dreyßig Jahre die Krone zu sehr ausbreitet, und das übrige noch umherstehende unterdrückt, theils weil sie in den ersten Jahren langsam wächset, und den Lieb- haber auf die Vollkommenheit seiner Anlagen zu lange warten läßt.
Ob ihr Anbau im Kleinen oder Großen vorzunehmen sey?
Die Hauptfrage bey der Buche ist: Soll man ihren Anbau im Kleinen unternehmen, oder sogleich große Waldungen anziehen? Da das erstere keinen ausge- breiteten Vortheil zeigen würde, so muß man also zu dem zweyten schreiten, und es einem jeden anrathen, daß er seine Aufmerksamkeit auf beträchtlich große Plätze wende, die diese reichlicher belohnen, als kleine Oer- ter. Es ist aber eine elende Hülfe, wenn diejenigen, denen es an geräumigen Plätzen fehlet, um ihre Woh- nungen, oder auf den Gemeindehütungen, zur Er- haltung eines Feuerholzes, dergleichen mit vielen Ko- sten anpflanzen müssen, und man kann alsdenn diese Art des Verfahrens wohl ein nothwendiges Uebel nen- nen, welche um so mehr verwerflich wird, da sie die Ungemächlichkeit mit sich führet, daß man Pfähle setzen, und diese gehörig befestigen muß. Man thut deswe- gen am Besten, sie zu großen Wäldern, ohne Ver- mischung mit andern Gattungen, zu lauter möglichst geraden und hohen Stämmen anzubauen und auf- wachsen zu lassen, wozu nothwendig eine geräumige, von aller Hütung befreyte Gegend erfordert wird.
In solchen Fällen kann es geschehen, daß man die Frage anstellet:
1) Ob ein Ort schon von langen Zeiten her mit dergleichen Holze bepflanzet ist, und also nur erhal-
ten,
A 2
dreyßig Jahre die Krone zu ſehr ausbreitet, und das uͤbrige noch umherſtehende unterdruͤckt, theils weil ſie in den erſten Jahren langſam waͤchſet, und den Lieb- haber auf die Vollkommenheit ſeiner Anlagen zu lange warten laͤßt.
Ob ihr Anbau im Kleinen oder Großen vorzunehmen ſey?
Die Hauptfrage bey der Buche iſt: Soll man ihren Anbau im Kleinen unternehmen, oder ſogleich große Waldungen anziehen? Da das erſtere keinen ausge- breiteten Vortheil zeigen wuͤrde, ſo muß man alſo zu dem zweyten ſchreiten, und es einem jeden anrathen, daß er ſeine Aufmerkſamkeit auf betraͤchtlich große Plaͤtze wende, die dieſe reichlicher belohnen, als kleine Oer- ter. Es iſt aber eine elende Huͤlfe, wenn diejenigen, denen es an geraͤumigen Plaͤtzen fehlet, um ihre Woh- nungen, oder auf den Gemeindehuͤtungen, zur Er- haltung eines Feuerholzes, dergleichen mit vielen Ko- ſten anpflanzen muͤſſen, und man kann alsdenn dieſe Art des Verfahrens wohl ein nothwendiges Uebel nen- nen, welche um ſo mehr verwerflich wird, da ſie die Ungemaͤchlichkeit mit ſich fuͤhret, daß man Pfaͤhle ſetzen, und dieſe gehoͤrig befeſtigen muß. Man thut deswe- gen am Beſten, ſie zu großen Waͤldern, ohne Ver- miſchung mit andern Gattungen, zu lauter moͤglichſt geraden und hohen Staͤmmen anzubauen und auf- wachſen zu laſſen, wozu nothwendig eine geraͤumige, von aller Huͤtung befreyte Gegend erfordert wird.
