehen,
ſind die daher entſtehende Theile der Rechtsgelehrſamkeit
entweder Haupt- oder Nebentheile; das ſind

ſolche,
R 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0281" n="261"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">de Iu&#x017F;titia et Iure</hi></fw><lb/><hi rendition="#g">au&#x017F;&#x017F;ergerichtliche</hi> oder <hi rendition="#g">con&#x017F;ultatori&#x017F;che</hi> Rechts-<lb/>
gelahrtheit anbetrift, &#x017F;o &#x017F;ind die&#x017F;e blos Unterabtheilun-<lb/>
gen der <hi rendition="#g">practi&#x017F;chen Rechtsgelehr&#x017F;amkeit,</hi> von<lb/>
welcher ich beym folgenden §. handeln werde; allein<lb/>
keine Haupttheile der Jurisprudenz.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 39.<lb/><hi rendition="#aq">b)</hi> <hi rendition="#g">wahre Eintheilung der Rechtsgelahrtheit</hi><lb/>
nach Ver&#x017F;chiedenheit 1) ihrer <hi rendition="#g">Quellen</hi> und 2) ih-<lb/>
rer <hi rendition="#g">Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde</hi>.</head><lb/>
            <p>Richtiger theilt man die Rechtswi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">I</hi>) nach Ver&#x017F;chiedenheit ihrer <hi rendition="#g">Quellen,</hi> d. i.<lb/>
der Ge&#x017F;etze, woraus die Rechte und Verbindlichkeiten,<lb/>
welche &#x017F;ie in &#x017F;ich begreift, ent&#x017F;tehen, in die <hi rendition="#g">natu&#x0364;rliche</hi><lb/>
und <hi rendition="#g">po&#x017F;itive Rechtsgelahrtheit</hi> ein, je nachdem<lb/>
die zu ihr geho&#x0364;rige Wahrheiten von den Rechten und<lb/>
Verbindlichkeiten entweder aus den natu&#x0364;rlichen oder aus<lb/>
den po&#x017F;itiven Ge&#x017F;etzen ent&#x017F;pringen. Die <hi rendition="#g">po&#x017F;itive<lb/>
Rechtsgelehr&#x017F;amkeit</hi> i&#x017F;t in Ru&#x0364;ck&#x017F;icht auf Teut&#x017F;chland<lb/>
betrachtet, nach Ver&#x017F;chiedenheit der in Teut&#x017F;chland gel-<lb/>
tenden Ge&#x017F;etze entweder die <hi rendition="#g">teut&#x017F;che, einheimi&#x017F;che</hi><lb/><hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">germanica</hi> &#x017F;. <hi rendition="#i">dome&#x017F;tica</hi>)</hi> oder die <hi rendition="#g">fremde</hi> <hi rendition="#aq">(peregri-<lb/>
na).</hi> Jene hat zu ihren Quellen die teut&#x017F;chen, die&#x017F;e<lb/>
die in Teut&#x017F;chland aufgenommenen fremden Rechte, und<lb/>
nach dem Unter&#x017F;chied der&#x017F;elben la&#x0364;ßt &#x017F;ich die leztere wie-<lb/>
der in die <hi rendition="#g">Ro&#x0364;mi&#x017F;che, Kanoni&#x017F;che</hi> und <hi rendition="#g">Longobar-<lb/>
di&#x017F;che</hi> eintheilen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">II</hi>) Nach Ver&#x017F;chiedenheit der <hi rendition="#g">Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde,</hi><lb/>
worauf &#x017F;ich die aus den Ge&#x017F;etzen ent&#x017F;pringende Wahrhei-<lb/>
ten von den Rechten und Verbindlichkeiten beziehen,<lb/>
&#x017F;ind die daher ent&#x017F;tehende Theile der Rechtsgelehr&#x017F;amkeit<lb/>
entweder <hi rendition="#g">Haupt</hi>- oder <hi rendition="#g">Nebentheile</hi>; das &#x017F;ind<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;olche,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[261/0281] de Iuſtitia et Iure auſſergerichtliche oder conſultatoriſche Rechts- gelahrtheit anbetrift, ſo ſind dieſe blos Unterabtheilun- gen der practiſchen Rechtsgelehrſamkeit, von welcher ich beym folgenden §. handeln werde; allein keine Haupttheile der Jurisprudenz. §. 39. b) wahre Eintheilung der Rechtsgelahrtheit nach Verſchiedenheit 1) ihrer Quellen und 2) ih- rer Gegenſtaͤnde. Richtiger theilt man die Rechtswiſſenſchaft I) nach Verſchiedenheit ihrer Quellen, d. i. der Geſetze, woraus die Rechte und Verbindlichkeiten, welche ſie in ſich begreift, entſtehen, in die natuͤrliche und poſitive Rechtsgelahrtheit ein, je nachdem die zu ihr gehoͤrige Wahrheiten von den Rechten und Verbindlichkeiten entweder aus den natuͤrlichen oder aus den poſitiven Geſetzen entſpringen. Die poſitive Rechtsgelehrſamkeit iſt in Ruͤckſicht auf Teutſchland betrachtet, nach Verſchiedenheit der in Teutſchland gel- tenden Geſetze entweder die teutſche, einheimiſche (germanica ſ. domeſtica) oder die fremde (peregri- na). Jene hat zu ihren Quellen die teutſchen, dieſe die in Teutſchland aufgenommenen fremden Rechte, und nach dem Unterſchied derſelben laͤßt ſich die leztere wie- der in die Roͤmiſche, Kanoniſche und Longobar- diſche eintheilen. II) Nach Verſchiedenheit der Gegenſtaͤnde, worauf ſich die aus den Geſetzen entſpringende Wahrhei- ten von den Rechten und Verbindlichkeiten beziehen, ſind die daher entſtehende Theile der Rechtsgelehrſamkeit entweder Haupt- oder Nebentheile; das ſind ſolche, R 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/281
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/281>, abgerufen am 21.12.2024.