Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].und mit einem Dratgitter verschloßen ist, wird hier nicht beygefüget, und mit einem Dratgitter verschloßen ist, wird hier nicht beygefüget, <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0403"/> und mit einem Dratgitter verschloßen ist, wird hier nicht beygefüget,<lb/> weil sie bekannt genung<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">. G</add></subst>edachter Grabstein dieses Singulairen <persName xml:id="TidB4764" corresp="register.xml#regID_37.lemID_11377" ref="http://d-nb.info/gnd/11858880X">Man-<lb/> nes</persName><del rendition="#s">,</del> ist auf eine gantz singulaire Weise, nehmlich in die Qweere,<lb/> in die Mauer gesetzet, so, daß die Zeilen der Grabschrift denen Le-<lb/> sern in dieser positur vor Augen liegen <figure><note type="editorial">Skizze der Grabschrift</note></figure>. Nachdem wir wäh-<lb/> render Hitze ausgeschlafen, dungen wir unsern <persName xml:id="TidB4765" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Fuhrmann</persName> vollend<lb/> bis <placeName xml:id="TidB4766" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10286">Marseille</placeName>, und brachen gegen Abend dahin auf. Die Gegend -<lb/> durch welche unser an sich guter Weg gieng, war sehr gebürgig, und -<lb/> felsig, auf solchen Flecken aber<del rendition="#s">,</del> die starckriechende wilde Roßma<lb/> rin sehr häufig zu sehen. Die Thäler <subst><del rendition="#s">aber</del><add place="superlinear">hingegen</add></subst> sind mit Mandel=Feig<unclear reason="illegible">en,</unclear><lb/> Oliven= und Maul-beer=Bäumen, auch mit Wein und etwas Fru<unclear reason="covered">cht</unclear><lb/> recht wohl angebauet. In einem engen Wege zwischen 2 hohen Gebürgen<lb/> stunden <persName xml:id="TidB4767" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">6 Kerl mit Flinten</persName>, denen wir anfangs, weil der Ort ein<lb/> sam, und die Nacht vor der Thür war, nicht das beste zutraueten nach-<lb/> her aber <del rendition="#s">Uhr </del>Ursach fanden, sie eher vor Rebhühner=, als Menschen<lb/> Jäger zu halten. Nachts um 10 Uhr soupirten und ruheten wir<lb/> ein wenig zu <placeName xml:id="TidB4769" corresp="register.xml#regID_66.lemID_11380"><choice><abbr>St:</abbr><expan>Saint</expan></choice> Pont</placeName>, und setzten gegen 2 Uhr unseren Weg anhero<lb/> nach <placeName xml:id="TidB4768" corresp="register.xml#regID_66.lemID_10286">Marseille</placeName> fort, da wir auch unter dem Schutz des Hüchsten<lb/><subst><del rendition="#s">heute</del><add place="superlinear"> den 8. <choice><abbr>Augl.</abbr><expan>August</expan></choice></add></subst> früh nach 7 Uhr glücklich angelanget sind.</p><lb/> </div> </div> <div type="letter"> </div> </body> </text> </TEI> [0403]
und mit einem Dratgitter verschloßen ist, wird hier nicht beygefüget,
weil sie bekannt genung. Gedachter Grabstein dieses Singulairen Man-
nes ist auf eine gantz singulaire Weise, nehmlich in die Qweere,
in die Mauer gesetzet, so, daß die Zeilen der Grabschrift denen Le-
sern in dieser positur vor Augen liegen
[Abbildung ]
. Nachdem wir wäh-
render Hitze ausgeschlafen, dungen wir unsern Fuhrmann vollend
bis Marseille, und brachen gegen Abend dahin auf. Die Gegend -
durch welche unser an sich guter Weg gieng, war sehr gebürgig, und -
felsig, auf solchen Flecken aber die starckriechende wilde Roßma
rin sehr häufig zu sehen. Die Thäler hingegen sind mit Mandel=Feigen,
Oliven= und Maul-beer=Bäumen, auch mit Wein und etwas Frucht
recht wohl angebauet. In einem engen Wege zwischen 2 hohen Gebürgen
stunden 6 Kerl mit Flinten, denen wir anfangs, weil der Ort ein
sam, und die Nacht vor der Thür war, nicht das beste zutraueten nach-
her aber Ursach fanden, sie eher vor Rebhühner=, als Menschen
Jäger zu halten. Nachts um 10 Uhr soupirten und ruheten wir
ein wenig zu St: Pont, und setzten gegen 2 Uhr unseren Weg anhero
nach Marseille fort, da wir auch unter dem Schutz des Hüchsten
den 8. Augl. früh nach 7 Uhr glücklich angelanget sind.
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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