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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Nummer 51
Vom 21-26. November

Unsre vornehmste Sorge hier in Florentz war, wegen der Spanier uns in
Gewisheit zu setzen, und addressireten wir uns demnach bald möglichst
vermittelst des von dem prince de Pons aus Paris mit habenden Briefs,
an den hiesigen Stadthalter prince de Craon. Er ist fast 60 Jahr alt,
und dem Ansehen nach überaus guthertzig und redlich, auch bey dem
hiesigen Volck eben so beliebt, als die übrigen Lothringer alle ver-
haßt sind. Seine Gemahlin hat gleichen Gemüts-Caracter, ist aber
sehr delicat und kräncklich, auch etwas niedergeschlagen. Wir sind alle
Abend bey ihm in der assemblee gewesen, welche aber nicht zahlreich war,
iedoch aus lauter verständigen Officiers und andern hiesigen Herrn
bestund, auch hat er Illustrissimo die Gegen-Visite gegeben, und uns mit
einem Mittags-Eßen sehr wohl tractiret. Was aber die Spanische
materie anbetrifft, so versicherte er zwar bey verschiedentlich mit
ihm davon gehaltenen Unterredungen, wie er nicht glaubte, daß
wir etwas zu fürchten hätten, wie wir auch selbst wahrnehmen könnten, daß
nicht die geringste defensions-Anstalt im Lande gemacht würde. Doch
ließ er sich niemalen recht positiv und umständlich heraus. Hingegen
wurde von andern, die bey ihm aus und eingehen und der Sachen kundig
sind, vor ein übles omen gehalten, daß, da sonst die Spanier, bey
Veränderung derer Garnisonen in dem Stato degli presidii, der hiesigen
Regierung iederzeit ein Compliment machen und versichern laßen,
wie man nichts feindliches intendire, sie ietzo dergleichen nicht gethan,
da doch der in Orbitello angekommene Transport 14000 Mann starck,
und die ietzige Constellation so beschaffen sey, daß man mehr als
iemals Ursache hätte darüber ombrage zu schöpffen. Andre
privat-Leute wusten noch mehr indicia anzugeben, daß Florentz
eben sowol, als Parma und Piacenza, das objectum des Spanischen
Unternehmens seyn werde, ia ein gewißer Mensch versicherte uns,
das würcklich ein Spanischer Ministre in Gestalt eines Dominica-
ners sich schon hier aufhalte, um bey Einrückung der Truppen
die affairen von Spanien hier zu reguliren. Wie wir denn auch
zuverläßig berichtet wurden, daß, gleichwie die Spanische armee
von Orbitello herauf kommen werde, also die Neapolitanische auf
der andern Seite würcklich im Anzuge sey, und durch den Kirchen=
Staat auch wieder des Pabsts Willen passage nehme. Da wir nun
bey dieser Bewandniß auf dem Wege über Arezzo nach Rom
wegen ietzgedachter Neapolitaner noch mehr risquiret hätten, und
hingegen die Spanier in Orbitello bisher noch nicht das geringste
mouvement gemacht, vielmehr zu vernehmen war, daß sie zu
ihrem Marsch allererst Maul-Thiere einkauffen ließen; so
resolvireten wir, die ordentliche große Straße über Siena zu

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Nummer 51
Vom 21-26. November

