Methode haben auch die deutschen Müller bey ihren zu Kamm- und Geschirrholze zu gebrauchenden Bu- chen, indem sie solche eine gehörige Zeit auf die Rauchkammern legen; und eben diesen Vortheil er- hält man noch besser durch die so genannte Dampf- maschine, in welcher man das Holz durch das Feuer zum Schwitzen bringet, wodurch es den Saft gänz- lich verliehret, und außerdem noch fester und maseri- ger, auch in der Farbe dunkeler wird. In Braun- schweig hat man die gute Veranstaltung getroffen, eine solche Maschine in dem Hause eines dortigen Tischlers anzulegen, in welcher ein jeder gegen geringe Bezahlung die zu bearbeitende Stämme durchdün- sten lassen kann, und diesem Beyspiele sollte billig die Obrigkeit eines jeden großen Ortes folgen.
Die Buchenstämme bersten bey dem Froste der Länge nach auf.
Die Buchen bersten ferner drittens der Länge nach auf, und nennet man solche alsdenn Eisklüftige Bäume. Sie entstehen, wenn nähmlich ein starker Frost, nach vor- her gegangener warmer Witterung, einfällt, nach dem der Saft sich stärker zu bewegen angefangen hat. Die äußere Kälte ziehet die Gefäße zusammen und dränget den mit Luft versehenen Saft auf eine Stelle, aus der er sich mit einem Schalle durch Gewalt einen Aus- gang machet.
Die Buche stirbt von unten ab.
Ebenmäßig soll auch viertens ein Forstverständi- ger bemerken, daß die Buche nicht von oben, son- dern von unten abständig wird, und er muß deswe- gen auf den Fuß des Stammes sehen, wenn er die
fernere
B 5
Methode haben auch die deutſchen Muͤller bey ihren zu Kamm- und Geſchirrholze zu gebrauchenden Bu- chen, indem ſie ſolche eine gehoͤrige Zeit auf die Rauchkammern legen; und eben dieſen Vortheil er- haͤlt man noch beſſer durch die ſo genannte Dampf- maſchine, in welcher man das Holz durch das Feuer zum Schwitzen bringet, wodurch es den Saft gaͤnz- lich verliehret, und außerdem noch feſter und maſeri- ger, auch in der Farbe dunkeler wird. In Braun- ſchweig hat man die gute Veranſtaltung getroffen, eine ſolche Maſchine in dem Hauſe eines dortigen Tiſchlers anzulegen, in welcher ein jeder gegen geringe Bezahlung die zu bearbeitende Staͤmme durchduͤn- ſten laſſen kann, und dieſem Beyſpiele ſollte billig die Obrigkeit eines jeden großen Ortes folgen.
Die Buchenſtaͤmme berſten bey dem Froſte der Laͤnge nach auf.
Die Buchen berſten ferner drittens der Laͤnge nach auf, und nennet man ſolche alsdenn Eiskluͤftige Baͤume. Sie entſtehen, wenn naͤhmlich ein ſtarker Froſt, nach vor- her gegangener warmer Witterung, einfaͤllt, nach dem der Saft ſich ſtaͤrker zu bewegen angefangen hat. Die aͤußere Kaͤlte ziehet die Gefaͤße zuſammen und draͤnget den mit Luft verſehenen Saft auf eine Stelle, aus der er ſich mit einem Schalle durch Gewalt einen Aus- gang machet.
Die Buche ſtirbt von unten ab.
