VI. Kapitel. Schöpfräder und Kastelwerke; Bewässerung der Grundstücke.
§. 131.
Die Bewässerung der Grundstücke ist für die Kultur des Bodens von so hoher Wich- tigkeit, dass man bereits vor mehreren Jahrhunderten den Gebrauch der Räder kannte, welche in Flüsse gestellt, das Wasser in ein höher liegendes Behältniss hoben, von wo aus es mittelst Rinnen, die man auf Gerüsten fortführte, den Grundstücken zugeleitet und selbe damit bewässert wurden. Solche Wasserschöpfräder (Roues a godets) werden an ihrer Peripherie, gewöhnlich an der Aussenseite des Radkranzes mit Kästen oder Eimern versehen, in welche das Wasser von der Oberfläche des Flusses geschöpft, und durch die Kraft des fliessenden, an die Schaufeln des unterschlächtig gebauten Rades stossen- den Wassers bis zu dem Fangtroge oder [B]ehälter gehoben wird.
Die Hubshöhe richtet sich in diesen Fällen nach der höhern oder niedrigern Lage der zu bewässernden Grundstücke; sie beträgt meistens nur 15 bis 20 Fuss, jedoch manch- mal auch 40 bis 50 Fuss. Herr Professor Büsch gibt in seinem Versuch einer Mathematik, 2. Theil, Seite 347 die Beschreibung eines in Bremen gebrauchten Wasserschöpfrades, wobei das Wasser mittelst 16 Kästen auf eine Höhe von 40 Fuss gehoben wird. In Böh- men finden sich vorzüglich in den Gebirgsgegenden viele solche Schöpfräder vor, welche das Wasser aus den Bächen auf die zunächst liegenden Grundstücke mittelst hölzerner Rinnen, die auf Gerüsten fortgeführt werden, leiten, und in der That wird das Erträgniss dieser Wiesen durch ihre fortwährende Bewässerung so vermehrt, dass die ohnehin arme Gebirgsbevölkerung ohne diesem mechanischen Mittel den geringen, zu ihrer Erhaltung erforderlichen Viehstand nicht zu ernähren im Stande wäre. Diese Schöpfräder sind ge- Fig. 5. Tab. 85.wöhnlich leicht gebaut, nämlich Staber- oder Strauberräder, wie Fig. 5, Tab 85 zeigt; ihr Bau kommt jenem der Prager Mühlenräder, wovon wir im II. Bande umständlich ge- handelt haben, am nächsten.
Allein nicht bloss in Böhmen, sondern in allen Ländern, wo die Kultur des Bodens nur einige Fortschritte gemacht hat, finden sich solche Wasserschöpfräder an den Flüs- sen; sie sind in vielen ökonomischen und mathematischen Schriften, wovon wir hier nur die ältern von Leupold und Belidor erwähnen wollen, beschrieben, haben jedoch in der Ausführung einen ungleichen, nicht immer entsprechenden Erfolg geleistet. Es wird demnach hier nothwendig, die Grundsätze für ihre Anlage aufzustellen.
VI. Kapitel. Schöpfräder und Kastelwerke; Bewässerung der Grundstücke.
§. 131.
Die Bewässerung der Grundstücke ist für die Kultur des Bodens von so hoher Wich- tigkeit, dass man bereits vor mehreren Jahrhunderten den Gebrauch der Räder kannte, welche in Flüsse gestellt, das Wasser in ein höher liegendes Behältniss hoben, von wo aus es mittelst Rinnen, die man auf Gerüsten fortführte, den Grundstücken zugeleitet und selbe damit bewässert wurden. Solche Wasserschöpfräder (Roues à godets) werden an ihrer Peripherie, gewöhnlich an der Aussenseite des Radkranzes mit Kästen oder Eimern versehen, in welche das Wasser von der Oberfläche des Flusses geschöpft, und durch die Kraft des fliessenden, an die Schaufeln des unterschlächtig gebauten Rades stossen- den Wassers bis zu dem Fangtroge oder [B]ehälter gehoben wird.
