Die ledernen Scheiben (Rondelets de cuir) müssen etwas kleiner seyn, als dieFig. 6. bis 9. Tab. 84. innere Weite des Standrohres, weil sonst eine zu bedeutende Reibung bei der Bewe- gung der Maschine und zu viele Reparaturen derselben veranlasst würden. Die Entfer- nung einer Scheibe von der andern beträgt gewöhnlich den 6 bis 8fachen Durchmesser des Standrohres; wenn also dessen Bohröffnung 5 Zoll ist, so wird eine Scheibe von der an- dern auf 30 bis 40 Zoll Entfernung gestellt. Die Bewegung der Scheiben muss immer so erfolgen, dass die eiserne Platte e f im Rohre nach oben, der hölzerne Schaft a aber nach unten zu stehen komme.
Am obern Ende des Standrohres werden in schiefer Richtung 2 Bohlen E,E ange- schraubt, und an denselben eine Gabelwalze F (Roue a herisson) angebracht; dieselbe liegt in eisernen Pfannen, und wird mittelst Bändern in Charnieren in ihrer Lage festge- halten. An dieser Gabelwalze sind jederseits Kurbeln vorhanden, woran die Arbeiter, die auf einem eigenen Gerüste stehen, wirken. Durch die Umdrehung der Kurbeln wer- den die Kettenglieder mittelst der Gabeln ergriffen, die Scheiben in dem Standrohre auf- wärts gezogen, hierdurch das Wasser geschöpft, und so bis zum Abflussrohre D gehoben. Es leuchtet ein, dass die eiserne Achse der Gabelwalze so gestellt werden muss, damit die Kette innerhalb und ober dem Standrohre genau einerlei Richtung er- halte, ferner müssen die Gabeln so eingerichtet werden, dass die Scheiben stets zwi- schen dieselben zu liegen kommen. Damit aber die Kette mit den Kolben an ihrem untern Ende leichter in das Standrohr eintrete, wird daselbst eine zweite Gabelwalze G, oder eine geriefte, eiserne Walze, die in der Mitte schwächer als an beiden Enden ist, an den Bohlen C,B befestigt.
Diese Maschine hatte in ihrem ursprünglichen Zustande ausgestopfte Bälle, den Glie- dern eines Rosenkranzes ähnlich, woher auch der Nahme Paternosterwerk rührt; da sich diese Bälle jedoch zu bald abnützen, so wurden statt derselben lederne Scheiben ange- wendet und die Maschine Scheibenkunst, auch Püschelwerk genannt, doch wird sie häufig auch noch mit dem ursprünglichen Nahmen Paternosterwerk bezeichnet.
Der kleine Raum, welchen eine solche Maschine einnimmt, gibt ihr einen bedeu- tenden Vorzug vor dem Schaufelwerke, die Wasserschöpfung geht mit derselben so wie bei dem Schaufelwerke ununterbrochen fort, allein sie verursacht eine sehr bedeutende Reibung, wenn die Scheiben genau passen, und ist diess nicht der Fall, so geht wieder viel Wasser, vorzüglich bei einer grösseren Hubshöhe verloren.
§. 127.
Es sey die Höhe, auf welche das Wasser mittelst eines Paternosterwerkes gehoben werden soll, oder die Differenz der zwei Wasserspiegel = H, die Querschnittsfläche des Steigrohres = f und die Entfernung zweier Kolben von einander = E, der kubische Inhalt eines Kolbens sammt dem zugehörigen Kettenstücke aber = k'. Nehmen wir an, dass die Kolben in dem Steigrohre genau anschliessen, so wird auch ihre Querschnittsflä- che = f, folglich die zwischen zwei Kolben vorhandene Wassermenge = f. E -- k' und das Gewicht derselben = 56,4 (f. E -- k') seyn. Ist die Anzahl der Kolben, welche sich in dem Steigrohre befinden = n, demnach n. E = H, so haben wir das Gewicht der Wasser-
Beschreibung des Paternosterwerkes.
