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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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selon sa condition, est de plaire a son epoux, si elle est engagee
dans le lien du mariage; ou a celui qui la recherche, si elle n'y est
pas encore. On peut aussi avoir en vue de se mettre d'une maniere
sortable, pour passer honnentement dans le monde, et ne se pas rendre
ridicule pas un air de negligence, de baffesse ou de reforme, qui
ne conviendroit pas a l'age, a l'etat, a la situation dans lesquels
ou se trouve. Toute autre intention sera toaujours vicieuse et con-
damnable, de meme que tout ce qui franchiroit les limites de la
retenue et de la moderation.

Den 12 December

Die Visiten beym Prinz von Lichtenstein, Herr von Waßnär, Herr von
Bram
und Herr von Böhmer waren, weil alle diese Personen nicht
zu Hause, vergeblich, und wurde demnach der nachmittag und
Abend bey der Marquise de Montbrun zugebracht; doch fiel dismal
von Discoursen nichts sonderlich merckwürdiges vor, man müste
denn dahin rechnen, was sie bey Gelegenheit der Materie von
kurtzen Predigten in einem Buche gelesen zu haben erzehlte:
es habe nehmlich vor geraumen Jahren ein gewißer frantzösischer
Bischoff Missionarien in seiner Dioeces herum geschickt. Als
nun ein solcher Missionarius einen Bauer auf dem Felde ange-
troffen und von ihm vernommen, daß er nach der nächsten
Stadt gehen wolle, um daselbst die Missionarien predigen
zu hören, habe jener disen gefraget, wie denn die Leute mit
diesen Predigten zu frieden wären? worauf der Bauer ge-
antwortet: die Predigten wären gut, aber nur zu lang und
also bey denen Bauern meist vergeblich: denn ein Bauer sey wie
ein Faß, und wenn solches einmal voll sey, so liefe das,
was man noch weiter hineingießen wolte, alles oben drüber
weg. Von ihrem Herrn gab die Marquise die Nachricht, daß er
ehester Tage von denen Gütern des Duc de Bouillon wider an-
hero zurück kommen würde. Währender unsrer Abwesenheit
ist der Englische Minister Monsieur Tompson zur Gegen-Visite vor
unserm Hotel gewesen. Auch haben wir sonst heute ein
bon mot gelernet, welches ein in hiesiger Gegend wohnender
Edelmann, der von sehr altem Geschlechte, aber von geringem
Vermögen ist, zu gebrauchen und sich damit selbst zu railliren
pfleget: ma noblesse est si ancienne, que mes biens en sont
uses.

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selon sa condition, est de plaire à son epoux, si elle est engagée
dans le lien du mariage; ou à celui qui la recherche, si elle n’y est
pas encore. On peut aussi avoir en vũe de se mettre d’une maniére
sortable, pour passer honnẽtement dans le monde, et ne se pas rendre
ridicule pas un air de négligence, de baffesse ou de réforme, qui
ne conviendroit pas à l’age, à l’etat, à la situation dans lesquels
ou se trouve. Toute autre intention sera toûjours vicieuse et con-
damnable, de meme que tout ce qui franchiroit les limites de la
retenue et de la moderation.

Den 12 December

Die Visiten beym Prinz von Lichtenstein, Herr von Waßnär, Herr von
Bram
und Herr von Böhmer waren, weil alle diese Personen nicht
zu Hause, vergeblich, und wurde demnach der nachmittag und
Abend bey der Marquise de Montbrun zugebracht; doch fiel dismal
von Discoursen nichts sonderlich merckwürdiges vor, man müste
denn dahin rechnen, was sie bey Gelegenheit der Materie von
kurtzen Predigten in einem Buche gelesen zu haben erzehlte:
es habe nehmlich vor geraumen Jahren ein gewißer frantzösischer
Bischoff Missionarien in seiner Dioeces herum geschickt. Als
nun ein solcher Missionarius einen Bauer auf dem Felde ange-
troffen und von ihm vernommen, daß er nach der nächsten
Stadt gehen wolle, um daselbst die Missionarien predigen
zu hören, habe jener disen gefraget, wie denn die Leute mit
diesen Predigten zu frieden wären? worauf der Bauer ge-
antwortet: die Predigten wären gut, aber nur zu lang und
also bey denen Bauern meist vergeblich: denn ein Bauer sey wie
ein Faß, und wenn solches einmal voll sey, so liefe das,
was man noch weiter hineingießen wolte, alles oben drüber
weg. Von ihrem Herrn gab die Marquise die Nachricht, daß er
ehester Tage von denen Gütern des Duc de Bouillon wider an-
hero zurück kommen würde. Währender unsrer Abwesenheit
ist der Englische Minister Monsieur Tompson zur Gegen-Visite vor
unserm Hôtel gewesen. Auch haben wir sonst heute ein
bon mot gelernet, welches ein in hiesiger Gegend wohnender
Edelmann, der von sehr altem Geschlechte, aber von geringem
Vermögen ist, zu gebrauchen und sich damit selbst zu railliren
pfleget: ma noblesse est si ancienne, que mes biens en sont
usés.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/84>, abgerufen am 21.11.2024.