Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].359 in das folgende quader-Stück hingegen, welches unmittelbar darüber gelegetwerden sollen, Löcher eingehauen, die accurat auf gedachte eiserne Stiffte gepaßet, durch welche invention also die St[unleserliches Material]eine zusammen verklammert werden können, ohne auswendig davon das geringste zumercken. Von eben dieser Brücke ist die passage bey dem Martiali zu verstehen: Sed iam parce mihi, nec abutere, Den 13ten April. Gieng unser Weg in einer mit Wein=Stöcken, Öhlbäumen, und sonst schön 359 in das folgende quader-Stück hingegen, welches unmittelbar darüber gelegetwerden sollen, Löcher eingehauen, die accurat auf gedachte eiserne Stiffte gepaßet, durch welche invention also die St[unleserliches Material]eine zusammen verklammert werden können, ohne auswendig davon das geringste zumercken. Von eben dieser Brücke ist die passage bey dem Martiali zu verstehen: Sed iam parce mihi, nec abutere, Den 13ten April. Gieng unser Weg in einer mit Wein=Stöcken, Öhlbäumen, und sonst schön <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0732"/><fw type="folNum" place="top">359</fw><lb/> in das folgende quader-Stück hingegen, welches unmittelbar darüber geleget<lb/> werden sollen, Löcher eingehauen, die accurat auf gedachte eiserne Stiffte<lb/> gepaßet, durch welche invention also die St<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">ei</add></subst>ne zusammen verklammert<lb/> werden können, ohne auswendig davon das geringste zumercken. Von<lb/> eben dieser Brücke ist die passage bey dem Martiali zu verstehen:</p><lb/> <p> Sed iam parce mihi, nec abutere,<lb/> Narnia, Quinto,<lb/> Perpetuo liceat Sic tibi ponte frui.</p><lb/> </div> <div type="diaryEntry"> <head rendition="#c"> <hi rendition="#u">Den 13<hi rendition="#sup">ten</hi> April.</hi> </head><lb/> <p> Gieng unser Weg in einer mit Wein=Stöcken, Öhlbäumen, und sonst schön<lb/> angebaueten Ebene bis nach der mediocren S<hi rendition="#u">tadt Terni</hi>, welche zwischen<lb/> 2 Armen des Flußes Nera lieget, und deswegen bey den Römern<lb/> Interamna hieß. Cicero ad Attic. lib. IV. ep. 14 gedencket eines Process<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">es,</add></subst><lb/> darin er wieder die Interamnates denen Reatinern bedient seyn sollen.<lb/> Die beyden Kayser Tacitus und Florianus sind hier gebohren, und der<lb/> von denen Politicis so hoch geachtete C. Cornelius Tacitus ist gleich-<lb/> fals ein hiesiges Stadt=Kind. Unsre Haupt-Sorge war, von hier aus eine<lb/> excursion nach der so genannten Cascata delle Marmore zu machen,<lb/> welche 4 Italienische Meilen seitwerts von hier entlegen ist. Allein so<lb/> sehenswürdig dieser Waßer=Fall seyn mag, da der Fluß Velino, son-<lb/> derlich an einem Ort, zwischen dem Felsen=Gebürge an die 300 Fuß sich<lb/> herunter stürtzen soll; so unglücklich waren wir, daß die dermaligen<lb/> Umstände unser Vorhaben zu Waßer machten. Es waren bereits 10 Post=<lb/> Chaisen, theils von Rom, theils anderwerts her vor uns hier ankommen,<lb/> welche also auch in Ansehung des weiteren Fortschaffens vor uns die praefe-<lb/> rentz hatten. Nun hielten sie sich zwar alle hier mit Fleiß auf, um nicht<lb/> in den train der Spanischen artiglerie, welche vor ein paar Stunden von<lb/> diesem Ort aufgebrochen war, zu verfallen, und, da die passage von hier aus<lb/> durchs Gebürge gehet, in denen engen Wegen nicht Ungelegenheit und embarras<lb/> zu haben. Dieses ihres gefließentlichen Aufenthalts ohngeachtet, wollte<lb/> uns doch Niemand zu einer excursion außer der Post=Straße die<lb/> Pferde cediren. Da wir auch hiernächst zuverläßig vernahmen, daß der<lb/> Weg nach dem Waßer=Fall ietzo nicht einmal zu Pferde passable, und man eben<lb/> über der reparatur beschäfftiget sey: so fanden wir, bey dieser mit<lb/> Pferden nicht reichlich versehenen Post desto weniger rathsam, so vielen uns<lb/> vorgehenden Chaisen hier nach zu warten, als welches sich bis in den 3<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">ten</hi></hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0732]
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in das folgende quader-Stück hingegen, welches unmittelbar darüber geleget
werden sollen, Löcher eingehauen, die accurat auf gedachte eiserne Stiffte
gepaßet, durch welche invention also die Steine zusammen verklammert
werden können, ohne auswendig davon das geringste zumercken. Von
eben dieser Brücke ist die passage bey dem Martiali zu verstehen:
Sed iam parce mihi, nec abutere,
Narnia, Quinto,
Perpetuo liceat Sic tibi ponte frui.
Den 13ten April.
Gieng unser Weg in einer mit Wein=Stöcken, Öhlbäumen, und sonst schön
angebaueten Ebene bis nach der mediocren Stadt Terni, welche zwischen
2 Armen des Flußes Nera lieget, und deswegen bey den Römern
Interamna hieß. Cicero ad Attic. lib. IV. ep. 14 gedencket eines Processes,
darin er wieder die Interamnates denen Reatinern bedient seyn sollen.
Die beyden Kayser Tacitus und Florianus sind hier gebohren, und der
von denen Politicis so hoch geachtete C. Cornelius Tacitus ist gleich-
fals ein hiesiges Stadt=Kind. Unsre Haupt-Sorge war, von hier aus eine
excursion nach der so genannten Cascata delle Marmore zu machen,
welche 4 Italienische Meilen seitwerts von hier entlegen ist. Allein so
sehenswürdig dieser Waßer=Fall seyn mag, da der Fluß Velino, son-
derlich an einem Ort, zwischen dem Felsen=Gebürge an die 300 Fuß sich
herunter stürtzen soll; so unglücklich waren wir, daß die dermaligen
Umstände unser Vorhaben zu Waßer machten. Es waren bereits 10 Post=
Chaisen, theils von Rom, theils anderwerts her vor uns hier ankommen,
welche also auch in Ansehung des weiteren Fortschaffens vor uns die praefe-
rentz hatten. Nun hielten sie sich zwar alle hier mit Fleiß auf, um nicht
in den train der Spanischen artiglerie, welche vor ein paar Stunden von
diesem Ort aufgebrochen war, zu verfallen, und, da die passage von hier aus
durchs Gebürge gehet, in denen engen Wegen nicht Ungelegenheit und embarras
zu haben. Dieses ihres gefließentlichen Aufenthalts ohngeachtet, wollte
uns doch Niemand zu einer excursion außer der Post=Straße die
Pferde cediren. Da wir auch hiernächst zuverläßig vernahmen, daß der
Weg nach dem Waßer=Fall ietzo nicht einmal zu Pferde passable, und man eben
über der reparatur beschäfftiget sey: so fanden wir, bey dieser mit
Pferden nicht reichlich versehenen Post desto weniger rathsam, so vielen uns
vorgehenden Chaisen hier nach zu warten, als welches sich bis in den 3ten
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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