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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834.

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Einrichtung der Maschinerie.

2tens. Durch die bereits erwähnte Verkeilung der Büchsen oder Zapfenlager der Ham-
merhülse und nebstdem wird noch der Hammer selbst mit seinen Keilen gerichtet.

Der Hammerbahn, mithin auch der Ambossbahn pflegen die Hammerschmiede gewöhn-
lich eine nach ihrer Länge etwas geneigte Lage zu geben, so dass das Ende gegen das Ham-
mergerüst etwa um 1 Linie niedriger stehe; sie erreichen dieses bloss durch stärkeres Eintrei-
ben des untern grossen Keiles am Hammer, und der entsprechenden gewöhnlich aus Ham-
merschlag bestehenden Unterlegung und Verkeilung der Ambossbahn. Diese geneigte Bahn des
Ambosses und Hammers hat aber keinen andern Nutzen, ausser dass den Hammerschmieden
ihre Arbeit in etwas erleichtert wird, und hängt bloss von der Stellung und Grösse des Ar-
beiters, der Breite der auszuschmiedenden Eisensorten, dann der Höhe der Ambossbahn von
der Hüttensohle ab. Diese letztere Höhe ist hier 24 bis 30 Zoll, weil die Hüttensohle wegen
dem aufgehäuften Hammerschlag und Schlacken uneben ist, und bei dieser Höhe nähert sich
die Hammerbahn am meisten der horizontalen Lage.

§. 369.

Die Maschinerie sämmtlicher Frischhämmer ist so eingerichtet, dass bei gutem Betrieb
und nicht zu kleinem Wasser in jeder Sekunde 2 ganze Schläge erfolgen müssen. Mehr Schlä-
ge lässt man nicht machen, und verhindert diess durch Verminderung des Wasserzuflusses;
weniger als 95 in einer Minute erfolgen aber selbst beim kleinsten Wasser nicht. Nimmt man
nun an, dass 120 Schläge in einer Minute erfolgen sollen, so muss die Hammerwelle, da an
derselben 5 Hubdaumen sind, 24 Umdrehungen, und weil das Vorgelege 46 und das Stirnrad
80 Zähne hat, das Wasserrad [Formel 1] = 13,8 Umdrehungen in einer Minute machen. Der Durch-
messer des Wasserrades durch die Mitte der Schaufeln ist 16 Fuss, mithin die Geschwindig-
keit, mit welcher sich der Umfang des Wasserrades bewegen muss = [Formel 2] = 11,56 Fuss.

Weil der Hammer zum Theil während dem Einschmelzen und bis zum gehörigen Gaar-
werden des Roheisens nicht im Gang ist, so ist es nothwendig, ihn einstellen zu können.
Diess geschieht mittelst eines etwa 3 Fuss langen Stückes Holz, welches in dem Augenblick,
als der Hammer von den Hubdäumlingen in die Höhe geworfen wird, auf die Bedielung des
Hammergerüstes gerade unter den Helm gestellt wird, wodurch das Herabfallen des Hammers
gehemmt, und der Helm wegen seiner hohen Lage auch nicht mehr von den Hubdaumen er-
griffen werden kann.

§. 370.

Die Hubshöhe des Hammers wird durch die grössere oder geringere Entfernung
des Hammergerüstes von der Hammerwelle bestimmt. Um diese Verrückungen mit dem Ham-
mergerüst vornehmen zu können, werden bei der ersten Stellung des Hammers die obern An-
kerdurchschübe zurückgeschlagen und herausgenommen, und weil die Oeffnungen der Boden-
platte, durch welche die Anker hindurch gehen, lang genug sind, so kann das Hammerge-
rüst nach Erforderniss mittelst eiserner Brechstangen in die erforderliche Lage gehoben wer-
den, wo es alsdann durch das Eintreiben der Durchschübe wieder gehörig befestigt wird. Bei
dem Richten des Hammergerüstes muss zugleich der Amboss richtig und genau auf die Mitte
des Gestelles gestellt werden, welches man mittelst einer ausgespannten Schnur beurtheilt. Alles

Einrichtung der Maschinerie.

