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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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diese Statue Carinum, den amant der Faustinae, vorstelle;
eine vortreflich schöne Groupe, vorstellend den jungen Papirium
mit seiner Mutter, welche ihm das im Römischen Senat vorgekommene
Geheimniß abfragen will, wie davon die Historie bekant ist.
Eine noch schönere Groupe, den Favoriten des Kaysers Augusti
Fulvium, wie er sich selbst mit einem Dolch entleibet, vor-
stellend. Seine Frau, die sich vorher schon mit eben diesem
Dolch erstochen, liegt neben ihm. Die Historie davon ist be-
kant, und schätzet man diese Statue auf 50000 Scudi, welcher-
ley hohe Taxen hier in Rom gar gewöhnlich, aber wohl schwer-
lich Leute vorhanden sind, die solchen Preiß bezahlen können
oder wollen. Eine neue Groupe von Bernini verfertiget,
welchen den raptum Proserpinae vorstellet, giebt denen
alten an Schönheit im geringsten nichts nach, und sind
sonderlich die Orte, wo die Hände des Plutonis den Leib
der Proserpinae berühren, vortreflich wohl ausgearbeitet,
daß man recht sehen kan, wie durch die starcken Finger
das zarte Fleisch eingedrucket und der Cörper feste gehalten
wird. In einer Capuciner Kirche ist das in einem guten
Gusto von weißem Marmor verfertigte monument
des Königlichen Pohlnischen Printzen Alexanders Sobiesky, welcher
1714 hier gestorben, wohl zu sehen.

Der große Brunnen welchen Clemens XII zu bauen ange-
fangen, und der dieses Jahr noch fertig werden soll, wird
überaus magnifique seyn. Es ist derselbe vor einem ge-
wißen Palais dergestalt angeleget, daß das Frontispicium
deßelben die große Niche mit bedecket, in welcher Neptu-
nus
über Menschen Größe zu stehen kommen, und das Waßer
unter seinen Füßen gewaltig starck heraus lauffen wird.

Den 2 Februar

Diesen Tag, da das hiesige Publicum von seiner Carnavals-
Arbeit ruhet, sind wir sowol bey denen Printzen von Engelland,
als bey Madame Piccolomini in Gesellschaft gewesen, haben
auch die Päbstliche sogenannte Cancellariam und etliche Kirchen
besehen, davon aber Specialia hier zu beschreiben, der
Mühe nicht werth sind.

diese Statue Carinum, den amant der Faustinae, vorstelle;
eine vortreflich schöne Groupe, vorstellend den jungen Papirium
mit seiner Mutter, welche ihm das im Römischen Senat vorgekommene
Geheimniß abfragen will, wie davon die Historie bekant ist.
Eine noch schönere Groupe, den Favoriten des Kaysers Augusti
Fulvium, wie er sich selbst mit einem Dolch entleibet, vor-
stellend. Seine Frau, die sich vorher schon mit eben diesem
Dolch erstochen, liegt neben ihm. Die Historie davon ist be-
kant, und schätzet man diese Statue auf 50000 Scudi, welcher-
ley hohe Taxen hier in Rom gar gewöhnlich, aber wohl schwer-
lich Leute vorhanden sind, die solchen Preiß bezahlen können
oder wollen. Eine neue Groupe von Bernini verfertiget,
welchen den raptum Proserpinae vorstellet, giebt denen
alten an Schönheit im geringsten nichts nach, und sind
sonderlich die Orte, wo die Hände des Plutonis den Leib
der Proserpinae berühren, vortreflich wohl ausgearbeitet,
daß man recht sehen kan, wie durch die starcken Finger
das zarte Fleisch eingedrucket und der Cörper feste gehalten
wird. In einer Capuciner Kirche ist das in einem guten
Gusto von weißem Marmor verfertigte monument
des Königlichen Pohlnischen Printzen Alexanders Sobiesky, welcher
1714 hier gestorben, wohl zu sehen.

Der große Brunnen welchen Clemens XII zu bauen ange-
fangen, und der dieses Jahr noch fertig werden soll, wird
überaus magnifique seyn. Es ist derselbe vor einem ge-
wißen Palais dergestalt angeleget, daß das Frontispicium
deßelben die große Niche mit bedecket, in welcher Neptu-
nus
über Menschen Größe zu stehen kommen, und das Waßer
unter seinen Füßen gewaltig starck heraus lauffen wird.

Den 2 Februar

Diesen Tag, da das hiesige Publicum von seiner Carnavals-
Arbeit ruhet, sind wir sowol bey denen Printzen von Engelland,
als bey Madame Piccolomini in Gesellschaft gewesen, haben
auch die Päbstliche sogenannte Cancellariam und etliche Kirchen
besehen, davon aber Specialia hier zu beschreiben, der
Mühe nicht werth sind.

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[0627] diese Statue Carinum, den amant der Faustinae, vorstelle; eine vortreflich schöne Groupe, vorstellend den jungen Papirium mit seiner Mutter, welche ihm das im Römil: Senat vorgekommene Geheimniß abfragen will, wie davon die Historie bekant ist. Eine noch schönere Groupe, den Favoriten des Kaysers Augusti Fulvium, wie er sich selbst mit einem Dolch entleibet, vor- stellend. Seine Frau, die sich vorher schon mit eben diesem Dolch erstochen, liegt neben ihm. Die Historie davon ist be- kant, und schätzet man diese Statue auf 50000 Scudi, welcher- ley hohe Taxen hier in Rom gar gewöhnlich, aber wohl schwer- lich Leute vorhanden sind, die solchen Preiß bezahlen können oder wollen. Eine neue Groupe von Bernini verfertiget, welchen den raptum Proserpinae vorstellet, giebt denen alten an Schönheit im geringsten nichts nach, und sind sonderlich die Orte, wo die Hände des Plutonis den Leib der Proserpinae berühren, vortreflich wohl ausgearbeitet, daß man recht sehen kan, wie durch die starcken Finger das zarte Fleisch eingedrucket und der Cörper feste gehalten wird. In einer Capuciner Kirche ist das in einem guten Gusto von weißem Marmor verfertigte monument des königl: Pohlnil: Printzen Alexanders Sobiesky, welcher 1714 hier gestorben, wohl zu sehen. Der große Brunnen welchen Clemens XII zu bauen ange- fangen, und der dieses Jahr noch fertig werden soll, wird überaus magnifique seyn. Es ist derselbe vor einem ge- wißen Palais dergestalt angeleget, daß das Frontispicium deßelben die große Niche mit bedecket, in welcher Neptu- nus über Menschen Größe zu stehen kommen, und das Waßer unter seinen Füßen gewaltig starck heraus lauffen wird. Den 2 Febr: Diesen Tag, da das hiesige Publicum von seiner Carnavals- Arbeit ruhet, sind wir sowol bey denen Printzen von Engelland, als bey Mad. Piccolomini in Gesellschaft gewesen, haben auch die Päbstl: sogenannte Cancellariam und etliche Kirchen besehen, davon aber Specialia hier zu beschreiben, der Mühe nicht werth sind.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/627>, abgerufen am 21.11.2024.