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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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in China, und wurden von ihm berichtet, daß freylich die Sache nicht
auf dem alten favorablen Fuß mehr stünden, indeßen wären doch
noch etliche 20 patres an dem Hofe des Chinesischen Kaysers, und hätte
ihm einer von diesen P.P. letzthin geschrieben, daß sie voriges Jahr, am
Fest Allerheiligen, bey Hofe an die 1000 catholische Communicanten gehabt.
In denen Provinzien des Chinesischen Reichs sey zwar auch noch eine
ziemliche Anzahl ihrer Missionairs, zu Erhaltung des Christenthums,
es gehe aber unter vielem Druck, und komme alles auf die beßere
oder schlimmere Beschaffenheit derer Gouverneurs an. Endlich haben
wir mit Herrn Pastor Petersen, welcher uns zugesprochen, wegen fernerer
Conservation seiner im höchsten Grad hülfbedürftigen Krancken- und
Armen-Anstalten, umständlich deliberiret.

Den 17 November

Unser heute gegebene Visiten sind gewesen, bey dem Schwedischen Minister
von Flemming, bey dem Preußischen von Gammasch, und endlich bey
unsern Monsieur de Ferrus, welchen letztern wir doch nur allein zu
Hause antrafen, ihm von demjenigen, was wir seit unsrer
letzten Zusammen kunft, gesehen und gethan, erzehlten, und darüber
mit einander raisonirten. Abends empfingen wir die Gegen-Visite
von Monsieur de Sainctot, welcher zur Praesentation auf nächstkommenden
Dienstag uns nach Versailles bestelte, weil der Fürst von Lichtenstein
disertwegen an ihn geschrieben. Wir übergaben ihm bey dieser Gele-
genheit auch den Brief des Marquis de Montbrun, den er zwar annahm
alle dergleichen Briefe aber vor unnöthig erklärte, weil Illustrissimi Nahme
allein genug sey, ihm zu allen dem willig zu machen, was
von ihm praetendiret werden könte. Er fragte bey dieser Gelegen-
heit, der wievielste Heinrich Illustrissimus sey? und versicherte, daß ihm
die Manier zu zehlen und zu nennen, von dem hochgräflichen Hause
gar wohl bekant, Er ist 65 Jahr alt, aber vollkommen vigoureux,
und hat zu Zeiten Louis XIV, im Kriege gedienet.

Den 18 November

Bey dem vormittägigen Zuspruch des Herrn Petersen, wurden die
Consultationes, wegen fernerer Erhaltung seiner hiesigen Armen-
Anstalt, fortgesetzet, und nachmittags gaben wir dem Sous-Intro-
ducteur des Ambassadeurs Monsieur de la Tournelle, die Visite, welcher
sich denn der ehemaligen Bekandschaft mit dem VI, IX, X und XIIten Grafen
sehr wohl erinnerte, auch wegen unsrer Praesentation bey Hofe
mit Monsieur de Sainctot schon Abrede genommen hatte. Seine Frau
und Tochter nebst einigen Frembden, waren auch gegenwärtig

in China, und wurden von ihm berichtet, daß freylich die Sache nicht
auf dem alten favorablen Fuß mehr stünden, indeßen wären doch
noch etliche 20 patres an dem Hofe des Chinesischen Kaysers, und hätte
ihm einer von diesen P.P. letzthin geschrieben, daß sie voriges Jahr, am
Fest Allerheiligen, bey Hofe an die 1000 catholische Communicanten gehabt.
In denen Provinzien des Chinesischen Reichs sey zwar auch noch eine
ziemliche Anzahl ihrer Missionairs, zu Erhaltung des Christenthums,
es gehe aber unter vielem Druck, und komme alles auf die beßere
oder schlimmere Beschaffenheit derer Gouverneurs an. Endlich haben
wir mit Herrn Pastor Petersen, welcher uns zugesprochen, wegen fernerer
Conservation seiner im höchsten Grad hülfbedürftigen Krancken- und
Armen-Anstalten, umständlich deliberiret.