2tens. Durch die bereits erwähnte Verkeilung der Büchsen oder Zapfenlager der Ham-
merhülse und nebstdem wird noch der Hammer selbst mit seinen Keilen gerichtet.

Der Hammerbahn, mithin auch der Ambossbahn pflegen die Hammerschmiede gewöhn-
lich eine nach ihrer Länge etwas geneigte Lage zu geben, so dass das Ende gegen das Ham-
mergerüst etwa um 1 Linie niedriger stehe; sie erreichen dieses bloss durch stärkeres Eintrei-
ben des untern grossen Keiles am Hammer, und der entsprechenden gewöhnlich aus Ham-
merschlag bestehenden Unterlegung und Verkeilung der Ambossbahn. Diese geneigte Bahn des
Ambosses und Hammers hat aber keinen andern Nutzen, ausser dass den Hammerschmieden
ihre Arbeit in etwas erleichtert wird, und hängt bloss von der Stellung und Grösse des Ar-
beiters, der Breite der auszuschmiedenden Eisensorten, dann der Höhe der Ambossbahn von
der Hüttensohle ab. Diese letztere Höhe ist hier 24 bis 30 Zoll, weil die Hüttensohle wegen
dem aufgehäuften Hammerschlag und Schlacken uneben ist, und bei dieser Höhe nähert sich
die Hammerbahn am meisten der horizontalen Lage.

§. 369.

Die Maschinerie sämmtlicher Frischhämmer ist so eingerichtet, dass bei gutem Betrieb
und nicht zu kleinem Wasser in jeder Sekunde 2 ganze Schläge erfolgen müssen. Mehr Schlä-
ge lässt man nicht machen, und verhindert diess durch Verminderung des Wasserzuflusses;
weniger als 95 in einer Minute erfolgen aber selbst beim kleinsten Wasser nicht. Nimmt man
nun an, dass 120 Schläge in einer Minute erfolgen sollen, so muss die Hammerwelle, da an
derselben 5 Hubdaumen sind, 24 Umdrehungen, und weil das Vorgelege 46 und das Stirnrad
80 Zähne hat, das Wasserrad [Formel 1] = 13,8 Umdrehungen in einer Minute machen. Der Durch-
messer des Wasserrades durch die Mitte der Schaufeln ist 16 Fuss, mithin die Geschwindig-
keit, mit welcher sich der Umfang des Wasserrades bewegen muss = [Formel 2] = 11,56 Fuss.

Weil der Hammer zum Theil während dem Einschmelzen und bis zum gehörigen Gaar-
werden des Roheisens nicht im Gang ist, so ist es nothwendig, ihn einstellen zu können.
Diess geschieht mittelst eines etwa 3 Fuss langen Stückes Holz, welches in dem Augenblick,
als der Hammer von den Hubdäumlingen in die Höhe geworfen wird, auf die Bedielung des
Hammergerüstes gerade unter den Helm gestellt wird, wodurch das Herabfallen des Hammers
gehemmt, und der Helm wegen seiner hohen Lage auch nicht mehr von den Hubdaumen er-
griffen werden kann.

§. 370.

Die Hubshöhe des Hammers wird durch die grössere oder geringere Entfernung
des Hammergerüstes von der Hammerwelle bestimmt. Um diese Verrückungen mit dem Ham-
mergerüst vornehmen zu können, werden bei der ersten Stellung des Hammers die obern An-
kerdurchschübe zurückgeschlagen und herausgenommen, und weil die Oeffnungen der Boden-
platte, durch welche die Anker hindurch gehen, lang genug sind, so kann das Hammerge-
rüst nach Erforderniss mittelst eiserner Brechstangen in die erforderliche Lage gehoben wer-
den, wo es alsdann durch das Eintreiben der Durchschübe wieder gehörig befestigt wird. Bei
dem Richten des Hammergerüstes muss zugleich der Amboss richtig und genau auf die Mitte
des Gestelles gestellt werden, welches man mittelst einer ausgespannten Schnur beurtheilt. Alles

