Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Berlin, [1744].Die Aerzte. Durch den Anblikk holder Nimfen, Durch die Würkung sanfter Hände, Frischer Wangen, schwarzer Augen Senken sich in Geist und Glieder Neue Kräfte, neues Leben. Wenn ich, voll von Schlafsucht, liege, Darf mich nur Dorinde kützeln, Plötzlich hör' ich auf zu schlafen. Wenn mir Kopf und Waugen schmerzen, Darf sie sie nur einmal streicheln, Plötzlich weichen alle Schmerzen. Neulich raubte mir ein Fieber Kraft und Lust aus allen Nerven, Und ich fieng schon an zu sterben; Aber Doris, meine Taube, Strich, mit sanften Liebeshänden, Alle halberstorb'ne Glieder, Und, indem ich sterben wolte, Küßte F 2
Die Aerzte. Durch den Anblikk holder Nimfen, Durch die Wuͤrkung ſanfter Haͤnde, Friſcher Wangen, ſchwarzer Augen Senken ſich in Geiſt und Glieder Neue Kraͤfte, neues Leben. Wenn ich, voll von Schlafſucht, liege, Darf mich nur Dorinde kuͤtzeln, Ploͤtzlich hoͤr’ ich auf zu ſchlafen. Wenn mir Kopf und Waugen ſchmerzen, Darf ſie ſie nur einmal ſtreicheln, Ploͤtzlich weichen alle Schmerzen. Neulich raubte mir ein Fieber Kraft und Luſt aus allen Nerven, Und ich fieng ſchon an zu ſterben; Aber Doris, meine Taube, Strich, mit ſanften Liebeshaͤnden, Alle halberſtorb’ne Glieder, Und, indem ich ſterben wolte, Kuͤßte F 2
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Die Aerzte.
Durch den Anblikk holder Nimfen,
Durch die Wuͤrkung ſanfter Haͤnde,
Friſcher Wangen, ſchwarzer Augen
Senken ſich in Geiſt und Glieder
Neue Kraͤfte, neues Leben.
Wenn ich, voll von Schlafſucht, liege,
Darf mich nur Dorinde kuͤtzeln,
Ploͤtzlich hoͤr’ ich auf zu ſchlafen.
Wenn mir Kopf und Waugen ſchmerzen,
Darf ſie ſie nur einmal ſtreicheln,
Ploͤtzlich weichen alle Schmerzen.
Neulich raubte mir ein Fieber
Kraft und Luſt aus allen Nerven,
Und ich fieng ſchon an zu ſterben;
Aber Doris, meine Taube,
Strich, mit ſanften Liebeshaͤnden,
Alle halberſtorb’ne Glieder,
Und, indem ich ſterben wolte,
Kuͤßte
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