Den 17 November

Unser heute gegebene Visiten sind gewesen, bey dem Schwedischen Minister
von Flemming, bey dem Preußischen von Gammasch, und endlich bey
unsern Monsieur de Ferrus, welchen letztern wir doch nur allein zu
Hause antrafen, ihm von demjenigen, was wir seit unsrer
letzten Zusammen kunft, gesehen und gethan, erzehlten, und darüber
mit einander raisonirten. Abends empfingen wir die Gegen-Visite
von Monsieur de Sainctot, welcher zur Praesentation auf nächstkommenden
Dienstag uns nach Versailles bestelte, weil der Fürst von Lichtenstein
disertwegen an ihn geschrieben. Wir übergaben ihm bey dieser Gele-
genheit auch den Brief des Marquis de Montbrun, den er zwar annahm
alle dergleichen Briefe aber vor unnöthig erklärte, weil Illustrissimi Nahme
allein genug sey, ihm zu allen dem willig zu machen, was
von ihm praetendiret werden könte. Er fragte bey dieser Gelegen-
heit, der wievielste Heinrich Illustrissimus sey? und versicherte, daß ihm
die Manier zu zehlen und zu nennen, von dem hochgräflichen Hause
gar wohl bekant, Er ist 65 Jahr alt, aber vollkommen vigoureux,
und hat zu Zeiten Louis XIV, im Kriege gedienet.

Den 18 November

Bey dem vormittägigen Zuspruch des Herrn Petersen, wurden die
Consultationes, wegen fernerer Erhaltung seiner hiesigen Armen-
Anstalt, fortgesetzet, und nachmittags gaben wir dem Sous-Intro-
ducteur des Ambassadeurs Monsieur de la Tournelle, die Visite, welcher
sich denn der ehemaligen Bekandschaft mit dem VI, IX, X und XIIten Grafen
sehr wohl erinnerte, auch wegen unsrer Praesentation bey Hofe
mit Monsieur de Sainctot schon Abrede genommen hatte. Seine Frau
und Tochter nebst einigen Frembden, waren auch gegenwärtig

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[0051] in China, und wurden von ihm berichtet, daß freylich die Sache nicht auf dem alten favorablen Fuß mehr stünden, indeßen wären doch noch etliche 20 patres an dem Hofe des Chinesischen Kaysers, und hätte ihm einer von diesen P.P. letzthin geschrieben, daß sie voriges Jahr, am Fest Allerheiligen, bey Hofe an die 1000 catholische Communicanten gehabt. In denen Provinzien des Chinesischen Reichs sey zwar auch noch eine ziemliche Anzahl ihrer Missionairs, zu Erhaltung des Christenthums, es gehe aber unter vielem Druck, und komme alles auf die beßere oder schlimmere Beschaffenheit derer Gouverneurs an. Endlich haben wir mit Hl. P. Petersen, welcher uns zugesprochen, wegen fernerer Conservation seiner im höchsten Grad hülfbedürftigen Krancken- und Armen-Anstalten, umständlich deliberiret. Den 17 Novembr: Unser heute gegebene Visiten sind gewesen, bey dem Schwedl: Minister von Flemming, bey dem Preußischen von Gammasch, und endl: bey unsern Mr. de Ferrus, welchen letztern wir doch nur allein zu Hause antrafen, ihm von demjenigen, was wir seit unsrer letzten Zusammen kunft, gesehen und gethan, erzehlten, und darüber mit einander raisonirten. Abends empfingen wir die Gegen-Visite von Mr. de Sainctot, welcher zur Praesentation auf nächstkommenden Dienstag uns nach Versailles bestelte, weil der Fürst von Lichtenstein disertwegen an ihn geschrieben. Wir übergaben ihm bey dieser Gele- genheit auch den Brief des Marquis de Montbrun, den er zwar annahm alle dergleichen Briefe aber vor unnöthig erklärte, weil Illmi Nahme allein genug sey, ihm zu allen dem willig zu machen, was von ihm praetendiret werden könte. Er fragte bey dieser Gelegen- heit, der wievielste Heinrich Illmus sey? und versicherte, daß ihm die Manier zu zehlen und zu nennen, von dem hochgrafl: Hause gar wohl bekant, Er ist 65 Jahr alt, aber vollkommen vigoureux, und hat zu Zeiten Louis XIV, im Kriege gedienet. Den 18 Novembr: Bey dem vormittägigen Zuspruch des Hl. Petersen, wurden die Consultationes, wegen fernerer Erhaltung seiner hiesigen Armen- Anstalt, fortgesetzet, und nachmittags gaben wir dem Sous-Intro- ducteur des Ambassadeurs Mr. de la Tournelle, die Visite, welcher sich denn der ehemaligen Bekandschaft mit dem VI, IX, X und XIIten Grafen sehr wohl erinnerte, auch wegen unsrer Praesentation bey Hofe mit Mr. de Sainctot schon Abrede genommen hatte. Seine Frau und Tochter nebst einigen Frembden, waren auch gegenwärtig

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/51>, abgerufen am 21.11.2024.