Die Hubshöhe richtet sich in diesen Fällen nach der höhern oder niedrigern Lage der zu bewässernden Grundstücke; sie beträgt meistens nur 15 bis 20 Fuss, jedoch manch- mal auch 40 bis 50 Fuss. Herr Professor Büsch gibt in seinem Versuch einer Mathematik, 2. Theil, Seite 347 die Beschreibung eines in Bremen gebrauchten Wasserschöpfrades, wobei das Wasser mittelst 16 Kästen auf eine Höhe von 40 Fuss gehoben wird. In Böh- men finden sich vorzüglich in den Gebirgsgegenden viele solche Schöpfräder vor, welche das Wasser aus den Bächen auf die zunächst liegenden Grundstücke mittelst hölzerner Rinnen, die auf Gerüsten fortgeführt werden, leiten, und in der That wird das Erträgniss dieser Wiesen durch ihre fortwährende Bewässerung so vermehrt, dass die ohnehin arme Gebirgsbevölkerung ohne diesem mechanischen Mittel den geringen, zu ihrer Erhaltung erforderlichen Viehstand nicht zu ernähren im Stande wäre. Diese Schöpfräder sind ge- Fig. 5. Tab. 85.wöhnlich leicht gebaut, nämlich Staber- oder Strauberräder, wie Fig. 5, Tab 85 zeigt; ihr Bau kommt jenem der Prager Mühlenräder, wovon wir im II. Bande umständlich ge- handelt haben, am nächsten.
Allein nicht bloss in Böhmen, sondern in allen Ländern, wo die Kultur des Bodens nur einige Fortschritte gemacht hat, finden sich solche Wasserschöpfräder an den Flüs- sen; sie sind in vielen ökonomischen und mathematischen Schriften, wovon wir hier nur die ältern von Leupold und Belidor erwähnen wollen, beschrieben, haben jedoch in der Ausführung einen ungleichen, nicht immer entsprechenden Erfolg geleistet. Es wird demnach hier nothwendig, die Grundsätze für ihre Anlage aufzustellen.
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VI. Kapitel.
Schöpfräder und Kastelwerke; Bewässerung der
Grundstücke.
§. 131.
Die Bewässerung der Grundstücke ist für die Kultur des Bodens von so hoher Wich-
tigkeit, dass man bereits vor mehreren Jahrhunderten den Gebrauch der Räder kannte,
welche in Flüsse gestellt, das Wasser in ein höher liegendes Behältniss hoben, von wo
aus es mittelst Rinnen, die man auf Gerüsten fortführte, den Grundstücken zugeleitet und
selbe damit bewässert wurden. Solche Wasserschöpfräder (Roues à godets) werden
an ihrer Peripherie, gewöhnlich an der Aussenseite des Radkranzes mit Kästen oder Eimern
versehen, in welche das Wasser von der Oberfläche des Flusses geschöpft, und durch
die Kraft des fliessenden, an die Schaufeln des unterschlächtig gebauten Rades stossen-
den Wassers bis zu dem Fangtroge oder Behälter gehoben wird.
Die Hubshöhe richtet sich in diesen Fällen nach der höhern oder niedrigern Lage
der zu bewässernden Grundstücke; sie beträgt meistens nur 15 bis 20 Fuss, jedoch manch-
mal auch 40 bis 50 Fuss. Herr Professor Büsch gibt in seinem Versuch einer Mathematik,
2. Theil, Seite 347 die Beschreibung eines in Bremen gebrauchten Wasserschöpfrades,
wobei das Wasser mittelst 16 Kästen auf eine Höhe von 40 Fuss gehoben wird. In Böh-
men finden sich vorzüglich in den Gebirgsgegenden viele solche Schöpfräder vor, welche
das Wasser aus den Bächen auf die zunächst liegenden Grundstücke mittelst hölzerner
Rinnen, die auf Gerüsten fortgeführt werden, leiten, und in der That wird das Erträgniss
dieser Wiesen durch ihre fortwährende Bewässerung so vermehrt, dass die ohnehin arme
Gebirgsbevölkerung ohne diesem mechanischen Mittel den geringen, zu ihrer Erhaltung
erforderlichen Viehstand nicht zu ernähren im Stande wäre. Diese Schöpfräder sind ge-
wöhnlich leicht gebaut, nämlich Staber- oder Strauberräder, wie Fig. 5, Tab 85 zeigt;
ihr Bau kommt jenem der Prager Mühlenräder, wovon wir im II. Bande umständlich ge-
handelt haben, am nächsten.
Fig.
5.
Tab.
85.
Allein nicht bloss in Böhmen, sondern in allen Ländern, wo die Kultur des Bodens
nur einige Fortschritte gemacht hat, finden sich solche Wasserschöpfräder an den Flüs-
sen; sie sind in vielen ökonomischen und mathematischen Schriften, wovon wir hier nur
die ältern von Leupold und Belidor erwähnen wollen, beschrieben, haben jedoch in
der Ausführung einen ungleichen, nicht immer entsprechenden Erfolg geleistet. Es wird
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/228>, abgerufen am 22.12.2024.
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