und viele Brut zu keiner tauglichen Zucht recht fort- schlagen, ohnerachtet der äußerliche Futterbrey bey- gesetzt wird; so muß man schließen, daß der Grund von diesem Umschlag in dem Mangel innerlicher Be- fruchtung zu suchen sey, zumai, da die sitzen bleiben- de Brut keine lautere Brut ist, sondern die eigentli- che Form junger Bienen deutlich aufweiset, woraus augenscheinlich zu schliessen, daß schon diese Gestalt der jungen Bienen ursprünglich im Ey müsse gelegen seyn.
§. 20.
Solches wird näher erwiesen und gezeigt, daß wenn alle männliche Begattung fehlet, wenn auch gar keine innerliche Befruchtung da ist, daß doch ge- wisse Eyer vollkommen fortschlagen, wenn nur die äußere Befruchtung dazu gekommen, ein Hauptbe- weiß des Daseyns der Nympfe und ihres Ursprungs durch äußerliche Befruchtung und zugleich, daß der Grund vom Fortschlagen des Wurms im Ey liege, folglich das Ey präformirt sey. Es sey denn, daß man annähme, daß die äußerliche Befruchtung den Urstof zum Leben und zu den Unterscheidungszeichen der Geschlechter imprimiren und mittheilen könne; allein, da dieser Urstof nicht einmal durch die innerli- che Befruchtung eingeprägt werden kann; so wird dies noch weniger durch die äußerliche Befruchtung geschehen können. Es scheinen also die Eyer allemal präformirt zu seyn, und die äußerliche Befruchtung nie eine Zucht zu einer vollkommenen Größe bringen, oder zu einer tauglichen Zucht befördern zu können, wofern nicht schon ursprünglich die Eyer präformirt gewesen; es scheinen also keine einfache und unprä- formirte Eyer weder bey der innerlichen noch äußerli- chen Befruchtung zum Grund zu liegen, sondern daß alle Bieneneyer, sie mögen innerlich oder äußerlich
seyn,
und viele Brut zu keiner tauglichen Zucht recht fort- ſchlagen, ohnerachtet der aͤußerliche Futterbrey bey- geſetzt wird; ſo muß man ſchließen, daß der Grund von dieſem Umſchlag in dem Mangel innerlicher Be- fruchtung zu ſuchen ſey, zumai, da die ſitzen bleiben- de Brut keine lautere Brut iſt, ſondern die eigentli- che Form junger Bienen deutlich aufweiſet, woraus augenſcheinlich zu ſchlieſſen, daß ſchon dieſe Geſtalt der jungen Bienen urſpruͤnglich im Ey muͤſſe gelegen ſeyn.
§. 20.
Solches wird naͤher erwieſen und gezeigt, daß wenn alle maͤnnliche Begattung fehlet, wenn auch gar keine innerliche Befruchtung da iſt, daß doch ge- wiſſe Eyer vollkommen fortſchlagen, wenn nur die aͤußere Befruchtung dazu gekommen, ein Hauptbe- weiß des Daſeyns der Nympfe und ihres Urſprungs durch aͤußerliche Befruchtung und zugleich, daß der Grund vom Fortſchlagen des Wurms im Ey liege, folglich das Ey praͤformirt ſey. Es ſey denn, daß man annaͤhme, daß die aͤußerliche Befruchtung den Urſtof zum Leben und zu den Unterſcheidungszeichen der Geſchlechter imprimiren und mittheilen koͤnne; allein, da dieſer Urſtof nicht einmal durch die innerli- che Befruchtung eingepraͤgt werden kann; ſo wird dies noch weniger durch die aͤußerliche Befruchtung geſchehen koͤnnen. Es ſcheinen alſo die Eyer allemal praͤformirt zu ſeyn, und die aͤußerliche Befruchtung nie eine Zucht zu einer vollkommenen Groͤße bringen, oder zu einer tauglichen Zucht befoͤrdern zu koͤnnen, wofern nicht ſchon urſpruͤnglich die Eyer praͤformirt geweſen; es ſcheinen alſo keine einfache und unpraͤ- formirte Eyer weder bey der innerlichen noch aͤußerli- chen Befruchtung zum Grund zu liegen, ſondern daß alle Bieneneyer, ſie moͤgen innerlich oder aͤußerlich
ſeyn,
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und viele Brut zu keiner tauglichen Zucht recht fort-
ſchlagen, ohnerachtet der aͤußerliche Futterbrey bey-
geſetzt wird; ſo muß man ſchließen, daß der Grund
von dieſem Umſchlag in dem Mangel innerlicher Be-
fruchtung zu ſuchen ſey, zumai, da die ſitzen bleiben-
de Brut keine lautere Brut iſt, ſondern die eigentli-
che Form junger Bienen deutlich aufweiſet, woraus
augenſcheinlich zu ſchlieſſen, daß ſchon dieſe Geſtalt der
jungen Bienen urſpruͤnglich im Ey muͤſſe gelegen ſeyn.
§. 20.
Solches wird naͤher erwieſen und gezeigt, daß
wenn alle maͤnnliche Begattung fehlet, wenn auch
gar keine innerliche Befruchtung da iſt, daß doch ge-
wiſſe Eyer vollkommen fortſchlagen, wenn nur die
aͤußere Befruchtung dazu gekommen, ein Hauptbe-
weiß des Daſeyns der Nympfe und ihres Urſprungs
durch aͤußerliche Befruchtung und zugleich, daß der
Grund vom Fortſchlagen des Wurms im Ey liege,
folglich das Ey praͤformirt ſey. Es ſey denn, daß
man annaͤhme, daß die aͤußerliche Befruchtung den
Urſtof zum Leben und zu den Unterſcheidungszeichen
der Geſchlechter imprimiren und mittheilen koͤnne;
allein, da dieſer Urſtof nicht einmal durch die innerli-
che Befruchtung eingepraͤgt werden kann; ſo wird
dies noch weniger durch die aͤußerliche Befruchtung
geſchehen koͤnnen. Es ſcheinen alſo die Eyer allemal
praͤformirt zu ſeyn, und die aͤußerliche Befruchtung
nie eine Zucht zu einer vollkommenen Groͤße bringen,
oder zu einer tauglichen Zucht befoͤrdern zu koͤnnen,
wofern nicht ſchon urſpruͤnglich die Eyer praͤformirt
geweſen; es ſcheinen alſo keine einfache und unpraͤ-
formirte Eyer weder bey der innerlichen noch aͤußerli-
chen Befruchtung zum Grund zu liegen, ſondern daß
alle Bieneneyer, ſie moͤgen innerlich oder aͤußerlich
ſeyn,
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/73>, abgerufen am 23.02.2025.
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