Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Bd. 2. Berlin, 1745.An Herrn Pesne. Maler, male meine Freunde! Kleist soll, mitten unter Helden, Auf das Lob der Gottheit sinnen. Mal ihn unter tausend Blumen; Mal ihn, daß er an dem Himmel, Regenbogen vor sich siehet! Adler soll dem wilden Menzel Mit dem krummen Schwerdte drohen, Und zugleich den Maasstab halten. Donop soll satirisch lächeln. Seidlitz soll der Braut entfliehen, Die ihm seine Mutter bringet. Venus soll, mit ofnen Armen, Ihm vergnügt entgegen eilen, Und, Adonis an der Seite, Soll den Pfeil, der ihn erobert, Einem Plutus spöttisch zeigen. .... soll der Tugend folgen, Die ihm himmlisch freundlich winket. Kannst du wol die Tugend malen? Male sie wie seine Schwester. Fromm soll reife Weitzenähren Um A 2
An Herrn Pesne. Maler, male meine Freunde! Kleiſt ſoll, mitten unter Helden, Auf das Lob der Gottheit ſinnen. Mal ihn unter tauſend Blumen; Mal ihn, daß er an dem Himmel, Regenbogen vor ſich ſiehet! Adler ſoll dem wilden Menzel Mit dem krummen Schwerdte drohen, Und zugleich den Maasſtab halten. Donop ſoll ſatiriſch lächeln. Seidlitz ſoll der Braut entfliehen, Die ihm ſeine Mutter bringet. Venus ſoll, mit ofnen Armen, Ihm vergnügt entgegen eilen, Und, Adonis an der Seite, Soll den Pfeil, der ihn erobert, Einem Plutus ſpöttiſch zeigen. .... ſoll der Tugend folgen, Die ihm himmliſch freundlich winket. Kannſt du wol die Tugend malen? Male ſie wie ſeine Schweſter. Fromm ſoll reife Weitzenähren Um A 2
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An Herrn Pesne.
Maler, male meine Freunde!
Kleiſt ſoll, mitten unter Helden,
Auf das Lob der Gottheit ſinnen.
Mal ihn unter tauſend Blumen;
Mal ihn, daß er an dem Himmel,
Regenbogen vor ſich ſiehet!
Adler ſoll dem wilden Menzel
Mit dem krummen Schwerdte drohen,
Und zugleich den Maasſtab halten.
Donop ſoll ſatiriſch lächeln.
Seidlitz ſoll der Braut entfliehen,
Die ihm ſeine Mutter bringet.
Venus ſoll, mit ofnen Armen,
Ihm vergnügt entgegen eilen,
Und, Adonis an der Seite,
Soll den Pfeil, der ihn erobert,
Einem Plutus ſpöttiſch zeigen.
.... ſoll der Tugend folgen,
Die ihm himmliſch freundlich winket.
Kannſt du wol die Tugend malen?
Male ſie wie ſeine Schweſter.
Fromm ſoll reife Weitzenähren
Um
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Zitationshilfe: | Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Bd. 2. Berlin, 1745, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch02_1745/29>, abgerufen am 22.02.2025. |