Die ledernen Scheiben (Rondelets de cuir) müssen etwas kleiner seyn, als dieFig. 6. bis 9. Tab. 84. innere Weite des Standrohres, weil sonst eine zu bedeutende Reibung bei der Bewe- gung der Maschine und zu viele Reparaturen derselben veranlasst würden. Die Entfer- nung einer Scheibe von der andern beträgt gewöhnlich den 6 bis 8fachen Durchmesser des Standrohres; wenn also dessen Bohröffnung 5 Zoll ist, so wird eine Scheibe von der an- dern auf 30 bis 40 Zoll Entfernung gestellt. Die Bewegung der Scheiben muss immer so erfolgen, dass die eiserne Platte e f im Rohre nach oben, der hölzerne Schaft a aber nach unten zu stehen komme.
Am obern Ende des Standrohres werden in schiefer Richtung 2 Bohlen E,E ange- schraubt, und an denselben eine Gabelwalze F (Roue a hèrisson) angebracht; dieselbe liegt in eisernen Pfannen, und wird mittelst Bändern in Charnieren in ihrer Lage festge- halten. An dieser Gabelwalze sind jederseits Kurbeln vorhanden, woran die Arbeiter, die auf einem eigenen Gerüste stehen, wirken. Durch die Umdrehung der Kurbeln wer- den die Kettenglieder mittelst der Gabeln ergriffen, die Scheiben in dem Standrohre auf- wärts gezogen, hierdurch das Wasser geschöpft, und so bis zum Abflussrohre D gehoben. Es leuchtet ein, dass die eiserne Achse der Gabelwalze so gestellt werden muss, damit die Kette innerhalb und ober dem Standrohre genau einerlei Richtung er- halte, ferner müssen die Gabeln so eingerichtet werden, dass die Scheiben stets zwi- schen dieselben zu liegen kommen. Damit aber die Kette mit den Kolben an ihrem untern Ende leichter in das Standrohr eintrete, wird daselbst eine zweite Gabelwalze G, oder eine geriefte, eiserne Walze, die in der Mitte schwächer als an beiden Enden ist, an den Bohlen C,B befestigt.
Diese Maschine hatte in ihrem ursprünglichen Zustande ausgestopfte Bälle, den Glie- dern eines Rosenkranzes ähnlich, woher auch der Nahme Paternosterwerk rührt; da sich diese Bälle jedoch zu bald abnützen, so wurden statt derselben lederne Scheiben ange- wendet und die Maschine Scheibenkunst, auch Püschelwerk genannt, doch wird sie häufig auch noch mit dem ursprünglichen Nahmen Paternosterwerk bezeichnet.
Der kleine Raum, welchen eine solche Maschine einnimmt, gibt ihr einen bedeu- tenden Vorzug vor dem Schaufelwerke, die Wasserschöpfung geht mit derselben so wie bei dem Schaufelwerke ununterbrochen fort, allein sie verursacht eine sehr bedeutende Reibung, wenn die Scheiben genau passen, und ist diess nicht der Fall, so geht wieder viel Wasser, vorzüglich bei einer grösseren Hubshöhe verloren.
§. 127.
Es sey die Höhe, auf welche das Wasser mittelst eines Paternosterwerkes gehoben werden soll, oder die Differenz der zwei Wasserspiegel = H, die Querschnittsfläche des Steigrohres = f und die Entfernung zweier Kolben von einander = E, der kubische Inhalt eines Kolbens sammt dem zugehörigen Kettenstücke aber = k'. Nehmen wir an, dass die Kolben in dem Steigrohre genau anschliessen, so wird auch ihre Querschnittsflä- che = f, folglich die zwischen zwei Kolben vorhandene Wassermenge = f. E — k' und das Gewicht derselben = 56,4 (f. E — k') seyn. Ist die Anzahl der Kolben, welche sich in dem Steigrohre befinden = n, demnach n. E = H, so haben wir das Gewicht der Wasser-
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Beschreibung des Paternosterwerkes.
