Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].314 Nummer 62.Napoli. Den 17 Februar Haben wir mit ausruhen, und mit dem Schluß der Römischen Den 18 Februar aber mit Abgebung unsrer Briefe bey dem frantzösischen Ambassadeur 314 Nummer 62.Napoli. Den 17 Februar Haben wir mit ausruhen, und mit dem Schluß der Römischen Den 18 Februar aber mit Abgebung unsrer Briefe bey dem frantzösischen Ambassadeur <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <pb facs="#f0642"/> <fw type="folNum" place="top">314</fw><lb/> <metamark><choice><abbr>N<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">o</hi></hi></abbr><expan>Nummer</expan></choice> 62.</metamark><lb/> <div type="diaryEntry"> <head rendition="#c"><placeName xml:id="TidB17511" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10008">Napoli</placeName>. 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314
No 62.
Napoli. Den 17 Febr:
Haben wir mit ausruhen, und mit dem Schluß der Römischen
Rechnung zugebracht, auch Holtz angeschaffet, und uns sonst auf
unser hiesiges Sejour eingerichtet,
Den 18 Febr.
aber mit Abgebung unsrer Briefe bey dem frantzösischen Ambassadeur
Marquis de l'Hopital den Anfang gemacht, aber an welchen wir
nicht nur von Mr. de Ramsay, sondern auch von dem hiesigen
Ambassadeur in Turin Mr. de Viensville addressiret sind. Er ist
ein Herr von etln und 40 Jahren, von gutem Aussehen, und
seiner politesse wegen allenthalten berühmt. Wie er denn,
nach gelesenen Briefen, alles zu Illmi Diensten offerirete, und
uns auf morgen zur Tafel einlude, um sodann wegen
derer praesentationen und übriger Eintheilung unsrer Zeit Ab-
rede zu nehmen. Doch gedachte er zum voraus, daß die prae-
sentation beym Könige vor geendeten 6 Wochen der Königin
schwer halten würde, als welche Zeit er gantz a son aise zu
seyn sich vorgesetzet habe. Hiernächst besuchten wir unsern
Banquier Giordani, nachdem wir gestern schon nicht ohne Ver-
wunderung erfahren, daß er ein Duca sey. Der letzt ver-
storbene Kayser hat ihn nebst seinem Bruder, zu dieser Würde,
vermuthlich aus cameral-Ursachen, erhoben, und gehet, wie
leicht zu erachten, der Duca bey dem Banchiere zu Tische, auch
praevaliret diese letzte qualitaet in der Haus-Einrichtung. Um
übrigens die etwa von dem frantzösischen Ambassadeur, vor-
gedachtermaßen, zu machenden dispositiones nicht zu traversiren,
ließen wir es vor diesmal bey diesen 2 Connocssances bewen-
den, und hatten darauf von einem hiesigen Officier, der
mit in unserm Hause logiret, und von dem Doct. Krebst, der
mit einem jungen Reventlau aus Lübeck hier ist, einen
Besuch. Der letztere hat den H: Graf Lynar zu Aurich in
Ostfrießland kennen lernen, und über eine juiristische materie
mit Ihnen lateinische Schriften gewechselt, wie er denn der-
selben talente und Gelehrsamkeit nach Würden zu rühmen
nicht unterließ. Den gantzen Nachmittag beschäfftigten wir uns
mit Besichtigung der hiesigen berühmten Carthause von S.
Martino, welche auf dem hohen Berge, dichte vor dem Castel
S. Elmo gelegen ist. Das Gebäude ist inwendig auf alle
Weise kostbar, und der viereckte größere Platz, welcher nach
Carthauser Art den Kirchhof einschließet, mit 60 Marmor-Säulen,
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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