Ebenmaͤßig ſoll auch viertens ein Forſtverſtaͤndi- ger bemerken, daß die Buche nicht von oben, ſon- dern von unten abſtaͤndig wird, und er muß deswe- gen auf den Fuß des Stammes ſehen, wenn er die
fernere
B 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0035"n="25"/>
Methode haben auch die deutſchen Muͤller bey ihren<lb/>
zu Kamm- und Geſchirrholze zu gebrauchenden Bu-<lb/>
chen, indem ſie ſolche eine gehoͤrige Zeit auf die<lb/>
Rauchkammern legen; und eben dieſen Vortheil er-<lb/>
haͤlt man noch beſſer durch die ſo genannte Dampf-<lb/>
maſchine, in welcher man das Holz durch das Feuer<lb/>
zum Schwitzen bringet, wodurch es den Saft gaͤnz-<lb/>
lich verliehret, und außerdem noch feſter und maſeri-<lb/>
ger, auch in der Farbe dunkeler wird. In Braun-<lb/>ſchweig hat man die gute Veranſtaltung getroffen,<lb/>
eine ſolche Maſchine in dem Hauſe eines dortigen<lb/>
Tiſchlers anzulegen, in welcher ein jeder gegen geringe<lb/>
Bezahlung die zu bearbeitende Staͤmme durchduͤn-<lb/>ſten laſſen kann, und dieſem Beyſpiele ſollte billig die<lb/>
Obrigkeit eines jeden großen Ortes folgen.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Die Buchenſtaͤmme berſten bey dem Froſte<lb/>
der Laͤnge nach auf.</hi></head><lb/><p>Die Buchen berſten ferner drittens der Laͤnge nach<lb/>
auf, und nennet man ſolche alsdenn Eiskluͤftige Baͤume.<lb/>
Sie entſtehen, wenn naͤhmlich ein ſtarker Froſt, nach vor-<lb/>
her gegangener warmer Witterung, einfaͤllt, nach dem<lb/>
der Saft ſich ſtaͤrker zu bewegen angefangen hat. Die<lb/>
aͤußere Kaͤlte ziehet die Gefaͤße zuſammen und draͤnget<lb/>
den mit Luft verſehenen Saft auf eine Stelle, aus der<lb/>
er ſich mit einem Schalle durch Gewalt einen Aus-<lb/>
gang machet.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Die Buche ſtirbt von unten ab.</hi></head><lb/><p>Ebenmaͤßig ſoll auch viertens ein Forſtverſtaͤndi-<lb/>
ger bemerken, daß die Buche nicht von oben, ſon-<lb/>
dern von unten abſtaͤndig wird, und er muß deswe-<lb/>
gen auf den Fuß des Stammes ſehen, wenn er die<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">fernere</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[25/0035]
Methode haben auch die deutſchen Muͤller bey ihren
zu Kamm- und Geſchirrholze zu gebrauchenden Bu-
chen, indem ſie ſolche eine gehoͤrige Zeit auf die
Rauchkammern legen; und eben dieſen Vortheil er-
haͤlt man noch beſſer durch die ſo genannte Dampf-
maſchine, in welcher man das Holz durch das Feuer
zum Schwitzen bringet, wodurch es den Saft gaͤnz-
lich verliehret, und außerdem noch feſter und maſeri-
ger, auch in der Farbe dunkeler wird. In Braun-
ſchweig hat man die gute Veranſtaltung getroffen,
eine ſolche Maſchine in dem Hauſe eines dortigen
Tiſchlers anzulegen, in welcher ein jeder gegen geringe
Bezahlung die zu bearbeitende Staͤmme durchduͤn-
ſten laſſen kann, und dieſem Beyſpiele ſollte billig die
Obrigkeit eines jeden großen Ortes folgen.
Die Buchenſtaͤmme berſten bey dem Froſte
der Laͤnge nach auf.
Die Buchen berſten ferner drittens der Laͤnge nach
auf, und nennet man ſolche alsdenn Eiskluͤftige Baͤume.
Sie entſtehen, wenn naͤhmlich ein ſtarker Froſt, nach vor-
her gegangener warmer Witterung, einfaͤllt, nach dem
der Saft ſich ſtaͤrker zu bewegen angefangen hat. Die
aͤußere Kaͤlte ziehet die Gefaͤße zuſammen und draͤnget
den mit Luft verſehenen Saft auf eine Stelle, aus der
er ſich mit einem Schalle durch Gewalt einen Aus-
gang machet.
Die Buche ſtirbt von unten ab.
Ebenmaͤßig ſoll auch viertens ein Forſtverſtaͤndi-
ger bemerken, daß die Buche nicht von oben, ſon-
dern von unten abſtaͤndig wird, und er muß deswe-
gen auf den Fuß des Stammes ſehen, wenn er die
fernere
B 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/35>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.