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[516/0552] Einrichtung der Maschinerie. 2tens. Durch die bereits erwähnte Verkeilung der Büchsen oder Zapfenlager der Ham- merhülse und nebstdem wird noch der Hammer selbst mit seinen Keilen gerichtet. Der Hammerbahn, mithin auch der Ambossbahn pflegen die Hammerschmiede gewöhn- lich eine nach ihrer Länge etwas geneigte Lage zu geben, so dass das Ende gegen das Ham- mergerüst etwa um 1 Linie niedriger stehe; sie erreichen dieses bloss durch stärkeres Eintrei- ben des untern grossen Keiles am Hammer, und der entsprechenden gewöhnlich aus Ham- merschlag bestehenden Unterlegung und Verkeilung der Ambossbahn. Diese geneigte Bahn des Ambosses und Hammers hat aber keinen andern Nutzen, ausser dass den Hammerschmieden ihre Arbeit in etwas erleichtert wird, und hängt bloss von der Stellung und Grösse des Ar- beiters, der Breite der auszuschmiedenden Eisensorten, dann der Höhe der Ambossbahn von der Hüttensohle ab. Diese letztere Höhe ist hier 24 bis 30 Zoll, weil die Hüttensohle wegen dem aufgehäuften Hammerschlag und Schlacken uneben ist, und bei dieser Höhe nähert sich die Hammerbahn am meisten der horizontalen Lage. §. 369. Die Maschinerie sämmtlicher Frischhämmer ist so eingerichtet, dass bei gutem Betrieb und nicht zu kleinem Wasser in jeder Sekunde 2 ganze Schläge erfolgen müssen. Mehr Schlä- ge lässt man nicht machen, und verhindert diess durch Verminderung des Wasserzuflusses; weniger als 95 in einer Minute erfolgen aber selbst beim kleinsten Wasser nicht. Nimmt man nun an, dass 120 Schläge in einer Minute erfolgen sollen, so muss die Hammerwelle, da an derselben 5 Hubdaumen sind, 24 Umdrehungen, und weil das Vorgelege 46 und das Stirnrad 80 Zähne hat, das Wasserrad [FORMEL] = 13,8 Umdrehungen in einer Minute machen. Der Durch- messer des Wasserrades durch die Mitte der Schaufeln ist 16 Fuss, mithin die Geschwindig- keit, mit welcher sich der Umfang des Wasserrades bewegen muss = [FORMEL] = 11,56 Fuss. Weil der Hammer zum Theil während dem Einschmelzen und bis zum gehörigen Gaar- werden des Roheisens nicht im Gang ist, so ist es nothwendig, ihn einstellen zu können. Diess geschieht mittelst eines etwa 3 Fuss langen Stückes Holz, welches in dem Augenblick, als der Hammer von den Hubdäumlingen in die Höhe geworfen wird, auf die Bedielung des Hammergerüstes gerade unter den Helm gestellt wird, wodurch das Herabfallen des Hammers gehemmt, und der Helm wegen seiner hohen Lage auch nicht mehr von den Hubdaumen er- griffen werden kann. §. 370. Die Hubshöhe des Hammers wird durch die grössere oder geringere Entfernung des Hammergerüstes von der Hammerwelle bestimmt. Um diese Verrückungen mit dem Ham- mergerüst vornehmen zu können, werden bei der ersten Stellung des Hammers die obern An- kerdurchschübe zurückgeschlagen und herausgenommen, und weil die Oeffnungen der Boden- platte, durch welche die Anker hindurch gehen, lang genug sind, so kann das Hammerge- rüst nach Erforderniss mittelst eiserner Brechstangen in die erforderliche Lage gehoben wer- den, wo es alsdann durch das Eintreiben der Durchschübe wieder gehörig befestigt wird. Bei dem Richten des Hammergerüstes muss zugleich der Amboss richtig und genau auf die Mitte des Gestelles gestellt werden, welches man mittelst einer ausgespannten Schnur beurtheilt. Alles

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/552>, abgerufen am 21.11.2024.