Die ledernen Scheiben (Rondelets de cuir) müssen etwas kleiner seyn, als die
innere Weite des Standrohres, weil sonst eine zu bedeutende Reibung bei der Bewe-
gung der Maschine und zu viele Reparaturen derselben veranlasst würden. Die Entfer-
nung einer Scheibe von der andern beträgt gewöhnlich den 6 bis 8fachen Durchmesser des
Standrohres; wenn also dessen Bohröffnung 5 Zoll ist, so wird eine Scheibe von der an-
dern auf 30 bis 40 Zoll Entfernung gestellt. Die Bewegung der Scheiben muss immer so
erfolgen, dass die eiserne Platte e f im Rohre nach oben, der hölzerne Schaft a aber
nach unten zu stehen komme.
Fig.
6.
bis
9.
Tab.
84.
Am obern Ende des Standrohres werden in schiefer Richtung 2 Bohlen E,E ange-
schraubt, und an denselben eine Gabelwalze F (Roue a hèrisson) angebracht; dieselbe
liegt in eisernen Pfannen, und wird mittelst Bändern in Charnieren in ihrer Lage festge-
halten. An dieser Gabelwalze sind jederseits Kurbeln vorhanden, woran die Arbeiter,
die auf einem eigenen Gerüste stehen, wirken. Durch die Umdrehung der Kurbeln wer-
den die Kettenglieder mittelst der Gabeln ergriffen, die Scheiben in dem Standrohre auf-
wärts gezogen, hierdurch das Wasser geschöpft, und so bis zum Abflussrohre D
gehoben. Es leuchtet ein, dass die eiserne Achse der Gabelwalze so gestellt werden
muss, damit die Kette innerhalb und ober dem Standrohre genau einerlei Richtung er-
halte, ferner müssen die Gabeln so eingerichtet werden, dass die Scheiben stets zwi-
schen dieselben zu liegen kommen. Damit aber die Kette mit den Kolben an ihrem untern
Ende leichter in das Standrohr eintrete, wird daselbst eine zweite Gabelwalze G, oder
eine geriefte, eiserne Walze, die in der Mitte schwächer als an beiden Enden ist, an den
Bohlen C,B befestigt.
Diese Maschine hatte in ihrem ursprünglichen Zustande ausgestopfte Bälle, den Glie-
dern eines Rosenkranzes ähnlich, woher auch der Nahme Paternosterwerk rührt; da sich
diese Bälle jedoch zu bald abnützen, so wurden statt derselben lederne Scheiben ange-
wendet und die Maschine Scheibenkunst, auch Püschelwerk genannt, doch wird
sie häufig auch noch mit dem ursprünglichen Nahmen Paternosterwerk bezeichnet.
Der kleine Raum, welchen eine solche Maschine einnimmt, gibt ihr einen bedeu-
tenden Vorzug vor dem Schaufelwerke, die Wasserschöpfung geht mit derselben so wie
bei dem Schaufelwerke ununterbrochen fort, allein sie verursacht eine sehr bedeutende
Reibung, wenn die Scheiben genau passen, und ist diess nicht der Fall, so geht wieder
viel Wasser, vorzüglich bei einer grösseren Hubshöhe verloren.
§. 127.
Es sey die Höhe, auf welche das Wasser mittelst eines Paternosterwerkes gehoben
werden soll, oder die Differenz der zwei Wasserspiegel = H, die Querschnittsfläche des
Steigrohres = f und die Entfernung zweier Kolben von einander = E, der kubische Inhalt
eines Kolbens sammt dem zugehörigen Kettenstücke aber = k'. Nehmen wir an, dass die
Kolben in dem Steigrohre genau anschliessen, so wird auch ihre Querschnittsflä-
che = f, folglich die zwischen zwei Kolben vorhandene Wassermenge = f. E — k' und das
Gewicht derselben = 56,4 (f. E — k') seyn. Ist die Anzahl der Kolben, welche sich in dem
Steigrohre befinden = n, demnach n. E = H, so haben wir das Gewicht der Wasser-
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/219>, abgerufen am 03.12.2024.
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