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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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von hier aus besuchten, trafen wir den Päbstlichen Nuncium, den Marquis
de la Fare Chevalier du Saint Esprit, den Marquis de Bussy, den
Chavalier de Montmorency und andere an, und wurde das neu ac-
comodirte Schlaf-Cabinat des Ducs mit zugehörigen Garderobes
und andern kleinen degagemens, in [unleserliches Material]8 pieces bestehend, von der gantzen
Gesellschaft in Augenschein genommen, auch, als überaus commode, artig
und propre eingerichtet, durchgängig applaudiret, über die ehemals erwähnten
neuen Fenster aber, davon eine Glas-Tafel 600 Livres kostet, gab doch der Pabstliche
Nuncius gegen uns ins geheim seine desap[unleserliches Material]probation, als über einen
Unrath, zu erkennen. Dem Graf Schönfeld und Herr von Zech item dem Graf
Poniatofsky und geheimen Rath von Fritsch gaben wir noch bey spätem
Abend die Gegen-Visiten, iedoch, weil Niemand zu Hause, nur ver-
mittelst der gewöhnlichen Carten, und erfuhren bey unsrer Retour ins
Hotel, daß der prince de Turenne indeßen zum Besuch bey uns
gewesen.

Den 18 Martii

Früh hatten wir Gelegenheit die hier herum gehende Frantzösische Über-
setzung von dem Glaubens-Bekäntniß des Königs in Preußen in
der Geschwindigkeit zu lesen, hoffen auch davon kunftig noch Ab-
schrift zu erhalten. Besage der darüber stehenden Rubric soll der
König daßelbe auf dem Reichs Tag zu Regensburg an alle protestantischen Ge-
sandtschaften haben austheilen laßen. Der Innhalt gehet kürtzlich
dahin, daß er nicht catholisch sey, aber auch nicht alles glaube, was
Lutherus, Calvinus und Beza geschrieben, weil sie zwar treffliche
Werckzeuge zu Vertreibung der damaligen Finsterniß, aber
doch Menschen gewesen. Sein eintziger Glaubens Grund sey die Heilige
Schrift, und wenn man ja, dem Gebrauch nach sich einen Nahmen
geben solle, so könne er wohl sich reformiret, wolle sich aber
am liebsten einen Christen nennen lassen. Christum erkennet
er vor den eintzigen Mittler, an den man glauben und recht leben
müße, um seelig zu werden. Von der Gnaden-Wahl erklärte
er sich gantz gut Lutherisch, und im Abendmal glaubt er nicht
bloße Zeichen, sondern den wahren Leib zu empfangen perge Den
Nachmittag waren wir bey dem Abbe de Ferrus, der uns eine
gewiße Passage in denen unterm 9ten Martii communicirten
Versen explicirte, welche Erklärung aber hier nicht einfließen
kan. Von dem welt bekanten Duprat oder de Pratis, welcher
unter Francisco Imo Chancelier de France nachgehende Bischoff,
Cardinal und endlich Päbstlicher Legatus a latere worden, kam die Historie
vor, daß, da er in diesen seinen Ehren-Stellen unglaublichen
Reichthum zusammen gebracht, den König aber nichts desto weniger
un eine Gnade angesprochen habe, dieser letztere ihn, auf
seinen Nahmen alludirend, mit dem Virgilianischen vers abge-
wiesen:

Claudite iam riuos pueri, sat prata bibere

von hier aus besuchten, trafen wir den Päbstlichen Nuncium, den Marquis
de la Fare Chevalier du Saint Esprit, den Marquis de Bussy, den
Chavalier de Montmorency und andere an, und wurde das neu ac-
comodirte Schlaf-Cabinat des Ducs mit zugehörigen Garderobes
und andern kleinen degagemens, in [unleserliches Material]8 pieces bestehend, von der gantzen
Gesellschaft in Augenschein genommen, auch, als überaus commode, artig
und propre eingerichtet, durchgängig applaudiret, über die ehemals erwähnten
neuen Fenster aber, davon eine Glas-Tafel 600 Livres kostet, gab doch der Pabstliche
Nuncius gegen uns ins geheim seine desap[unleserliches Material]probation, als über einen
Unrath, zu erkennen. Dem Graf Schönfeld und Herr von Zech item dem Graf
Poniatofsky und geheimen Rath von Fritsch gaben wir noch bey spätem
Abend die Gegen-Visiten, iedoch, weil Niemand zu Hause, nur ver-
mittelst der gewöhnlichen Carten, und erfuhren bey unsrer Retour ins
Hotel, daß der prince de Turenne indeßen zum Besuch bey uns
gewesen.

Den 18 Martii

Früh hatten wir Gelegenheit die hier herum gehende Frantzösische Über-
setzung von dem Glaubens-Bekäntniß des Königs in Preußen in
der Geschwindigkeit zu lesen, hoffen auch davon kunftig noch Ab-
schrift zu erhalten. Besage der darüber stehenden Rubric soll der
König daßelbe auf dem Reichs Tag zu Regensburg an alle protestantischen Ge-
sandtschaften haben austheilen laßen. Der Innhalt gehet kürtzlich
dahin, daß er nicht catholisch sey, aber auch nicht alles glaube, was
Lutherus, Calvinus und Beza geschrieben, weil sie zwar treffliche
Werckzeuge zu Vertreibung der damaligen Finsterniß, aber
doch Menschen gewesen. Sein eintziger Glaubens Grund sey die Heilige
Schrift, und wenn man ja, dem Gebrauch nach sich einen Nahmen
geben solle, so könne er wohl sich reformiret, wolle sich aber
am liebsten einen Christen nennen lassen. Christum erkennet
er vor den eintzigen Mittler, an den man glauben und recht leben
müße, um seelig zu werden. Von der Gnaden-Wahl erklärte
er sich gantz gut Lutherisch, und im Abendmal glaubt er nicht
bloße Zeichen, sondern den wahren Leib zu empfangen perge Den
Nachmittag waren wir bey dem Abbé de Ferrus, der uns eine
gewiße Passage in denen unterm 9ten Martii communicirten
Versen explicirte, welche Erklärung aber hier nicht einfließen
kan. Von dem welt bekanten Duprat oder de Pratis, welcher
unter Francisco Imo Chancelier de France nachgehende Bischoff,
Cardinal und endlich Päbstlicher Legatus a latere worden, kam die Historie
vor, daß, da er in diesen seinen Ehren-Stellen unglaublichen
Reichthum zusammen gebracht, den König aber nichts desto weniger
un eine Gnade angesprochen habe, dieser letztere ihn, auf
seinen Nahmen alludirend, mit dem Virgilianischen vers abge-
wiesen:

Claudite iam riuos pueri, sat prata bibere

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/211>, abgerufen am 21.11.2024.