Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].Astronomie beruhmt sind, theilte eine umständliche Erzehlung von Den 13 November Früh vor der Kirche besuchte uns der eine Cavalier des Astronomie beruhmt sind, theilte eine umständliche Erzehlung von Den 13 November Früh vor der Kirche besuchte uns der eine Cavalier des <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0043"/> Astronomie beruhmt sind, theilte eine umständliche Erzehlung von<lb/> seiner letzten Reise mit, welche er angestellet, um die vor geraumen<lb/> Jahren schon angefangene Ausfündung des Meridiani durch gantz<lb/><placeName xml:id="TidB9082" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10371">Franckreich</placeName> fortzusetzen. Der 4<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">te</hi></hi> Aufsatz deßen autor, Monsieur<lb/><persName xml:id="TidB9085" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12053" ref="http://d-nb.info/gnd/118517252">Buffon</persName>, abwesend war, und zu deßen Ablesung ein anderes Mitglied<lb/> von dem Praesidenten befehliget wurde, enthielt eine mit sehr vielen<lb/> Experimenten bestärckte Untersuchung, die Dauerhafftigkeit des Holtzes<lb/> betreffend, welche Experimenta alle mit Balcken und Klötzern, folglich<lb/> im großen gemacht <add place="superlinear">worden</add>. Es wurde der Unterschied solcher Dauerhafftigkeit<lb/> auch aus der unterschiedlichen Structur und dem Zusammenhang derer<lb/> Particuln des Holtzes gewiesen. Schon gedachte Experimenta selbst waren<lb/> auf diese Weise vorgenommen worden, daß man Balcken von unterschiedlicher<lb/> Länge, Dicke, Feuchte und Trockene auch von unterschiedlichstem Alter auf<lb/> eine dazu erbaute sehr starcke Machine geleget, sodann aber die Balcken<lb/> mit abgewogenen Steinen so lange beschwehret, bis sie gebrochen, wobey denn<lb/> sowol das Gewicht, als auch die Zeit, wie sie sich imer mehr und mehr<lb/> gebogen, bis zum völligen Bruch auf das genaueste angemercket,<lb/> und daraus eine proportional-Tabelle formiret worden. Der autor<lb/> versprach in diesem Aufsatz seine mühsame Arbeit weiter fortzu-<lb/> setzen, um dadurch denen Bau-Herrn sowol, als denen Baumeistern<lb/> und Zimmer-Leuten nützlich zu seyn. Nachdem über allem diesem<lb/> der Abend herein gebrochen und es bereits ½ 6 Uhr war, wurde de<lb/> Session aufgehoben und von uns wegen des heutig ungemein<lb/> schlimmen Wetters, der nächste Weg nach unserm Quartier ge-<lb/> suchet.</p><lb/> </div> <div type="diaryEntry"> <head rendition="#c"> Den 13 <choice><abbr>Novembr:</abbr><expan>November</expan></choice></head><lb/> <p> Früh vor der Kirche besuchte uns der eine <persName xml:id="TidB9087" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Cavalier</persName> des<lb/> Cardinals <persName xml:id="TidB9086" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10141" ref="http://d-nb.info/gnd/119226987">Polignac</persName>, und bald darauf der <choice><abbr>Hl:</abbr><expan>Herr</expan></choice> <persName xml:id="TidB9088" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12039" ref="http://d-nb.info/gnd/141845708">von Uffel.</persName><lb/> Nachdem wir sie aber aufs kürtzeste expediret, fuhren<lb/> wir in die Abzugs-Predigt des <choice><abbr>Hl.</abbr><expan>Herrn</expan></choice> <choice><abbr>P.</abbr><expan>Pastor</expan></choice> <persName xml:id="TidB9092" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10178" ref="http://d-nb.info/gnd/116122412">Petersen</persName>, in welchem er<lb/> aus dem ordentlichen Evangelio vorstelte: Wie wir uns<lb/> gegen unsern Nächsten zu verhalten hatten, 1) wenn derselbe<lb/> von Gott diese und eine Gnade empfangen, und 2) wenn<lb/> derselbe die empfangene Gnade nicht wohl anwende. Den<lb/> Abschied machte er sehr beweglich, und bat sonderlich mit<lb/> großer Dehmut, daß, wenn er die vorgetragenen Wahrheiten<lb/> mit seinem Wandel nicht genugsam gezieret, und diesem<lb/> oder jenem Anstoß gegeben haben solte, man ihm solches </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0043]
Astronomie beruhmt sind, theilte eine umständliche Erzehlung von
seiner letzten Reise mit, welche er angestellet, um die vor geraumen
Jahren schon angefangene Ausfündung des Meridiani durch gantz
Franckreich fortzusetzen. Der 4te Aufsatz deßen autor, Monsieur
Buffon, abwesend war, und zu deßen Ablesung ein anderes Mitglied
von dem Praesidenten befehliget wurde, enthielt eine mit sehr vielen
Experimenten bestärckte Untersuchung, die Dauerhafftigkeit des Holtzes
betreffend, welche Experimenta alle mit Balcken und Klötzern, folglich
im großen gemacht worden. Es wurde der Unterschied solcher Dauerhafftigkeit
auch aus der unterschiedlichen Structur und dem Zusammenhang derer
Particuln des Holtzes gewiesen. Schon gedachte Experimenta selbst waren
auf diese Weise vorgenommen worden, daß man Balcken von unterschiedlicher
Länge, Dicke, Feuchte und Trockene auch von unterschiedlichstem Alter auf
eine dazu erbaute sehr starcke Machine geleget, sodann aber die Balcken
mit abgewogenen Steinen so lange beschwehret, bis sie gebrochen, wobey denn
sowol das Gewicht, als auch die Zeit, wie sie sich imer mehr und mehr
gebogen, bis zum völligen Bruch auf das genaueste angemercket,
und daraus eine proportional-Tabelle formiret worden. Der autor
versprach in diesem Aufsatz seine mühsame Arbeit weiter fortzu-
setzen, um dadurch denen Bau-Herrn sowol, als denen Baumeistern
und Zimmer-Leuten nützlich zu seyn. Nachdem über allem diesem
der Abend herein gebrochen und es bereits ½ 6 Uhr war, wurde de
Session aufgehoben und von uns wegen des heutig ungemein
schlimmen Wetters, der nächste Weg nach unserm Quartier ge-
suchet.
Den 13 Novembr:
Früh vor der Kirche besuchte uns der eine Cavalier des
Cardinals Polignac, und bald darauf der Hl: von Uffel.
Nachdem wir sie aber aufs kürtzeste expediret, fuhren
wir in die Abzugs-Predigt des Hl. P. Petersen, in welchem er
aus dem ordentlichen Evangelio vorstelte: Wie wir uns
gegen unsern Nächsten zu verhalten hatten, 1) wenn derselbe
von Gott diese und eine Gnade empfangen, und 2) wenn
derselbe die empfangene Gnade nicht wohl anwende. Den
Abschied machte er sehr beweglich, und bat sonderlich mit
großer Dehmut, daß, wenn er die vorgetragenen Wahrheiten
mit seinem Wandel nicht genugsam gezieret, und diesem
oder jenem Anstoß gegeben haben solte, man ihm solches
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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