Unsre vornehmste Sorge hier in Florentz war, wegen der Spanier uns in
Gewisheit zu setzen, und addressireten wir uns demnach bald möglichst
vermittelst des von dem prince de Pons aus Paris mit habenden Briefs,
an den hiesigen Stadthalter prince de Craon. Er ist fast 60 Jahr alt,
und dem Ansehen nach überaus guthertzig und redlich, auch bey dem
hiesigen Volck eben so beliebt, als die übrigen Lothringer alle ver-
haßt sind. Seine Gemahlin hat gleichen Gemüts-Caracter, ist aber
sehr delicat und kräncklich, auch etwas niedergeschlagen. Wir sind alle
Abend bey ihm in der assemblée gewesen, welche aber nicht zahlreich war,
iedoch aus lauter verständigen Officiers und andern hiesigen Herrn
bestund, auch hat er Illustrissimo die Gegen-Visite gegeben, und uns mit
einem Mittags-Eßen sehr wohl tractiret. Was aber die Spanische
materie anbetrifft, so versicherte er zwar bey verschiedentlich mit
ihm davon gehaltenen Unterredungen, wie er nicht glaubte, daß
wir etwas zu fürchten hätten, wie wir auch selbst wahrnehmen könnten, daß
nicht die geringste defensions-Anstalt im Lande gemacht würde. Doch
ließ er sich niemalen recht positiv und umständlich heraus. Hingegen
wurde von andern, die bey ihm aus und eingehen und der Sachen kundig
sind, vor ein übles omen gehalten, daß, da sonst die Spanier, bey
Veränderung derer Garnisonen in dem Stato degli presidii, der hiesigen
Regierung iederzeit ein Compliment machen und versichern laßen,
wie man nichts feindliches intendire, sie ietzo dergleichen nicht gethan,
da doch der in Orbitello angekommene Transport 14000 Mann starck,
und die ietzige Constellation so beschaffen sey, daß man mehr als
iemals Ursache hätte darüber ombrage zu schöpffen. Andre
privat-Leute wusten noch mehr indicia anzugeben, daß Florentz
eben sowol, als Parma und Piacenza, das objectum des Spanischen
Unternehmens seyn werde, ia ein gewißer Mensch versicherte uns,
das würcklich ein Spanischer Ministre in Gestalt eines Dominica-
ners sich schon hier aufhalte, um bey Einrückung der Truppen
die affairen von Spanien hier zu reguliren. Wie wir denn auch
zuverläßig berichtet wurden, daß, gleichwie die Spanische armee
von Orbitello herauf kommen werde, also die Neapolitanische auf
der andern Seite würcklich im Anzuge sey, und durch den Kirchen=
Staat auch wieder des Pabsts Willen passage nehme. Da wir nun
bey dieser Bewandniß auf dem Wege über Arezzo nach Rom
wegen ietzgedachter Neapolitaner noch mehr risquiret hätten, und
hingegen die Spanier in Orbitello bisher noch nicht das geringste
mouvement gemacht, vielmehr zu vernehmen war, daß sie zu
ihrem Marsch allererst Maul-Thiere einkauffen ließen; so
resolvireten wir, die ordentliche große Straße über Siena zu

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[0526] 256 No 51 Vom 21-26. Novembr: Unsre vornehmste Sorge hier in Florentz war, wegen der Spanier uns in Gewisheit zu setzen, und addressireten wir uns demnach bald möglichst vermittelst des von dem prince de Pons aus Paris mit habenden Briefs, an den hiesigen Stadthalter prince de Craon. Er ist fast 60 Jahr alt, und dem Ansehen nach überaus guthertzig und redlich, auch bey dem hiesigen Volck eben so beliebt, als die übrigen Lothringer alle ver- haßt sind. Seine Gemahlin hat gleichen Gemüts-Caracter, ist aber sehr delicat und kräncklich, auch etwas niedergeschlagen. Wir sind alle Abend bey ihm in der assemblée gewesen, welche aber nicht zahlreich war, iedoch aus lauter verständigen Officiers und andern hiesigen Herrn bestund, auch hat er Illmo die Gegen-Visite gegeben, und uns mit einem Mittags-Eßen sehr wohl tractiret. Was aber die Spanische materie anbetrifft, so versicherte er zwar bey verschiedentlich mit ihm davon gehaltenen Unterredungen, wie er nicht glaubte, daß wir etwas zu fürchten hätten, wie wir auch selbst wahrnehmen könnten, daß nicht die geringste defensions-Anstalt im Lande gemacht würde. Doch ließ er sich niemalen recht positiv und umständlich heraus. Hingegen wurde von andern, die bey ihm aus und eingehen und der Sachen kundig sind, vor ein übles omen gehalten, daß, da sonst die Spanier, bey Veränderung derer Garnisonen in dem Stato degli presidii, der hiesigen Regierung iederzeit ein Compliment machen und versichern laßen, wie man nichts feindliches intendire, sie ietzo dergl: nicht gethan, da doch der in Orbitello angekommene Transport 14000 Mann starck, und die ietzige Constellation so beschaffen sey, daß man mehr als iemals Ursache hätte darüber ombrage zu schöpffen. Andre privat-Leute wusten noch mehr indicia anzugeben, daß Florentz eben sowol, als Parma und Piacenza, das objectum des Spanischen Unternehmens seyn werde, ia ein gewißer Mensch versicherte uns, das würckl: ein Spanischer Ministre in Gestalt eines Dominica- ners sich schon hier aufhalte, um bey Einrückung der Truppen die affairen von Spanien hier zu reguliren. Wie wir denn auch zuverläßig berichtet wurden, daß, gleichwie die Spanil: armee von Orbitello herauf kommen werde, also die Neapolitanil: auf der andern Seite würcklich im Anzuge sey, und durch den Kirchen= Staat auch wieder des Pabsts Willen passage nehme. Da wir nun bey dieser Bewandniß auf dem Wege über Arezzo nach Rom wegen ietzgedachter Neapolitaner noch mehr risquiret hätten, und hingegen die Spanier in Orbitello bisher noch nicht das geringste mouvement gemacht, vielmehr zu vernehmen war, daß sie zu ihrem Marsch allererst Maul-Thiere einkauffen ließen; so resolvireten wir, die ordentl: große Straße über Siena zu

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/526>, abgerufen am 14.08.2024.