In ſolchen Faͤllen kann es geſchehen, daß man die Frage anſtellet:
1) Ob ein Ort ſchon von langen Zeiten her mit dergleichen Holze bepflanzet iſt, und alſo nur erhal-
ten,
A 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0013"n="3"/>
dreyßig Jahre die Krone zu ſehr ausbreitet, und das<lb/>
uͤbrige noch umherſtehende unterdruͤckt, theils weil ſie<lb/>
in den erſten Jahren langſam waͤchſet, und den Lieb-<lb/>
haber auf die Vollkommenheit ſeiner Anlagen zu lange<lb/>
warten laͤßt.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Ob ihr Anbau im Kleinen oder Großen<lb/>
vorzunehmen ſey?</hi></head><lb/><p>Die Hauptfrage bey der Buche iſt: Soll man ihren<lb/>
Anbau im Kleinen unternehmen, oder ſogleich große<lb/>
Waldungen anziehen? Da das erſtere keinen ausge-<lb/>
breiteten Vortheil zeigen wuͤrde, ſo muß man alſo zu dem<lb/>
zweyten ſchreiten, und es einem jeden anrathen, daß<lb/>
er ſeine Aufmerkſamkeit auf betraͤchtlich große Plaͤtze<lb/>
wende, die dieſe reichlicher belohnen, als kleine Oer-<lb/>
ter. Es iſt aber eine elende Huͤlfe, wenn diejenigen,<lb/>
denen es an geraͤumigen Plaͤtzen fehlet, um ihre Woh-<lb/>
nungen, oder auf den Gemeindehuͤtungen, zur Er-<lb/>
haltung eines Feuerholzes, dergleichen mit vielen Ko-<lb/>ſten anpflanzen muͤſſen, und man kann alsdenn dieſe<lb/>
Art des Verfahrens wohl ein nothwendiges Uebel nen-<lb/>
nen, welche um ſo mehr verwerflich wird, da ſie die<lb/>
Ungemaͤchlichkeit mit ſich fuͤhret, daß man Pfaͤhle ſetzen,<lb/>
und dieſe gehoͤrig befeſtigen muß. Man thut deswe-<lb/>
gen am Beſten, ſie zu großen Waͤldern, ohne Ver-<lb/>
miſchung mit andern Gattungen, zu lauter moͤglichſt<lb/>
geraden und hohen Staͤmmen anzubauen und auf-<lb/>
wachſen zu laſſen, wozu nothwendig eine geraͤumige,<lb/>
von aller Huͤtung befreyte Gegend erfordert wird.</p><lb/><p>In ſolchen Faͤllen kann es geſchehen, daß man<lb/>
die Frage anſtellet:</p><lb/><p>1) Ob ein Ort ſchon von langen Zeiten her mit<lb/>
dergleichen Holze bepflanzet iſt, und alſo nur erhal-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">ten,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[3/0013]
dreyßig Jahre die Krone zu ſehr ausbreitet, und das
uͤbrige noch umherſtehende unterdruͤckt, theils weil ſie
in den erſten Jahren langſam waͤchſet, und den Lieb-
haber auf die Vollkommenheit ſeiner Anlagen zu lange
warten laͤßt.
Ob ihr Anbau im Kleinen oder Großen
vorzunehmen ſey?
Die Hauptfrage bey der Buche iſt: Soll man ihren
Anbau im Kleinen unternehmen, oder ſogleich große
Waldungen anziehen? Da das erſtere keinen ausge-
breiteten Vortheil zeigen wuͤrde, ſo muß man alſo zu dem
zweyten ſchreiten, und es einem jeden anrathen, daß
er ſeine Aufmerkſamkeit auf betraͤchtlich große Plaͤtze
wende, die dieſe reichlicher belohnen, als kleine Oer-
ter. Es iſt aber eine elende Huͤlfe, wenn diejenigen,
denen es an geraͤumigen Plaͤtzen fehlet, um ihre Woh-
nungen, oder auf den Gemeindehuͤtungen, zur Er-
haltung eines Feuerholzes, dergleichen mit vielen Ko-
ſten anpflanzen muͤſſen, und man kann alsdenn dieſe
Art des Verfahrens wohl ein nothwendiges Uebel nen-
nen, welche um ſo mehr verwerflich wird, da ſie die
Ungemaͤchlichkeit mit ſich fuͤhret, daß man Pfaͤhle ſetzen,
und dieſe gehoͤrig befeſtigen muß. Man thut deswe-
gen am Beſten, ſie zu großen Waͤldern, ohne Ver-
miſchung mit andern Gattungen, zu lauter moͤglichſt
geraden und hohen Staͤmmen anzubauen und auf-
wachſen zu laſſen, wozu nothwendig eine geraͤumige,
von aller Huͤtung befreyte Gegend erfordert wird.
In ſolchen Faͤllen kann es geſchehen, daß man
die Frage anſtellet:
1) Ob ein Ort ſchon von langen Zeiten her mit
dergleichen Holze bepflanzet iſt, und alſo nur erhal-
ten,
A 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/13>, abgerufen am 23.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.